Donnerstag, März 28, 2024

Psyche von Italiens Kindern leidet unter Corona

Die Psyche von Kindern und Teenagern leidet auch in Italien unter den Folgen der Pandemie: Geschlossene Schulen, Ferndidaktik, kleine Wohnungen und finanzielle Schwierigkeiten der Familie – all dies lässt schlägt Kindern und Jugendlichen aufs Gemüt. In Italien ist 2020 die Zahl der Anrufe wegen Selbstmordversuchen von Kindern und Jugendlichen um 121 Prozent von 39 auf 86 gestiegen, berichtete die Kinderrechtsorganisation “Telefono azzurro”.

Wien, 05. Februar 2021 | Wegen Selbstmordgedanken stieg die Zahl der Anrufe bei der Hotline der Hilfsorganisation um 68 Prozent gegenüber 2019 und zwar von 229 auf 385. Die Zahl der Hilfeanrufe wegen Selbstverletzung stiegen um 84 Prozent von 177 auf 325.

“Wegen des Lockdowns und der Umstellung auf Ferndidaktik haben viele Kinder immer weniger soziale Beziehungen. Das ist ein gravierendes Problem für Teenager, wenn sie sich nicht mehr mit Gleichaltrigen austauschen können. Selbstmordgedanken graben daher immer tiefere Löcher”, warnte Ernesto Caffo, Kinderpsychiater an der Universität Modena.

Soziale Netzwerken erschweren Situation

Sozialnetzwerken würden nur noch die Lage erschweren. “Das Thema des Todes ist sehr ́cool ́ unter den Teenagern. Tod ist ein Geheminis, das viele anzieht. Fragile Kinder betrachten Selbstmord als heldenhafte Tat”, so Caffo.

Schock löste in Italien der Tod der zehnjährigen Antonella aus Palermo vor zwei Wochen aus. Das Kind soll vermutlich bei einer gefährlichen Internet-Mutprobe für die Kurzvideo-App gestorben sein. Daraufhin beschloss das soziale Netzwerk aus China ab 9. Februar, den Zugang für alle Nutzer in Italien zu blockieren und ihn erst nach Eingabe der Geburtsdaten wieder freigeben. Wer unter 13 Jahre sei, dessen Nutzerkonto werde gesperrt. Diese Altersgrenze gilt in den Unternehmensregeln eigentlich schon länger. Die Verantwortlichen hätten zugesagt, das Alter der aktiven TikTok-Fans in Zukunft verstärkt mit künstlicher Intelligenz zu kontrollieren.

(S E R V I C E – Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.)

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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13 Kommentare

  1. In diesem Zusammenhang wird Sozialmedia zu einem echten Problem werden. Stichwort Verabredung zum Suizid.

    • Ich bin dort nicht unterwegs. Aber glauben Sie, man könnten die Konzerne dazu verpflichten (falls das nicht eh schon so ist), einen bestimmten Anteil an Werbung (sagen wir z.B. 1%) für Hilfsangebote (Telefonnummern von Beratungszentren, etc.) einzublenden? Das müsste natürlich als offizielle Information klar gekennzeichnet werden. (Das ist nur ein noch nicht einmal richtig angefangener, und schon gar nicht zuende gedachter Gedanke.)

      • Weis nicht ich nütze auch kein Sozialmedia. Aber ich denke die Konzerne würden das schon tun, ist ja eine gute PR weil die Konzerne eh keinen so guten Ruf haben.

  2. Nicht nur Kinder und nicht nur in Italien leidet man unter den Corona Maßnahmen. Dazu eine Geschichte.
    Bei einem Spaziergang in unserer Landgemeinde, beobachtete ich wie sich am Gehweg zwei Familien begegneten. Als sie aneinander vorbeigehen mussten, wurden von der einen Frau die Kinder an den Rand des Gehsteigs gescheucht. Die Familien grüßten sich und mit Abstand bugsierten sie vorbei, als müssten sie sich vor Ungeheuern in acht nehmen.
    Das Bild, wie sich die Blicke trafen und sie sich nicht aus den Augen ließen, bis sie vorbei waren, war grotesk. Wenn so etwas eine Regierung zustande bringt, dann empfinde ich das als Totalversagen, auch als Totalversagen aller oppositionellen Kräfte.

  3. Liebes ZackZack-Team: Danke für die Berichterstattung!

    Aber wenn’s geht, bitte noch viel mehr Information (Rat-auf-Draht, etc.) angeben. Beim Wording bin ich mir nicht sicher, der Begriff “Selbstmord” ist meines Wissens aber in so einem Kontext problematisch. Aber es ist gut, dass auch über solche Themen berichtet wird! In Österreich gibt’s glaube ich um die 1200 Suizide pro Jahr! Das sind knapp 3 mal soviele Tote wie im Straßenverkehr! (Die Altersverteilung habe ich nicht im Kopf.)

