Mittwoch, April 24, 2024

Nächstes Opfer der Pandemie: Wiener Kultlokal sperrt für immer zu

Nächstes Opfer der Pandemie

Seit 1987 war das “Nachtasyl” in der Stumpergasse in Wien Mariahilf ein beliebter Treffpunkt für Nachtschwärmer aller Art. Jetzt sind “die Taschen leer” – das Beisl muss, trotz Spendenaufrufs, nach 34 Jahren seine Pforten schließen.

Wien, 22. Februar 2021 | “Mit großem Bedauern muss ich euch leider mitteilen, dass ich mich dazu entschließen musste, das Nachtasyl für immer zuzusperren.” Dieser Facebook-Eintrag vom Besitzer des “Nachtasyl”, Dan Lestrade, sorgte bei vielen ehemaligen Gästen am Sonntag für einen Schock.

“Weitermachen ist finanziell unmöglich”

Fast ein Jahr lang hat Lestrade, der das Kultlokal erst 2020 übernommen hatte, gekämpft. Wegen fehlender staatlicher Unterstützung und der düsteren Aussichten für die Nachtgastronomie sei jedoch jetzt der Punkt erreicht, an dem die “Taschen leer sind”. Auch das an das Nachtasyl angeschlossene Tagasyl wird schließen.

“Mittlerweile ist auch klar, dass die Nachtgastronomie noch sehr, sehr lange geschlossen bleiben wird, auch das ist ein Grund, weshalb ich nicht mehr weitermachen und abwarten kann, das ist finanziell gesehen vollkommen unmöglich, von der psychischen Belastung mal ganz abgesehen”,

so der Wirt auf Facebook.

Da er das Lokal erst letztes Jahr übernommen hat, hat Lestrade keinen Anspruch auf einen Fixkostenzuschuss oder andere Unterstützungen und musste die letzten Monate großteils aus eigener Tasche finanzieren.

Auch Spendenaktion ohne Erfolg

Als wären Corona und die Maßnahmen nicht bereits genug gewesen, war das Lokal auch noch sanierungsbedürftig. Bereits im Dezember startete Lestrade daher einen Spendenaufruf für sein Beisl. Das Kellerlokal schimmelte und musste trocken gelegt werden. Für die notwendige Sanierung seien jedoch gerade einmal 2 Prozent der Gesamtsumme zusammengekommen. 

“Nichtsdestotrotz möchte ich mich bei den wenigen Menschen, die gespendet haben, herzlich bedanken. Ihr habt es mir ermöglicht, überhaupt so lange durchzuhalten, am Ende war jedoch auch das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.”

Auch wenn durch die traurige Nachricht am Sonntag und Montag noch einige Spenden dazugekommen sind, dürfte es wohl nicht für das Überleben des Lokals reichen.

Das legendäre Nachtasyl in der Stumpergasse. (Bild: facebook.com/Nachtasyl)

Ehemalige Gäste erinnern sich

34 Jahre lang bot das “Nachtasyl” in der Stumpergasse 55 noch unbekannten Künstlern, darunter Buchautoren, Sängern und Tänzern, eine Plattform für ihre Kunst. Die Gäste schätzten das unkonventionelle Ambiente genauso wie das gebotene Kulturprogramm, welches immer wieder für Überraschungen sorgte. Gegründet wurde das Nachtasyl 1987 vom tschechischen Exilanten und politischen Aktivisten Jiří Chmel, der das Lokal danach über 30 Jahre geführt hat. Dementsprechend oft war es auch der Treffpunkt vieler Tschechen in Wien. Auch auf Twitter erinnern sich viele an ihre durchzechten Nächte im verrauchten Kellerlokal.

Besitzer: “Vielen geht es so”

In seinem emotionalen Abschiedstext erinnert Lestrade auch daran, dass nicht nur sein Lokal mit der Krise zu kämpfen habe: “Bitte bedenkt, dass es vielen anderen auch so ergeht wie mir. Ich wünsche mir, dass sobald alles zu Ende ist, ihr fort geht, Spaß habt, euer Essen beim Wirten um die Ecke genießt.”

