ZIB-Interview aus 2019 wird zum “Schmankerl”
In einem ZIB 2-Interview von Gernot Blümel aus dem Jahr 2019 – kurz nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos schießt Gernot Blümel scharf gegen sein künftiges Ich. Seine damaligen Forderungen an die FPÖ klingen zwei Jahre später, als wären sie an den Blümel des Jahres 2021 gerichtet.
Wien, 18. Februar 2021 | „Da geht es um möglichen Machtmissbrauch“, „mögliche illegale Parteienfinanzierung“, „da braucht es substanzielle Aufklärung, die glaubwürdig sein muss“, „klar, dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergeht“, wer hat diese Worte wohl gesagt?
Fordert Blümel Konsequenzen gegen sich selbst?
Was sich anhört, wie eine Oppositionsforderung an den momentan in der Casinos Affäre wegen Untreue, Bestechlichkeit und Missbrauch der Amtsgewalt beschuldigten Gernot Blümel, stammt tatsächlich von Blümel selbst. Nur zwei Tage nachdem das Ibiza-Video (17.5.2019) publik wurde, forderte Blümel in der ZIB 2 am Sonntag Konsequenzen für den Koalitionspartner FPÖ. Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus traten am Tag zuvor von ihren Ämtern zurück. Die ÖVP hatte jedoch als neues Ziel den damaligen Innenminister Herbert Kickl ins Visier genommen. Die FPÖ könne nicht gegen sich ermitteln, sagten die ÖVP-Spitzen damals. Ein Koalitionsende stand unmittelbar bevor, eine Weiterführung mit Kickl als Innenminister war für die ÖVP ausgeschlossen, es waren „vielfach rote Linien überschritten“ worden, so Blümel.
https://twitter.com/Ayranmagman/status/1362302758376857600
Das gesamte Blümel-Interview von 2019 finden Sie hier.
Gerstl-Verteidigungs-Aussendungen mit unfreiwilliger Ironie
Zurück in der Gegenwart: Hier brilliert auch ÖVP-Fraktionsführer im Untersuchungsausschuss Wolfgang Gerstl mit unfreiwilliger Ironie. Gerstl versuchte am Mittwoch, Finanzminister Gernot Blümel mittels einer Aussendung zur Seite zu springen.
Unter dem Titel „Messen mit zweierlei Maß nimmt im U-Ausschuss fatale Dimensionen an!“, versuchte Gerstl einen Konnex zwischen Ex-Novomatic-Chef Harald Neumann und SPÖ-Stadträtin Ulrike Sima herzustellen. Dabei verfasste Gerstl auch diese Zeilen, die wohl auch auf Gernot Blümel zutreffen könnten: „Hier braucht es schon sehr viel Fantasie, um zu glauben, dass diese in einem Chat getätigten und dem Ausschuss vorliegenden Informationen einfach einem Gehirngespinst entsprangen und keiner der Beteiligten ein solches Gespräch geführt haben will. Da müssen die Erinnerungslücken schon bedenklich groß sein“.
Viel geteiltes Kurz-Zitat wohl fake
Das vor allem in den sozialen Medien oft geteilte Sujet, mit dem Kanzlerspruch über Heinz-Christian Strache, „Mit einem Regierungsmitglied gegen das polizeilich ermittelt wird, kann ich nicht länger zusammenarbeiten“, dürfte indes Fake sein.
Sebastian Kurz im Mai 2019 pic.twitter.com/I1KyCTxrPE
— HC Strache (@HCStrache1) February 12, 2021
Ein solches Zitat ist dem Kanzler nicht zuordbar.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk