Momentan herrscht Stillstand auf den Sportplätzen des Wiener Sportclubs. (Bild: Wiener Sportclub)
“Wir als Verein sind schon in Erklärungsnot. Erklären Sie mal einem Elternteil von drei Kindern, dass wir unsere Sportplätze noch immer nicht aufmachen dürfen. Während aber Shoppen gehen und Kicken im Käfig erlaubt sind”,
so Marcel Ludwig, Pressesprecher vom Wiener Sportclub. Ludwig macht auch in den sozialen Medien Druck, um Kindern wieder den Spaß am Kicken zurückzugeben und die Eltern so wieder entlasten zu können.
“Es lässt sich nicht mehr rechtfertigen”
Außerhalb Wiens schaut die Stimmung nicht besser aus. Andreas Weidinger, Journalismus-Student in Wien und Hobbykicker beim SK Admira Linz in Oberösterreich lebt für diesen Sport. Wenn er sich heute in den Städten umschaut, ärgert er sich:
„Es lässt sich fast nicht mehr rechtfertigen, alle Freizeitsportaktivitäten oder Vereinssportaktivitäten komplett zu verbieten. Man muss nur vor die Tür gehen um zu sehen, dass sich die ganzen Lockdowns nicht mehr so durchziehen lassen, wie sie sich die Regierung das vielleicht vorstellt.“
Weidinger glaubt auch, dass wenn man den Sportlern wieder ihrem Hobby nachgehen lässt, auch die allgemeine Bereitschaft für Corona-Maßnahmen wieder steigen würde. So würden sich viele nur ungerecht behandelt fühlen. So wie es derzeit läuft, dürfe es jedenfalls nicht weitergehen. Weidinger und seinen Mannschaftskollegen ist es derzeit gerade einmal erlaubt, zu zweit auf dem Spielfeld zu stehen und mit Abstand zu trainieren. Nur ein schwacher Trost, wie er meint.
“Würde man Trainings unter gewissen Voraussetzungen wieder zulassen, könnte man dort Hygienemaßnahmen erstellen, die man auch kontrollieren kann. Dies könnte dann zumindest als Ventil dienen, die physische und psychische Gesundheit wieder etwas aufzupäppeln und folglich auch die Bevölkerung dazu bringen, noch ein wenig länger durchzuhalten. So wie es jetzt ist, wird es nicht mehr lange halten. Die psychische Belastung wird einfach irgendwann zu groß.
Verlorene Sportlergeneration?
Für mehr Bewegung und für den Breitensport an sich, macht sich auch Michael Jungwirth von der Bürgerinitiative „Pro Heiligenstadt“ stark. In einem emotionalen Brief an Kogler kritisiert er nicht nur den Mangel an öffentlich zugänglichen Sportplätzen bei ihm im 19. Wiener Gemeindebezirk. Er spricht gar von einer „verlorenen Generation für den Sport“.
„In Wien hat das Unheil schon im ersten Lockdown mit der sinnlosen Sperre der Bundesgärten begonnen. Auch die psychische Gesundheit der Menschen scheint die Regierung völlig außer Acht zu lassen.“,
heißt es in seinem Brief.
Wenn man schon Vereinen die Chance für eine sichere Sportausübung verwehrt, solle man wenigstens das Angebot für Aktivitäten im Freien verbessern. Dort würde die Ansteckungsgefahr laut Virologen „gleich null sein“. Auch die Öffnung der Schulsportanlagen für alle, wie es beispielsweise in Großbritannien und einigen skandinavischen Ländern bereits möglich ist, sei auch hier in Österreich „längst überfällig“.
Am Freitag soll ein Sportgipfel über die nächsten Schritte beraten. Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass es zu Lockerungen kommt. Das muss auch Marcel Ludwig vom Sportclub schweren Herzens einsehen: “Bevor es zu Lockerungen kommt, wird wohl eher der vierte Lockdown ausgerufen.”
(mst)