Trotz Lockdown
Skifahren, Snowboarden, Party machen und danach der Welt auf Social Media zeigen, wie schön der Winter während einer Pandemie sein kann. Hunderte junge Briten und Skandinavier haben sich am Fuße des Arlbergs einquartiert, um Party im Schnee zu machen – während die meisten jungen Menschen im Lockdown zu Hause sitzen.
Wien/St. Anton, 26. Jänner 2021 | Nach Ischgl und Jochberg reiht sich der nächste Tiroler Skiort in die Liste der Corona-Party-Hotspots ein. In St. Anton am Arlberg feiern hunderte sogenannte “Ski Bums” gerade den Winter ihres Lebens.
Wodka am Sessellift und Stadl-Partys
“Ski Bums” kann man mit den klassischen Ski-Touristen nicht vergleichen. Es sind meist junge skihungrige Personen mit wenig Budget, die sich ihren Aufenthalt in den Bergen mit Nebenjobs vor Ort finanzieren. In der Freizeit wird Ski und Snowboard gefahren – und natürlich auch Party gemacht. Wie die “Tiroler Tageszeitung” berichtet, sollen sich hunderte Partytouristen (darunter vorwiegend Briten, Dänen und Schweden) derzeit in St. Anton befinden.
Eine der “Bums”, eine junge Schwedin, hat ihre Eindrücke vom Skiurlaub bereits in einem Video auf Youtube präsentiert. Stolz wird darin die Unterkunft hergezeigt, auch von der Polizei wurde man offenbar kontrolliert, wie ein Ausschnitt zeigt. Am Sessellift wird Wodka getrunken, nach dem Skifahren dann rund um einen Stadl ordentlich gefeiert und Polonaise getanzt.
(Video: Youtube)
“Zweitwohnsitz” statt Unterkunft
“Offenbar kursieren Tipps im Internet, wie man Verbote umgeht und unbehelligt nach St. Anton kommt, nämlich mit dem Zug aus Zürich”, ärgert sich Bürgermeister Helmut Mall. Dieser zeigt sich auch gegenüber jenen Vermietern empört, die den jungen Touristen trotz Beherbergungsverbot ein Quartier gegeben haben: „Es gibt Fotos, wo 30 bis 40 Partygäste zu sehen sind.“
Funktionieren tut das ganze mit einem einfachen Trick, wie der Bürgermeister gegenüber dem “Standard” erklärt:
“Aber es gibt leider ein paar Betriebe im Ort, die ihnen Unterkunft geben, indem sie dort einen Zweitwohnsitz anmelden und vorgeben, zur Arbeitssuche hier zu sein.”
Zudem bestätigt die Polizei in St. Anton, dass Après-Ski heuer bei den Heustadeln im Skigebiet stattfindet – mit Dosenbier aus dem Supermarkt.
Dornauer hat Nase gestrichen voll
Auch im Zillertal wurde zuletzt ein Corona-Cluster bekannt. Angesichts der wiederholten Berichte zum Aufenthalt ausländischer Gruppen in Tirol fordert der Tiroler SPÖ-Tirol-Chef Georg Dornauer von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ein härteres Durchgreifen:
„Vermeintliche Skilehrer, ausländische Truppen und feiernde Partygäste – in Tirol geht es vielerorts zu, als ob es Corona nicht gäbe. Die Tirolerinnen und Tiroler werden dadurch zusätzlichen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt.”
Die Menschen hätten von dieser “Tiroler Fahrlässigkeit die Nase gestrichen voll”. Die Verantwortlichen, die solche Umgehungen einfädeln, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Dem Land wirft er vor, hier gezielt wegzuschauen und fordert den Tiroler Landeshauptmann daher auf, den “touristischen Tricksereien” endlich einen Riegel vorzuschieben.
80 belgische Soldaten bereits in Tirol
In diesem Sinne kritisiert Dornauer auch die belgischen Elite-Soldaten, die sich für ihre Gebirgsjäger-Ausbildung laut “Kurier” gerade im Wattentaler Lizum befinden: “Wir brauchen jetzt keine ausländischen Truppen im Land – so dringend kann eine militärische Übung für die Männer aus Flandern gar nie sein.” Der höchste “Berg” Belgiens ist übrigens nicht einmal 700 Meter hoch.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk