Donnerstag, April 25, 2024

ZIB 2: Tiroler WK-Chef – Wer braucht schon Fakten?

Wer braucht schon Fakten?

Die Debatte um die Abschottung Tirols gipfelte am Sonntag in der ZIB 2. Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser erwies sich als überaus faktenimmun.

 

Wien, 08. Februar 2021 | Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hatte sich am Samstag vehement gegen eine Isolierung Tirols aufgrund der südafrikanischen Mutation B 1.351 des Coronavirus ausgesprochen und dem Gesundheitsminister Rudolf Anschober offen gedroht: „Wenn morgen ansatzweise aus dem Gesundheitsministerium etwas kommen sollte, dann werden´s uns am Montag richtig kennenlernen.“

Virologe widerspricht Walser

Aus dem Gesundheitsministerium sollte schließlich bis Sonntagabend nichts “kommen”, zu diesem Zeitpunkt war Walser in der ZIB 2 bei Martin Thür. Tirol werde so wie die anderen acht Bundesländer am Montag den Handel und die körpernahen Dienstleister aufsperren.

Auf die steigenden Zahlen der südafrikanischen Mutation in Tirol angesprochen, meinte Walser, dass das Gesundheitsministerium andere Zahlen als Tirol veröffentliche. Walser behauptete, es gebe derzeit nur acht positive Fälle der Mutation in Tirol. Wieso man so ein „Riesentheater“ um diese paar Fälle mache, verstand Walser nicht. Vermutlich weil der Wirtschaftskammerpräsident Tirols von falschen Zahlen ausging. Der Virologe Andreas Bergthaler bestätigte am Montag, dass mindestens 293 per Ganz- oder Teilgenomsequenzierung Proben mit der “südafrikanischen” SARS-CoV-2-Variante (B.1.351)  bisher in Tirol aufgetaucht sind. In anderen Bundesländern waren es nur neun. Die vom Land Tirol genannte Zahl von nur acht aktiven Mutationsfällen hält Bergthaler für unwahrscheinlich. Eine gesicherte Aussage sei aber schwierig. Walser ging jedoch noch weiter: „In kaum einem anderen Bundesland wird so viel sequenziert wie in Tirol und aus dem Grund hat man ja auch diese Mutation.“

Thür widersprach und berief sich auf das Gesundheitsministerium: alle Bundesländer würden derzeit sehr stark sequenzieren. Walser geht davon aus, dass Tirol dreimal so viel wie der Rest Österreichs sequenzierte. Generell verstehe Walser die Diskussion über eine Isolierung Tirols nicht, da die Sieben-Tages-Inzidenz in Tirol niedriger als in anderen Bundesländern sei. Thür entgegnete Walser, dass die Inzidenz keine Aufschlüsse über die Verbreitung der südafrikanischen Variante geben würde.

Drohungen gegen Gesundheitsministerium und Deutschland

Auf die Frage, ob sein Pochen auf Öffnungen angesichts der steigenden Mutationszahlen verantwortungsvoll sei, schoss Walser erneut gegen das Gesudnheitsministerium. “Verantwortungslos ist das, was derzeit aus dem Gesundheitsministerium kommt”. Dem Gesundheitsministerium warf Walser ebenfalls vor, mit “falschen Zahlen” zu agieren und “massiv falsch” zu informieren.

Der bayrische CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte am Sonntag: “Wenn Tschechien und Tirol Mutationsgebiete sind, dann muss man dies auch feststellen und die Grenzen abriegeln“. Walser reagierte mit einer unverholenen Drohung: “Dann muss man vielleicht irgendwann die Frage stellen, wenn schon keiner mehr einreisen soll nach Tirol, ob der Transitverkehr vielleicht in Zukunft nicht durch andere Länder fährt als wie Tirol”.

Bei Ischgl wird es laut

Auch beim Thema Ischgl wurde Walser lautstark. Ende Februar jährt sich der Jahrestag, an dem sich isländische Gäste in Ischgl infizierten. Die Tiroler Behörden reagierten spät, rund 11.000 Infektionen sind europaweit auf Ischgl zurückzuführen. Walser bestritt die Zahlen, die Ischgl-Kommission wäre zu einem anderen Schluss gekommen und in Ischgl hätte man damals sowieso schnell reagiert. Thür, der selbst bei den ausländischen Gesundheitsministerien nachgefragt hatte, wies Walsers Kritik zurück, die Zahlen seien „unbestritten“. Walser hingegen interessierte sich mehr, wie das Virus nach Ischgl kam, das sei die „die grundsätzliche Frage“.

Am Montag griff Tirol nun dem Gesundheitsministerium vor und verkündete ein eigenes Maßnahmenpaket gegen die Ausbreitung. Über Fortschritte in den Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium über eine Isolation gibt es derzeit noch keine Informationen.

Im Netz war die Meinung über Walsers ZIB2-Auftritt einstimmig: Eine Katastrophe.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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25 Kommentare

  1. Wir alle brauchen die Fakten:
    1. die “Corona-Plandemie” ist Betrug, der nur Geld in die Kassen krimineller Kreise schwemmen soll,
    2. wird dabei die Gesundheit aller Menschen und das Leben nicht ganz gesunder Menschen massiv gefährdet.

    Schon kurz nach der Pandemie-Verkündung standen Medikamente (Hydroxychloroquine+3) zur Verfügung und in der Folge wurden weitere (Ivermectin+3) gefunden. Wir hätten alle Lockdowns ab Sommer 20 und die meisten echten “Covid-19-Verstorbenen” vermeiden können, wenn man richtig behandelt hätte.
    Faktisch zeigen die offiziellen Zahlen 10 x soviele Corona-Tote seit September 20 und das Sterben hört – trotz Impfungen – nicht auf.

    Was muß noch passieren, bis endlich “das Richtige” getan wird?

  2. Super Tiroler ÖVP. Der WK Joker bekommt eh sein Gehalt weiter. Danke ÖVP Wähler

  3. Naja. Es sollte doch darum gehen, wie GEFÄHRLICH eine Mutation ist, nicht ob es sie GIBT. Dass das Virus mutiert, wird doch keinen mit 10 Klassen Schulbildung überraschen, oder? Zur Gefährlichkeit gibt es keine eindeutigen Aussagen, eher Hochrechnungen mit dünner Ausgangslage. Ehrlicherweise müsste man sagen: “Wir wissen es nicht!” Nichtwissen kann aber keine Grundlage für Panikmache und noch mehr Verschärfungen sein.
    Alle Viren mutieren, es ist uns normalerweise auch keine monatelange Nachrichtenflut wert.

    • Ja, aber dieses Problem haben wir immer. Auf die (Qualitäts-)Medien konnte man noch vor einem halben Jahr schimpfen, das Herunterbeten von Ranglisten mit absoluten (Todes-)Zahlen war eine Katastrophe und hat den Wahnsinn nur noch befeuert. Mittlerweile ist die Berichterstattung (z.B. auf Ö1, den ich manchmal als Staatsfunk bezeichnen musste) sehr ausgewogen und differenziert. Die Politik ist freilich überfordert. Jetzt geht’s nur noch um persönliche Befindlichkeiten (z.B. vom LH Platter). Man muss Prioritäten setzen. Aus meiner Sicht ist es wichtiger, dass Kinder in die Schule gehen können, als dass der Handel öffnet. (…)

        • 100% bei Diskussionen z.B. Punkt 1 – das ist schon ca. 1 Jahr nur noch “Belangsendung”!
          Wenn einmal überhaupt 2 Gäste anwesend sind, vertreten sie gleiche oder ähnliche Meinungen.
          Will man als Hörer eine konträre Meinung äußern, kommt man nur durch “Schwindeln bei der Anmeldung” in die Sendung.

          Ich warte noch ab, ob sich am Ende der Krise was ändert – sonst kündige ich dem ganzen ORF.

    • (Fortsetzung)

      Das Problem scheint mir zu sein, dass es nun zu spät ist. Offiziell halten sich die Menschen an die Vorschriften. Aber wo immer es geht, werden sie umgangen. Supermärkte verkaufen alle Waren, die kleinen Händler bleiben auf der Strecke. (…) Das Vertrauen ist zerstört. Da helfen auch drakonische Strafen nichts. Am Ende wird die Politik (allen voran der Bundesbasti Kurz) die Verantwortung übernehmen müssen. Der Schaden wird halt enorm sein!

