Mittwoch, Juli 16, 2025

Kurz-Tweets sorgen für Kopfschütteln: Kanzler warnt vor Mutation, sperrt aber auf

Kanzler warnt vor Mutation, sperrt aber auf

Am Montag kündigte die Bundesregierung Lockerungen des Lockdowns an. Die Verantwortung für etwaige steigende Zahlen schob man jedoch der Bevölkerung zu. Es gelte nun Eigenverantwortung. Auf Twitter sorgte der Kanzler am Montag zusätzlich für gehörig Verwirrung.

 

Wien, 02. Februar 2021 | Lockdown, Lockdown Light, nichts, etwas mehr als nichts, Lockdown Light, Lockdown II, Lockdown Light, Lockdown III, Lockdown Light: So liefen die letzten elf Monate in Österreich ab. Am Sonntag wurde der neueste Lockdown Light verkündet, der mit 8. Februar in Kraft treten soll.

Das nächste Mal Bilanz wird die Regierung laut Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in zwei Wochen ziehen. Da wird dann über allfällige weitere Lockerungen entschieden oder aber auch mit Restriktionen reagiert, sollten sich die Zahlen verschlechtern, beziehungsweise ein exponentielles Wachstum eintreten, was laut Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein realistisches Szenario sei. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner bezeichnete dies als Risiko: „Ich hoffe, dass sie dieses Risiko kontrollieren kann. Die Verantwortung dafür trägt ausschließlich die Bundesregierung.“

Kanzler macht Corona zum “Privatvirus”

Der Kanzler betonte auch, dass die Verantwortung nun vor allem im privaten Bereich liege. Angesichts des wohl erwartbaren Anstieges in den nächsten Wochen, sorgte die Aussage des Bundeskanzlers in den sozialen Netzwerken für Aufruhr. Kurz würde die Verantwortung auf die Bevölkerung abschieben, hieß es vielfach. Das Virus würde nun als „Privatvirus“ von der Regierung verkauft werden. Epidemiologische Sicherheitsmaßnahmen an Arbeitsplätzen vermissen hingegen viele bei den Ankündigungen des Bundeskanzlers.

Wir sind so schön, wir sind so toll,…

Auf Twitter richtete sich Kurz nach der Pressekonferenz erneut an die Bevölkerung. Dabei wurde er nicht müde, erneut mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen und Österreich hervorzuheben.

Österreich befinde sich im „besten Drittel der EU“, das sei „die gute Nachricht“. Auch Grenzverschärfungen kündigte er an.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Die “gute Nachricht” des Kanzlers sorgte allerdings für Verwirrung. Vielen war nicht klar, wieso die Bundesregierung plötzlich bei der Zahl der 7-Tagesinzidenzen umschwenkte. Gab man Anfang Jänner noch als klares Ziel an, diese unter 50 zu drücken, um öffnen zu können, liegt die Zahl derzeit bei rund 100.

Umso verwunderlicher die Begründung des Kanzlers für die Öffnungsschritte, die er dann auch noch mit einer „schlechten Nachricht“ unterlegte: „Die Mutationen, vor allem die britische und südafrikanische, breiten sich aus. Während die klassische Virusvariante im Sinken ist, steigen die Mutationen an.“ Für Kurz die logische Schlussfolgerung: „Daher können wir heute nur sehr behutsame Öffnungsschritte, gemeinsam mit intensiven Sicherheitsbegleitmaßnahmen, setzen.“

Zu allem Überfluss verwechselte Kurz in seinen Twitterbotschaften auch noch die Begriffe „Ausgangssperre“ und „Ausgangsbeschränkung“.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

ZackZack unterstützen

Jetzt Mitglied werden!

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

46 Kommentare

46 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare
webseite artikeln seite(4)