Die Gastronomie sei die am stärksten betroffene Branche und alle Wirte würden nur dann in Zukunft überleben können, wenn die Leute sie auch wieder besuchen würden. Denn die Pandemie habe schon genug Existenzen ruiniert: “Lasst uns diejenigen retten, die es sich noch leisten können.”

(mst)

Titelbild: facebook.com/Nachtasyl

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Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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9 Kommentare

  1. Es reicht jetzt wirklich!

    Spätestens seit September 2020 ist allgemein bekannt, daß absolut sichere und wirksame
    Medikamente (z.B. Ivermectin+3) zur raschen und vollständigen Heilung von Covid-19-Kranken zur Verfügung stehen.

    Seitdem sind allein in Österreich lt. offiziellen Angaben mehr als 7500 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben!

    Alle Gemeindeämter Österreichs wurden darüber im Jänner 21 in Kenntnis gesetzt – d.h. alle Bürgermeister und Gemeinderäte müßten es wissen.

    Der ORF hat (lt. Fachleuten auf Anordnung der BR – gut belegt und beweisbar) seither jede
    Meldung darüber konsequent unterdrückt.

  2. Meldung darüber konsequent unterdrückt.

    Was unsere Regierung mit uns macht bzw. gemacht hat, ist :
    1. Fehlinformation und Schädigung,
    2. Unterlassene Hilfeleistung,
    3. mit hoher Wahrscheinlichkeit in vielen Fällen – mindestens “Fahrlässige Tötung”!

    Jeder Betroffene sollte – gemeinsam mit Gleichgesinnten – diese BR sofort verklagen.

    Oder wollen wir lieber darauf warten, bis die ersten Politiker „mit nassen Fetzen aus ihren Ämtern gejagt“ werden???

  3. Ein weiterer Platz meiner Jugend ist nicht mehr… Was für Zeiten als man seine Nachtschwärmerrunde beim Jorgos auf der Schönbrunnerstrasse mit einer kräftigen Unterlage begann, danach die Gärtnerinsel ( ersetzt durch ein SchickiMicki Sonnenstudio) und das K.u.k.u. beide auf der Wienzeile, ja und dann ab ins Nachtasyl, schon wenn man die Stiegen hinunter ging hatte es diesen unverwechselbaren Geruch nach altem Keller, abgestandenem Bier und manchmal auch nach schon lange verdautem … was für herrliche Zeiten! RIP Liebes Nachtasyl…

  4. Einmal UNTERNEHMER immer UNTERNEHMER
    Wenn nix mehr geht, dann eben nur als Geschäftsfüher

    Solln es mal mit Arbeiten versuchen KLO PUTZEN

    • Und wer wird den Sch… den Sie absondern, liebe Frau Doktor – einmal WEGPUTZEN???

  5. Es werden heute, morgen, der nächsten Wochen, Monate und Jahre immer wo zugesperrt aber die Pandemie alleine kann nicht der Grund der Schliesungen sein. Es gab emnorme Füderungen,
    AMS-Geld, Mietaufschub und und und. Fakt ist. das viele heute als Hr Maier zusperren die Opferrolle übernehmen und morgen wieder als Hr Huber aufsperren, neues Unternehmen gründen. Das ist die Praxis.

  6. Teil 1:
    Ich bedauere jeden, der aufgrund dieser Regierungsmaßnahmen seine Arbeit verliert oder den Betrieb sperren muss. Aber: Zur Nachgastronomie. Fast 40 Jahre lebe ich nun neben einem Nachtlokal und so lange es unmöglich, Nachts ruhig zu schlafen, weil die Gäste vor dem Lokal gestritten, zusammengeschlagen, geschrieen, und bei mir sogar in den Garten eingedrungen sind und dort Schaden anrichteten.

  7. Teil 2: Es war niemals möglich, irgend etwas dagegen zu unternehmen oder durchzusetzen. Sämtlichen Anrainern wurde mehr oder weniger auf den Kopf gesch….en. Die Wirtschaft hatte Vorrang gegenüber jenen, die die Nacht zum Ausruhen brauchten. Seit Corona ist es endlich still geworden. Die Nachtruhe ist wieder gegeben. Somit wäre es wünschenswert, dass die Nachtgastronomie nicht um Mitternacht beginnt, sondern endet.

  8. Bliss it was in that dawn to be alive. But to be young was very heaven.

    Schad’ drum.

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