Samstag, März 22, 2025

Covid-Tests an Schulen: Nasenbohrer-Test erkennt nur vier von zehn Asymptomatischen

Covid-Tests an Schulen

Die Schnelltests, die an Schulen zum Einsatz kommen sollen, erkennen nur vier von zehn asymptomatisch Corona-Positiven. Besser als nix, sagt das Bildungsministerium unter Berufung auf eine Studie der AGES. Kritik an der Faßmann-Teststrategie kommt von der unabhängigen Lehrergewerkschaft.

Wien, 04. Februar 2021 | Montag und Mittwoch ist nach den Semesterferien an Österreichs Schulen Testtag: Nur wer dann einen “Anterio-Nasal-Test” durchführt, darf am Präsenzunterricht teilnehmen. Diese Antigentests taugen allerdings nur als “grobes Sicherheitsnetz”, betont Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien im Gespräch mit der APA. Auch im Bildungsministerium weiß man um die eingeschränkte Aussagekraft, deshalb seien die Tests auch nur eine Maßnahme neben Maskenpflicht und Schichtbetrieb.

“Jeder positive Fall, der frühzeitig und schnell erkannt wird, hilft, die Infektionsketten zu unterbrechen”,

betont man im Bildungsministerium den Nutzen der Tests. Ohne diese würden diese Fälle gar nicht erkannt werden und vermutlich weitere Ansteckungen verursachen.

Nur 41 Prozent Trefferquote bei Asymptomatischen

Eine aktuelle Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigt allerdings, dass die Sensitivität von Antigentests bei diesem Verfahren zwar bei Hospitalisierten bei über 93 Prozent und bei Massentest-Teilnehmern mit leichten Symptomen bei 76 Prozent liegt. Bei gänzlich asymptomatischen (aber potenziell infektiösen) Personen wurden allerdings nur mehr 41 Prozent der Positiven erkannt. Dennoch, so die AGES im Zuge ihrer Studie, bringen’s die Nasenbohrer-Tests:

„Die Schnelligkeit des Vorliegens von positiven Testresultaten erlaubt unverzügliche Isolierung potentiell hochinfektiöser Personen, ein Vorteil, der die geringere Sensitivität bei gänzlich asymptomatischen Personen weit überwiegt, da diese nur eine untergeordnete Rolle bei der SARS-CoV-2-Übertragung spielen.“

Qualitätsunterschiede bei Tests

„Es ist wichtig, dass Kinder, Jugendliche und Eltern wissen, dass ein negatives Testergebnis überhaupt kein Freibrief ist”, warnt Wagner vor einem falschen Sicherheitsgefühl. Es sei eher unwahrscheinlich, dass sich bei einem Abstrich im vorderen Nasenraum bei allen infektiösen Schülern genug Virusmaterial findet, um diese zu erkennen.

Gerade infizierte Kinder seien häufig asymptomatisch und könnten im vorderen Nasenraum, auch wenn sie infektiös sind, relativ wenig Viren haben. Zudem sind große Qualitätsunterschiede auch innerhalb der zugelassenen Antigentests bekannt. Aus diesen Gründen sei es besonders wichtig zu untersuchen, wie sensitiv die an den Schulen eingesetzten Tests von Lepu Medical beim Nachweis asymptomatisch infizierter Kinder mit hoher Virenlast mittels Abstrich aus dem vorderen Nasenbereich tatsächlich sind.

“Wenn man die Schulen offenhalten will, muss man zumindest mit diesem groben Netz immer wieder durchgehen, damit man zumindest regelmäßig infektiöse Kinder identifizieren kann.” Ohne ein PCR-gestütztes begleitendes Montoringprogramm werde man jedoch nicht wissen, wie wirkungsvoll diese Maßnahme tatsächlich ist, so Wagner, der die derzeit bis Ostern ausgesetzte Schul-“Gurgelstudie” koordiniert.

Falsch-positive Testergebnisse

Nicht so tragisch findet Wagner, dass mit der großen Zahl an Testteilnehmern – 342.000 Volksschüler werden zweimal, die anderen 793.000 Schüler einmal wöchentlich getestet – auch falsch-positive Ergebnisse zu erwarten sind. “Das ist eine Art Vortest, ein erstes Screening.” Hier sei es wichtig, Schulen und Eltern zu beruhigen und ihnen zu vermitteln, dass erst der PCR-Test ein endgültiges Ergebnis liefert. “Aber das wird ohnehin nicht unser größtes Thema sein beim zu erwartenden Anstieg an Infektionen.” Mittelfristig plädiert er für einen Umstieg auf Gurgeltests, die pro Klasse im Pool mit der sensibleren PCR-Methode ausgewertet werden. Dann seien auch falsch-positive Ergebnisse kein Thema mehr.

Unabhängige Lehrergewerkschafter kritisieren Faßmanns Teststrategie

Mit großer Skepsis reagieren die unabhängigen Lehrergewerkschafter von der ÖLI-UG auf die Teststrategie des Bildungsministeriums: Die “Nasenbohrertest” würden nicht einmal jede zweite Infektion erkennen. Dass gleichzeitig die Schul-“Gurgelstudie” ausgesetzt wurde, die einen Aufschluss über das reale Infektionsgeschehen an den Schulen gibt, sei “grob fahrlässig”.

Die ÖLI-UG-Vertreter fordern in einer Aussendung eine tatsächliche Halbierung der Klassen und wehren sich gegen medial angekündigte Pläne von AHS- und BMHS-Direktoren, ganze Klassen oder Jahrgänge ins Haus zu holen.

(apa/lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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