Donnerstag, März 28, 2024

Amazon-Bezos mit neuem Posten – Rochade statt Machtverlust

Rochade statt Machtverlust

Der zweitreichste Mann der Welt zieht sich überraschend von der Spitze seines Unternehmens zurück. Amazon-Gründer Jeff Bezos erklärte am Dienstag, dass Amazon derzeit so „erfinderisch“ wie noch nie zuvor sei, deswegen sei jetzt ein optimaler Zeitpunkt für einen Wechsel. In der Corona-Krise machte der weltgrößte Online-Gigant hunderte Milliarden Dollar Umsatz, doch Belegschaft und Umwelt gehen leer aus.

 

Wien, 03. Februar 2021 | In einem Schreiben an seine Mitarbeiter erklärte der 57-jährige seinen Rücktritt damit, nun mehr Zeit und Energie für seine anderen Projekte zu haben. Bei seiner Entscheidung ginge es nicht darum, sich in den Ruhestand zu verabschieden. “Ich hatte noch nie mehr Energie”, betonte er.

Vor rund 27 Jahren gründete Bezos in einer Garage bei Seattle einen Online-Buchladen. Aus seiner Faszination für das Internet entstand einer der größten Konzerne der Welt: Amazon. Nach über einem Vierteljahrhundert leitet der weltgrößte Onlinehändler nun den Wechsel an seiner Vorstandsspitze ein – Bezos wird den Vorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den bisherigen Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts.

Zweitreichster Mann der Welt bleibt mächtig

Eine Ära endet damit aber noch nicht, Bezos will weiter mitmischen. Er dürfte als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats, der den Vorstand beaufsichtigt, weiterhin viel Einfluss bei Amazon ausüben. In seiner zukünftigen Rolle wolle er seine Energie und Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Initiativen ausrichten. Außerdem gewinne er so mehr Zeit für andere Projekte wie seine Stiftungen, seine Raumfahrtfirma Blue Origin oder die Zeitung “The Washington Post”, die in seinem Privatbesitz ist. Mit einem geschätzten Vermögen von 197 Mrd. Dollar (fast 163,6 Mrd. Euro) ist er dem “Bloomberg Billionaires Index” (Stand Mittwoch) zufolge derzeit der zweitwohlhabendste Mensch der Welt hinter Tesla-Chef Elon Musk.

Gewinner der Krise

Das Geschäft lief auch im Schlussquartal 2020 glänzend: Dank des Bestell-Booms in der Corona-Krise während der Weihnachtszeit knackte Amazon innerhalb von drei Monaten erstmals die Marke von 100 Mrd. Dollar Umsatz. Im gesamten Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21,3 Mrd. Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent entspricht.

Amazons größter Profittreiber ist derweil nicht nur der Onlinehandel, sondern auch das Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet. Insofern ist es logisch, dass mit Andy Jassy der Leiter dieser Sparte zum künftigen Vorstandschef befördert wurde. Amazons Cloud-Plattform AWS, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent 12,7 Mrd. Dollar.

Zerstörter Einzelhandel: „Amazon muss zahlen“

Durch den Erfolg mit Amazon hat sich Bezos bei weitem nicht nur Freunde gemacht. Mit seiner großen Marktmacht und seinen Billigpreisen wird ihm vorgeworfen, den Einzelhandel zu zerstören, ZackZack berichtete mehrfach. In Österreich haben Greenpeace, Handelsverband und Gewerkschaft Amazon den Kampf angesagt. Sie forderten eine rasche und strenge Regulierung von Online-Giganten zugunsten von österreichischen Arbeitnehmern, Einzelhändlern und Umwelt.

Auch wegen umstrittener Arbeitsbedingungen gibt es scharfe Kritik am Online-Riesen.

“Amazon tut arbeitenden Menschen weh”: Angestellte von Amazon während eines Protests am 2. Dezember 2020 vor dem Stadthaus von Jeff Bezos in Manhattan, New York / Foto: APA

Der mächtigste Feind von Bezos saß bis vor kurzem aber noch im Weißen Haus: Ex-US-Präsident Donald Trump und ihn verband eine erbitterte Dauerfehde. Als Hauptgrund galt indes weniger das Geschäftliche, sondern vor allem Trumps Abneigung gegenüber der “Washington Post”, die häufig kritisch über ihn berichtete.

(jz/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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3 Kommentare

  1. Milliardäre so nötig wie ein Eitergeschwür. Vermögensteuer und generell Steuern zahlen. Danke ÖVP für das verhindern.

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