Freitag, April 19, 2024

Schon wieder: Zahlreiche Missbrauchsfälle in katholischer Kirche

Ein neuer Bericht zu Missbrauchsfällen in der deutschen Erzdiözese Köln sorgt für Überraschung: Das neue Gutachten ortet wesentlich mehr Missbrauchstäter und -opfer, als im vorangegangenen Gutachten angenommen.

Wien, 20. Februar 2021 | In der Erzdiözese Köln werden immer mehr Missbrauchstäter bekannt – ein neues Gutachten kommt auf wesentlich mehr Missbrauchstäter und -opfer als bisher angenommen: Laute einem von der Kathpress zitierten “Spiegel”-Bericht kommt der neu von Kardinal Rainer Maria Woelki beauftragte Gutachter Björn Gercke auf rund 300 Betroffene und 200 Beschuldigte seit 1975. Die im Herbst 2018 vorgestellte Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe führte für die Erzdiözese Köln 135 Betroffene und 87 beschuldigte Geistliche aus Akten der Jahre 1946 bis 2015 auf.

Mehr als 270 Opfer

Das Gercke-Gutachten soll am 18. März vorgestellt werden. Eine zuvor bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) beauftragte Untersuchung über den Umgang von Diözesanverantwortlichen mit Fällen sexualisierter Gewalt lässt Woelki nicht veröffentlichen, weil sie nach Ansicht einiger Juristen “methodische Mängel” aufweist und nicht rechtssicher sei. Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis 1975. Das Münchner Gutachten nennt nach Information des “Kölner Stadt-Anzeigers” (Samstag) rund 230 Beschuldigte und mehr als 270 Opfer. Das Gutachten von Gercke wertet laut “Spiegel” über 300 Verdachtsmeldungen und 236 Aktenvorgänge aus.

Kardinal räumt Fehler bei Aufarbeitung ein

Woelki wirbt indes um Verständnis für das neu in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten in seiner Erzdiözese. “Tatsächlich benötige ich als Bischof hinsichtlich aller relevanten Personen eine bestimmte qualitative und quantitative Faktenlage, die ein klares und konsequentes Veränderungshandeln dann auch nachhaltig möglich macht”, schreibt Woelki in seinem Fastenhirtenbrief, der am Wochenende in den Pfarren der Erzdiözese Köln verlesen werden soll. Er räumte erneut Fehler bei der Aufarbeitung sowie im Krisenmanagement ein. “Das alles tut mir von Herzen leid”, erklärte der Kardinal.

Kardinal selbst unter Beschuss

Sein Ziel sei weiterhin die Aufklärung der Missbrauchsvergehen und ihrer systemischen Umstände – “selbstverständlich auch im Blick auf meine eigene Person”, betonte Woelki. Der Erzbischof steht derzeit unter Beschuss, weil er ein erstes Gutachten zum Umgang früherer und heutiger Diözesanverantwortlicher mit Missbrauchsfällen nicht, wie zunächst vorgesehen, veröffentlichen lässt. Er begründet dies mit “methodischen Mängeln” in dem Papier.

Freigabe des Gutachtens soll “zeitnah” erfolgen

“Zeitnah” nach Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens soll dann laut Woelki auch das ursprüngliche Gutachten freigegeben werden – zuerst für Betroffene und dann für Journalisten sowie weitere Interessierte. “Das wird uns – hoffentlich – helfen, wieder neu aufeinander zuzugehen und uns wieder bereitwilliger zuzuhören in den Anliegen, die uns bewegen.”

(lb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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6 Kommentare

  1. Endlich etwas ändern!
    Die Mitglieder der Katholischen Kirche sollten verlangen, den Zölibat aufzugeben und die Priester
    Familien gründen zu lassen. Angeblich – ein Insider hat es angedeutet – hängt alles nur am Geld, weil
    man dafür die Pfarrhöfe erweitern müßte.
    Auch die üblichen Einsatzjahre der Pfarrer in den Gemeinden würden sich schwieriger gestalten.

    Mit etwas Nachdenken darüber sollten die Kirchenoberen rasch eine Win-Win-Situation feststellen:
    1. Mehr Angebot an inländischen Priestern (Priesterinnen).
    2. Deutliche Aufwertung des Priesterberufes.
    3. Qualitätssteigerung der priesterlichen Arbeit (Vorbildwirkung).
    4. Bremsen der Kirchenaustritte.
    5. Ende der Mißbrauchsfälle!

    • Stimme ich Ihnen absolut zu.

      Das Zölibat ist – soweit ich weiß- eingeführt worden, damit die Kirche das Vermögen der Priester nicht teilen muss (mit Kindern oder Ehefrauen)

      Abschaffung des Zölibats wäre der Schritt in die richtige Richtung.

    • Ich wäre mal für weibliche Priester weil da fällt das Problem mit dem Missbrauch ja vermutlich weg. Aber irgendwie schwebt mir trotzdem ein Priester oder eine Priesterin vor die sich nur um ihre Gemeinde kümmern. Das Leben und die ganze Energie anderen Menschen widmen ist für mich trotzdem das Ideal von einem Priester. Und das mit der Sexualität was solls, wir sind doch eine aufgeklärte Gesellschaft.

      • … und das wissen die mißbrauchten Kinder (oder abhängigen Nonnen) auch???

        Vielleicht versuchen Sie’s einmal mit etwas mehr Denken und etwas weniger Schreiben ;-(

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