Industrieller besorgt sich Impfstoff privat
Der Aufsichtsratsvorsitzende des österreichischen Industriekonzerns Palfinger, Andreas Klauser, hält vom Impfplan der Regierung wenig. Weil seine Mitarbeiter noch immer keinen Impftermin in Aussicht haben, will sich Klauser den Impfstoff jetzt selbst besorgen. Das stößt auf Ablehnung bei Bund und Experten.
Wien, 03. März 2021 | Mit einer frivolen Ankündigung hat Palfinger-Chef Andreas Klauser gestern für Verwunderung gesorgt. Weil ihm der nationale Impfplan nicht schnell genug geht, will sich der Konzernboss den nötigen Impfstoff nun selbst besorgen.
“Wir wollen eine Initiative setzen, wir können nicht mehr warten, unsere Leute müssen wieder reisen. Die Mitarbeiter unserer größten Konkurrenten aus Skandinavien sind schon geimpft und längst wieder unterwegs, während wir Pönale zahlen, weil unsere Techniker und Serviceleute nicht vor Ort sein können”,
erklärte Klauser dem „Standard“.
Impfstoffexpertin und Wirtschaftsministerin warnen
Wenig begeistert von dem Vorpreschen Klausers zeigte sich Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbandes der österreichischen Impfstoffhersteller:
“Es gibt keinen privaten Markt für Corona-Impfstoffe, auch nicht in den USA oder in Israel. Alle Angebote sind aus meiner Sicht unseriös”,
richtete sie dem Palfinger-Chef aus.
Auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck verwies auf das Statement von Gallo-Daniel und mahnte die Einhaltung des Impfplans. Gleichzeitig wolle man einmal wieder eine Taskforce einrichten, diesmal zum Thema Impfstoffproduktion.
Konkurrenz schon geimpft
Die Eile Palfingers hängt mit der weltweiten Konkurrenz zusammen. Während Firmenvertreter des Kranherstellers nicht ins Ausland zu Geschäftskunden reisen können, touren geimpfte Mitarbeiter der schwedischen Konkurrenz mittlerweile wieder rund um den Globus. Deshalb könne man „nicht einfach weiter tatenlos zusehen und warten“, ärgert sich Klauser über das Schneckentempo der österreichischen Impfkampagne. Beim Konzern ist man gleichzeitig darum bemüht, böse Zungen zu vermeiden:
„Palfinger stellt mit dieser Initiative weder den Impfplan der Bundesregierung in Frage noch tritt Palfinger in Konkurrenz zur Bundesregierung. Wir planen eine zusätzliche Möglichkeit zu schaffen, um schneller und zielgerichteter wieder vollumfänglich operativ tätig sein zu können und die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.“
Der Wille, sich den Impfstoff trotz Abmahnung von Experten und Ministerin zu besorgen, scheint derweil ungebrochen zu sein: “Und wenn es nur zehn Impfdosen sind, die wir bekommen: Wir werden sie holen”, so Klauser.
(dp)
Titelbild: APA Picturedesk