Mittwoch, April 24, 2024

Preisexplosion im Corona-Jahr: Essen und Wohnen immer teurer

Preisexplosion im Corona-Jahr

Das Corona-Jahr 2020 hat es in sich, insbesondere für einkommensschwache Haushalte, die den Großteil ihres Einkommens für Essen und Wohnen ausgeben: Mieten wurden um 4,1 Prozent teurer, Fleisch um 4,5 Prozent. Das Gehalt oder einige Sozialleistungen werden aber nur um die Inflationsrate, also um 1,4 Prozent, angepasst. Wie soll sich das ausgehen? Chefökonom Oliver Picek sieht den Gesetzgeber vor allem beim Mietrecht am Zug, auch die Arbeiterkammer fordert ein neues Mietrecht.

Wien, 05. Februar 2021 | Es sind nur scheinbar gute Nachrichten: Die Teuerung hat sich in Österreich 2020 leicht verlangsamt. Die Inflationsrate sank von 1,5 Prozent 2019 auf 1,4 Prozent 2020. Viel mehr musste man aber für Essen und Wohnen bezahlen: Die Teuerung bei Nahrungsmitteln war 2020 doppelt so hoch wie 2019, Wohnungsmieten stiegen mit 4,1 Prozent sogar fast um das Dreifache der Inflation, während zum Beispiel elektronische Geräte wie Handys um bis zu 9,2 Prozent sanken. Insbesondere niedrige Einkommen sind von der ungleich viel höheren Preissteigerung bei Grundbedürfnissen wie Essen und Wohnen stark betroffen.

Täglicher Einkauf mehr als doppelt so hoch wie Inflationsrate

Die Teuerung des Mikrowarenkorbs, der Güter des täglichen Bedarfs enthält wie Milchprodukte, Gebäck, Fleisch und die Tageszeitung, fiel 2020 mit 2,9 Prozent mehr als doppelt so hoch aus wie die allgemeine Inflationsrate. Das durchschnittliche Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen typischen wöchentlichen Einkauf abbildet und auch Treibstoffe enthält, ging im Jahr 2020 durchschnittlich um 0,6 Prozent zurück.

Ein starker Preistreiber war Elektrizität, denn die Strompreise stiegen um 5,8 Prozent. Auch Materialien für die Instandhaltung und Reparatur der Wohnung wurden deutlich teurer (+3,1 Prozent), etwa Gipskartonplatten um 6,9 Prozent und Ziegelsteine um 4,2 Prozent.

Preise für Obst und Fleisch stark gestiegen

Beim Essen zogen besonders kräftig die Preise für Obst (4,6 Prozent) und Fleischwaren (4,5 Prozent) an. Für ein Schweinsschnitzel musste man sogar um 6,9 Prozent mehr Geld hinlegen als im Jahr 2019, Würstel wurden um 7,5 Prozent teurer und eine Rindsgulaschkonserve um 8,2 Prozent. Milch, Käse und Eier kosteten um 2,3 Prozent mehr. Die Gemüsepreise stiegen nur um 0,7 Prozent, Brot und Getreideerzeugnisse kosteten um 1,4 Prozent mehr.

Wichtige Preisänderungen 2020 im Vergleich zum Vorjahr. Für größere Ansicht anklicken. Bild: APA

Rohöl und Elektrogüter billiger

Beim Rohöl hingegen sind die Preise 2020 gesunken, damit auch Preise für Treibstoff (Benzin 12,3 Prozent billiger, Diesel 12,7 Prozent). Der Heizölpreis sank im Schnitt um 22,5 Prozent. Preisdämpfer war weiters der Telekom-Bereich: Telefon- und Telefaxdienstleistungen wurden um 1,9 Prozent billiger, Handys sogar um 9,2 Prozent. Auch bei Großwerkzeugen sanken die Preise, ein Rasenmäher kostete im Schnitt um 4,5 Prozent weniger als im Jahr davor.

Arme werden ärmer

Oliver Picek, Chefökonom vom Momentum Institut, erklärt im Gespräch mit ZackZack, warum die Schere zwischen Inflationssteigerung und der Teuerung von Lebensmitteln und Mieten so groß ist:

„Die Inflationsrate gibt den durchschnittlichen Preissanstieg des gesamten Konsums in Österreich wider. Das ist ein Problem, weil die Reichen in der Bevölkerung viel Geld haben und das tendenziell für Luxusgüter ausgeben. Die teuren Produkte sind aber im Preis nicht so stark gestiegen und drücken so die Inflationsrate, während Güter des täglichen Grundbedarfs wesentlich stärker angestiegen sind. Wenn dann die Gehälter oder Sozialleistungen um die Inflationsrate angepasst werden, dann ist das vor allem für Niedrigverdiener, aber selbst für die Durchschnittsverdiener, die den größten Teil ihres Einkommens zur Deckung der Grundbedürfnisse ausgeben müssen, zu wenig.“

Die Entwicklung, die sich auf Grund dieser verzerrten Berechnung der Inflationsrate abzeichnet: Arme werden ärmer, weil sie immer mehr Geld zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse brauchen, während ihr Gehalt verhältnismäßig weniger steigt wie die Preise für Lebensmittel und Mieten.