      • Was heißt schon: Verantwortung übernehmen?
        Wird er bezahlen müssen?
        Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist zurücktreten zu müssen und sich irgendwo einen lukrativen Posten suchen zu müssen (falls ihn die Privatwirtschaft wirklich will, wenn er politisch keinen Einfluss mehr hat)

        • Das sehe ich anders. Dieser enorme Schaden an Menschenleben, Volksgesundheit, Volkswirtschaft, etc. wird nicht so einfach abzuwälzen sein!
          DDr. Haditsch, ein ausgezeichneter Fachmann, hat schon Ende Februar 20 den ORF um eine öffentliche Stellungnahme zu Covid-19 ersucht. Der ORF hat sinngemäß deswegen abgelehnt, weil es die Bundesregierung nicht gutheißen würde!?
          Mir selber wurden auf “ORF-Debatte” zig Beiträge gelöscht, die ab 09/20 Fakten über “Ivermectin+3” enthielten.

  4. Lustig ist dass die Tiroler von Virol Bashing sprechen. In Wahrheit heizen die das Thema extrem an.
    Einkesseln…. fertig…. und dann können Sie Party machen…. Schi fahren…und die alte Frau mit den Lennon Brillen kann tanzen und Happy sein.

  5. Man sollte tirol boycottieren, dann gehen sie schnell in die knie.

  6. Dieser Mensch ist Transportunternehmer mit 40 Lastwagenzügen und will den Transit verbieten. Ein Schuß ins Knie vom Basti. Verlogener geht´s nämlich nimmer.

  7. Wenn Anschober etwas vorliegen hat, was klar stellt das die Mutation gefährlich ist und er hat auch Daten über eine hohe Anzahl an Mutationen in Tirol, dann passt das doch überhaupt gar nicht, dass er keine Weisung ausspricht damit Tirol dicht machen muss. Der von Anschober gewünschte Konsens wäre dann grob fahrlässig.

    Wenn Tirol Infos/Daten von Anschober haben sollte, die Mutation ist gefährlich und es gibt davon eine hohe Anzahl in Tirol … dann handelt Tirol grob fahrlässig.

    Aber: dann müsste wieder Anschober handeln und Weisung erteilen.

    Ich kann jetzt nur interpretieren, aber es sieht so aus als gäbe es diese Daten nicht die ein Schließen von Tirol rechtfertigen würden.

    • https://zackzack.at/2020/05/28/kritik-muss-moeglich-sein-medienexperte-zu-fake-news-und-verschwoerungstheorien/
      Frau Larissa Breitenegger scheint die einzige im ZackZack Team zu sein, die sich kritisch mit Coronaberichten auseinandersetzt. Sie hat sich schon lange nicht mehr dazu geäußert- oder durfte sie nicht? Ansonsten schießt sich Peter Pilz und ZackZack auf Tirol ein. Wer braucht schon Fakten?
      Von den bösen Demonstranten in Wien sind übrigens keine erhöhten Infektionszahlen hervorgegangen.

        • Fakten oder Meinungen? Bergthaler: Eine gesicherte Aussage sei aber schwierig.
          Was ist mit den Kollateralschäden, die durch Lockdowns entstehen? Obligatorische Abriegelungen führen zum Tod unzähliger Menschen durch abgesagte/verzögerte medizinische Operationen, Selbstmorde, Drogenüberdosen, Einsamkeit und Isolation in Pflegeheimen und mehr. Keiner dieser Todesfälle würde ohne Lockdowns passieren. Die Regierung benachteiligt eine Gruppe von Menschen, mit dem Ziel, eine andere zu retten. Zumindest wird das behauptet.
          (https://tkp.at/2021/02/08/die-fehlenden-moralischen-standards-der-corona-massnahmen/)

    • Wenn’s etwas gibt, wo Bundesschlaubi Anschober total versagt hat, dann beim sich-darum-Kümmern, saubere Daten zu generieren. Aber das setzte voraus, dass man einen saubere Sprache spricht (vgl. Konfuzius XIII,3). Seit Mitte März 2020 schreibe ich ihm regelmäßig. Aber der ist so träge (und viele Medien hinterfragen ihn zu wenig), dass es nun zu spät ist. Die nächsten zwei Monate werden ein Dahinwurschteln sondergleichen 🙁

  8. Und der soll der nächste Landeshauptmann werden. Ich wandere aus!

    • ‘Hat der Platter leicht keinen Sohn, der ihm in der Erbdemokratie nachfolgen könnte?

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