    Um Kinder muss man sich sowieso besonders kümmern in dieser Zeit! Ein Buch, das ich hier empfehlen möchte ist “Verwundete Kinderseelen heilen” von Peter Levine und Maggie Kline

    • Der Altersgipfel der Suizidrate ist im mittleren Lebensalter, also zu der Zeit wo die Midlifecrisis zuschlägt. Ca. ab 45 bis 59. Ursache ist so meine Vermutung, dass sich die Menschen in diesem Alter dem Druck nicht mehr gewachsen fühlen. Es wird immer schwieriger mit zunehmenden Alter das zu erfüllen was in unserer Gesellschaft gefordert wird, besonders auch im sogenannten “Erwerbsleben” viele haben auch in diesem Lebensalter zum ersten Mal ernsthaftere gesundheitliche Probleme. Ich denke, dass ist der Grund warum viele in diesem Alter das Handtuch werfen.

      • Nachtrag: Der Begriff Selbstmord finde ich in diesem Zusammenhang treffend. Weil es eine brutale gewalttätige Tat ist. Ich fand es noch nie gut in diesem Zusammenhang etwas zu beschönigen weil es dazu führt das dieses Thema heroisiert oder mystifiziert wird. Es ist was es ist, eine schreckliche grausame und brutale Handlung egal ob es Erwachsene oder Kinder betrifft.

        • Dann habe ich schlechte Nachrichten für Sie: dieses Thema wird enorm werden (Gründe und Umstände zu eruieren kann man machen, aber bringt kaum was). Und dann wird es nicht mehr so heißen wie Kurz vor der “Pandemie” sagte, dass jeder jemanden kennen wird, der an Corona verstorben ist, sondern jeder wird jemanden kennen der durch die eigene Hand aus dem Leben geschieden ist.

          • Genau deswegen ist es wichtig, darüber zu sprechen. Ihre Andeutung verstehe ich nicht quantitativ, sondern qualitativ in dem Sinne, dass wir wirklich ein Problem haben, wenn wir uns nicht darum kümmern. Frau Lindorfer hat oben etwas erklärt, das im übertragenen Sinne wahrscheinlich auch hier anwendbar ist: Jetzt müssen viele schauen, wie sie über die Runden kommen. Aber wenn dann (ab Mitte des Jahres) die Pleitewelle anrollen wird, dann kommen auch verstärkt die Sorgen um die Zukunft, etc.

          • Problem ist relativ, auch wenn die Gründe für diese Entwicklung offenkundig zu sein scheinen, sind sie dennoch nur ein Teil der Wahrheit. Mit all den Ängsten, mit denen die Menschen konfrontiert werden (ob nun in Zusammenhang stehend mit der aktuellen Situation oder nicht), waren in Wahrheit immer im Menschen da, nur halt verdeckt/verschleiert. Gewisse Umstände (ob nun die Folgen der “Pandemie”) sind nur der Trigger.

        • In diesem Zusammenhang bin ich eben sehr vorsichtig und verweise auf jene, die sich damit gut auskennen. So weit ich mitbekommen habe geht’s nämlich um das “sich schuldig machen”. Aber hier müsste man sowieso zwei Ebenen unterscheiden: Kinder in dem Alter, das hier angesprochen wurde, werden diese Begriffe ohnehin nicht differenzieren können. Abholen müsste man die bei den Sorgen, die sie beschäftigen. Hier ist’s vielleicht die diffuse Angst, die sie von den Erwachsenen (unbewusst) aufnehmen. Aber es kann auch Mobbing sein, etc.

          • Ich kenn mich damit aus, das können sie mir glauben. Ich glaube sie werden in Österreich wenig Menschen finden, die sich derartig gut mit diesem Thema auskennen. Begleitet mich seit meinem 13. Lebensjahr. Habe einmal eine Diplomarbeit darüber geschrieben und dann im Laufe der Jahre 3 Nachbarn und 2 Familienmitglieder auf diese Art und Weise verloren. Vergessen sie alles was sie darüber wissen, es wird der Wirklichkeit nicht annähernd gerecht.

  4. Glaub kaum, dass es in Österreich diesbezüglich recht viel anders aussieht.
    Und genau das ist das Ziel: bei den Menschen so viel Leid und Schmerz wie nur möglich erzeugen, damit diese in Folge dazu bereit sind jeden unwürdigen Scheiß zuzustimmen, mit der Aussicht wieder das alte Leben zurückzubekommen (ja, es gibt nach wie vor Leute die das glauben). Ob Impfung, Testen, Überwachung etc etc… soweit der Plan.

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