„Staat muss mehr bei Mietrecht eingreifen“

Picek weist auf gesetzliche Schwachstellen hin: Der Gesetzgeber müsse mehr eingreifen, um zu vermeiden, dass zum Beispiel öffentlich geförderte Wohnflächen privatisiert werden.

„Dass Wohnraum als Anlage- oder Spekulationsobjekt genutzt wird ist für den Wohnungsmarkt toxisch und treibt die Mietpreise in die Höhe. Das Grundbedürfnis Wohnen darf nicht zum Anlage- oder Spekulationsobjekt werden.“

Auch die Arbeiterkammer fordert ein neues Mietrecht, einen Unterstützungsfonds, die Öffnung von leerstehenden AirBnb-Wohnungen für Menschen in Notsituationen und eine gesetzliche Verlängerung von ablaufenden Befristungen. Zuletzt forderte AK-NÖ-Präsident Markus Wieser einen 1.000 Euro-Gutschein für jeden Haushalt zur Entlastung.

(lb/apa)

Titelbild: Pixabay

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15 Kommentare

  1. Der “Sozialminister” Anschober ließ vom Wirtschaftsförderungsinstitut eine Studie erstellen die statistisch feststellte das durch die Krise besonders die ärmsten der Bevölkerung gewonnen hätten.
    Ein Tritt in die Eier und dann ins Gesicht lieber Herr “Sozialminister”…

    Tatsache ist das nur die reichen reicher wurden und fast alle Förderungen wenn sie nicht zufällig in Zwielicht Kanäle versickern an die wohlhabenden oder Sponsoren gingen….

  2. Im Sommer habe ich zu meinem Mann gesagt .. da läuft EU weit, global, in Österreich was! Corona ist nützlich um alles umzukrempeln! Die EZB Druck wie verrückt Geld, eine geldgeile övp pulvert das Steuergeld raus wie verrückt und versucht nun krampfhaft mit den ungenauen, und von der who bereits bestätigten ungenauen Tests die „Infektionszahlen“ hoch zu halten um die LD‘s für richtig zu verkaufen! Es wird so sein, dass über Nacht das of Brot 15 Euro kosten wird und viel zu viele Rennen mit einem dümmlichen grinsen und mit Anlauf gegen die Wand und huldigen vor dem Anprall noch dem Messias!

    • Darum weil es so offensichtlich ist und jeder Depp sehen kann das die die Krise systematisch rauszögern und so hunderte tote zu verantworten haben gehören die vor Gericht…
      Fahrlässige Tötung nenne ich das.

  3. Und vor Corona waren die Parkplätze bei den Wirten und Restaurants voll ausgelastet Selber kochen wäre billiger. Anscheinend ist das Essen doch nicht zu teuer. Beim Wohnen wollen die jungen Leute alles schicki-micki aber es darf nichts kosten. Einfachere Wohnungen werden abgelehnt.

  4. Auf das bedingte Einkommen will man ja hinaus.
    Das Volk soll in totale Abhängigkeit getrieben werden.
    Die Leute sollten sich schleunigst solidarisieren und mobilisieren gegen das Arbeitsverbot, dann soll mal bewiesen werden, ob sich jemand in Lokalen od. sonstwo angesteckt hat. Und wenn zuviele Kranke sind, kann man ja handeln…
    Aber bitte ohne abstruse Inzidenzen, r-werte etc., die völlig beliebig verändert werden können und nichts aussagen.
    Wären die Kranken tatsächlich der Grund, dann hätte man mit den ca. 420 Mio € Lockdownkosten pro Tag mehrere Kliniken inkl. Personal aufstellen können…

    • Schw//ach-Sinn !!
      Warum wollens der EU die Schuld geben ?
      Teuerungen in der EU:
      Schweden 0,6%
      Dänemark 0,4%
      Belgien 0,4%
      usw.
      Österreich hat seine eigene Teuerung – ganz ohne EU.

  5. Lustig ist es für alle Opfer der Regierung – die nun Arbeitslos sind oder bereits im Notstand – die bekommen NULL PUNKT NULL “Erhöhung”.

    • Na, da sehen Sie mal, wie bemüht die Regierung (und die Grünen Invertebraten) ist. Arbeitslose sind an nichts-haben gewöhnt. Die brauchen auch nichts. Ganz iim Gegensatz zu Manager und besonders Politikern. Die brauchen immer mehr, als sie Verdienen – deshalb müssen die in der Kriese auch mehr Geld bekommen als alle anderen. Na, erkennen Sie die tiefe Gerechtigkeit und Weisheit?

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