Donnerstag, April 18, 2024

“Ihr könnt auf uns zählen!”: Profi-Fußballer gegen Homophobie

“Ihr könnt auf uns zählen!”

“Ihr könnt auf uns zählen!”: Das deutsche Fußball-Magazin „11 Freunde“ setzt jetzt ein Zeichen gegen Homophobie: Über 800 Profi-Spieler schließen sich der Erklärung an und äußern ihre Unterstützung für homosexuelle Spieler, sollten sie sich outen.

Wien, 18. Februar 2021 | Schwul und Profi-Fußballer? Jedenfalls nicht geoutet: Weltweit hat sich noch fast kein Profi-Fußballer öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Auch in Deutschland fehlen offen Schwule im Profi-Fußball:

„Bis heute hat sich kein einziger Profi in den deutschen Profiligen zu seiner Homosexualität bekannt. Weil ein solcher Schritt zwangsläufig mit monatelangem Spießrutenlaufen, unschönen Schlagzeilen und schlimmen Beschimpfungen von den Rängen in Verbindung gebracht wird.“,

schreibt das Magazin „11 Freunde“. Ein Outing ist insbesondere im Profi-Fußball mit Ängsten und Sorgen verbunden. Und das nicht ohne Grund: Rund um Homosexualität existieren nach wie vor viele Ängste und Vorurteile wie zum Beispiel die Vorstellung, schwule Profis hätten nichts Besseres zu tun, als unter der Dusche anderen Kollegen gegenüber aufdringlich zu werden. Anfang der 1980er-Jahre erklärte die FIFA in einem Urteil, Küsse auf dem Spielfeld seien „unmännlich, übertrieben gefühlsbetont und deshalb unangebracht“.

Die Angst vor den Reaktionen der Öffentlichkeit, der Kollegen und Fans, ist groß. Bereits mehrere ehemalige Profi-Fußballer haben ihren Kollegen davon abgeraten, sich zu outen, zuletzt der ehemalige deutsche Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm in seinem neuen Buch „Das Spiel – die Welt des Fußballs“:

„Gegenwärtig schienen mir die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen”.

Obwohl ein Verstecken der eigenen Identität sehr belastend sein muss, ist die Angst vor Schäden für die Karriere und Erfahrungen von Diskriminierung und Hass durch Fans und Gegner immer noch zu groß. Das renommierte Fußball-Magazin möchte diesen Ängsten nun entgegnen. Mehr als 800 deutsche Profi-FußballerInnen haben unterschrieben und sagen: “Ihr könnt auf uns zählen!”

Ein paar Profi-Sportler ließen sich für das Magazin 11 Freunde portraitieren. Bild: Screenshot Instagram.

Dadurch soll niemand zu einer Entscheidung gedrängt werden – aber jeder soll wissen, dass die Kollegen ihn im Fall der Fälle “unterstützen, ermutigen und falls notwendig auch gegen Anfeindungen verteidigen”. Unter den Unterzeichnern sind auch die österreichischen Nationalteam-Spieler Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim) und Christopher Trimmel (1.FC Union Berlin).

„In unserer Charta heißt es: Herzlich willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands – egal, woher du kommst, was du glaubst, was du hast oder bist, wie du lebst und wen du liebst. Das leben wir beim 1. FC Köln – und da stehen wir als Mannschaft voll dahinter.“,

sagt Jonas Hector vom 1. FC Köln gegenüber „11 Freunde“.

„Ein geschütztes Umfeld für alle zu schaffen, sich frei zu fühlen, darum geht es auch im Profifußball. Und diese Erklärung, unterschrieben von über 800 Spielerinnen und Spielern, ist vielleicht ein Anfang. Damit aus einer Utopie Realität wird. Ihr könnt auf uns zählen!“,

ist im Magazin „11 Freunde“ zu lesen: Nur wenn der Profifußball Schritt mit der gesellschaftlichen Entwicklung halten würde, könne er relevant blieben. Dem „Megathema der sexuellen Identität“ würde er dabei nicht ausweichen können. Was in Sachen Antirassismus im Fußball bereits erfolgreich Früchte getragen habe, ist im Bereich Antihomophobie noch ausstehend. „11 Freunde“ hat damit ein starkes Zeichen gesetzt.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk: Christoph Baumgartner, Christopher Trimmel während dem Training des ÖFB Nationalteams am Montag 31. August 2020 im Wörthersee Stadion in Klagenfurt.

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9 Kommentare

  1. Liebe Redaktion! Diese Reportage bestätigt (zusätzlich) meinen Entschluss mich der zack zack community anzuschließen. Fühle mich bei euch in jeder Hinsicht gut aufgehoben!

    • Ist generell an der Zeit. Aber beim Sport geht es auch um viel Geld mit Werbung und da ist halt ein schwuler Sportler nicht so besonders gut zu vermarkten.

      • Da gibt es bei den Damen schon seit längerer Zeit adäquate Vorbilder. Besonders möchte ich diesbezüglich Megan Rapinoe hervorheben die mich stark beeindruckt für ihr politisches Engagement – leibhaftiges Schreckgespenst für D.T. – und ihrem unerschrockenen Kampf gegen sexuelle Diskriminierung.

        • Man darf aber auch nicht Viktoria Schnaderbeck ÖFB Teamspielerin vergessen, die diesbezüglich in Österreich vorranschritt (mit ihrem selbstbewußten Outing) und dadurch viele betroffene Mitmenschen ermutigte es ihr gleich zu tun. Aber bei männlichen Fussballern ist dies natürlich etwas schwieriger.

          • Wir haben 2021 und müssen uns noch über so etwas unterhalten irgendwie ist das so traurig…………😢😢😢😢😢

        • Ja, bei den Damen. Im Tennis vor allem: Martina Navratilova und Billie Jean King. Aber von einem schwulen Tennisspieler haben wir noch nie etwas gehört. Obwohl das unwahrscheinlich ist. Auch Pernilla Wiberg outete sich erst nach ihrer Skikarriere. Aber sie tat es. Manche Fußballer outeten sich auch nach ihrer Karriere. Im Tennis gibt es Zwillingsgeburten in großer Zahl (sie treten bei künstlichen Befruchtungen häufig auf). Schwule Tennisspieler sind schlichtweg nicht bekannt.

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