Donnerstag, März 28, 2024

“Sebastian ist hier” – Kurz und Spiegelfeld zwischen Wien und Mallorca

Kurz und Spiegelfeld zwischen Wien und Mallorca

Gabi Spiegelfeld veranstaltete Frühstückstreffen für Sebastian Kurz. Sie lud ihn zu Abendessen ein. Mit dabei: ÖVP-Spender. Traf Kurz Spiegelfeld auch auf Mallorca? NEOS-Abgeordneter Helmut Brandstätter liest eine verräterische Nachricht vor.

Wien, 04. März 2021 | Gabi Spiegelfeld ist eine umtriebige PR-Beraterin. Sie arbeitete für Politiker unterschiedlicher Parteien, aktuell hat sie einen Vertrag mit der ÖBAG. Deren Chef, Thomas Schmid, ist, wie Spiegelfeld sagt „ein guter Freund“. Er hat sie auch dreimal in ihrem Haus auf Mallorca besucht. Dort war auch die frühere Kabinettsmitarbeiterin von Finanzminister Löger, Melanie L., zu Gast. Sie arbeitet mittlerweile für Schmid.

Dass Spiegelfeld Frühstückstermine im Hotel Sacher veranstaltete, an denen unter anderem Novomatic-CEO Harald Neumann teilnahm, ist dank einer ZackZack-Recherche klar. Spiegelfeld erklärte das bei einem Telefonat am 15. Februar 2021:

Im Ibiza-Untersuchungsausschuss wurde Spiegelfeld am Donnerstag intensiv zu diesen Frühstücksterminen befragt. Sie hätten „nicht vordergründig“ dem Spendensammeln gedient, sagte Spiegelfeld. Nachher hätten sich gleichwohl „viele Menschen“ gemeldet, um für die Kampagne von Sebastian Kurz zu spenden. Die habe Spiegelfeld an Axel Melchior weitergeleitet, dessen Aufgabe die Finanzierung der Wahlkampagne war.

Wer bezahlte „Kipferl und Kaffee“?

Im Untersuchungsausschuss wird Spiegelfeld eine Liste potenzieller Sponsoren aus dem geleakten Strategiepapier von Türkis zur Machtübernahme in der ÖVP, dem „Projekt Ballhausplatz“, vorgelegt. Welche Personen auf dieser Sponsorenliste waren auch bei den Frühstücksterminen anwesend? Spiegelfeld identifiziert dutzende.

Auf derselben Liste befindet sich auch Sacher-Chef Mathias Winkler. Als mögliche Unterstützungleistungen werden angeführt: „Unterstützungen mit Räumlichkeiten, Nächtigungen AE etc.“ SPÖ-Fraktionsführer Jan Krainer will von Spiegelfeld wissen, wer für das Essen bei einem Frühstückstermin im Sacher bezahlt habe. Nachdem Spiegelfeld zunächst angibt, sie wisse nicht, wer für die Frühstückstermine bezahlt habe, sagt sie schließlich, Mathias Winkler hätte „für Kipferl und Kaffee“ bezahlt. „Also eine Art verdeckte Spende“, stellt Krainer fest. „Dazu sage ich ni.“, gibt Spiegelfeld zurück. Winkler selbst dementierte am Donnerstag umgehend, für das Essen bezahlt zu haben.

Kurz zu Abendessen eingeladen

Stück für Stück arbeiten die Abgeordneten weiter Kontakte zwischen Kurz und Spiegelfeld heraus. Schließlich gibt es eine neue Erkenntnis. Spiegelfeld gibt zu, Kurz mehrmals zu Abendessen bei sich zu Hause eingeladen zu haben. „Haben sie den Amtsträger Sebastian Kurz im privaten Rahmen eingeladen?” „Ja, zwei oder drei Mal.“ Mit dabei: ÖVP-Großspender.

War Kurz auch bei seinem Mallorca-Urlaub im Juni 2018 bei Spiegelfeld zu Gast wie zuvor Schmid und L.? Kurz bestreitet das, berief am Dienstag sogar ein Hintergrundgespräch mit ausgewählten Journalisten ein, um zu erklären, er habe Spiegelfeld auf Mallorca „nicht einmal auf einen Kaffee“ getroffen. Auch Spiegelfeld erklärt im Ausschuss, sie habe Kurz auf Mallorca „1.000-prozentig nicht getroffen.“

Mallorca: Brandstätter hat einen Beweis

NEOS-Abgeordneter Helmut Brandstätter glaubt das nicht. Er fragt Spiegelfeld nach einer Nachricht, die sie aus Mallorca schickte. Zeitpunkt: Als Kurz dort auf Urlaub war. Brandstätter liest Spiegelfelds Nachricht vor: „Sebastian ist hier.“

ZackZack liegt die Nachricht ebenfalls vor. Brandstätter hat sie korrekt wiedergegeben. Was mit “Sebastian ist hier” gemeint sein könnte, wenn nicht, dass er Spiegelfeld besuchte, bleibt im Ausschuss unbeantwortet.

Eine Reihe von Fragen sind ebenfall offen: Wie viele Treffen zwischen Sebastian Kurz und potenziellen Unterstützern organisierte Spiegelfeld? Wie oft lud sie ihn selbst ein? Erhielt sie dafür von Kurz eine Gegenleistung? Wie viel Geld kam insgesamt von den „vielen Menschen“ zusammen, die sich nach Frühstückstreffen mit Kurz bei Spiegelfeld meldeten?

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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38 Kommentare

  1. Als Kurz nach dem Mißtrauensantrag schmollend aus dem Parlament geeilt war, war er längere Zeit untergetaucht. Jetzt kommt schön langsam heraus, wo er war und was er gemacht hat.

  2. Die Befragung Spiegelfelds war aufschlussreich. Die mafiösen Strukturen hat sie offen gelegt: Ich habe Freunde eingeladen. Das waren die Freunde von den Kindern. Das sind Privatangelengeheiten (gewesen). Das war ein Familientreffen (kann schon sein, dass noch wer dabei war).

    “Freunde” sind halt zufällig reich. Und zufällig sind die auch noch von Sebastian begeistert. Und man hat nicht (natürlich nicht!) über Spenden gesprochen. Nach dem Treffen wollten dann alle was geben. Und man war so überrascht, dass man die vorbereiteten Formulare ausgeben musste, wo sie sich eintragen konnten, wie sie denn “helfen” können.

    • Die sind vom bastel begeistert. Könnte es sein, dass es bei ihm gegen spenden ein wunschkonzert gab?
      Die gewöhnliche bevölkerung verarscht er mit der bitte um kleinstspenden.

  3. ES GIBT DOCH EIN BEWEGUNGSPROFIL VON GOOGLE , KÖNNTE MAN MIT DIESEM NICHT HERAUSFINDEN,WO SICH DIE VERDÄCHTIGTEN WANN AUFGEHALTEN HABEN ?

  4. Wenn man sich die Frage stellt, das einige am Futtertrog hängen und die anderen nicht mal über die Runden kommen. Es kotzt.

  5. Hat Winkler das Essen, das in seinem Haus aufgetischt wurde, unredlich erworben? Oder hat er eine eigene Kipferl- und Kaffee-Erzeugung??? Oder wie geht das sonst zusammen?

  6. Pilz ..Du bist der derjenige, welcher im Dunstkreis mit dem fetten Fellner und deine Geschichte von billig Wohnen als Parlamentarier bekannt ist! Nochmal du Leuchte! Wie viele sitzen du Aufdecker der Nation im Häfn wegen Dir?

    • Geht´s noch ? Wie wär es mal mit etwas Anstand ? Wenn ich im “Hof” aufwachse und den Großteil meines Lebens ebendort verbringe – warum sollte ich nicht die Wohnung meiner Großeltern übernehmen dürfen ? Oder ist man als Parlamentarier gar verpflichtet in einer Villa zu wohnen ? Das “Du” Wort ist Ihnen sicherlich auch nicht angeboten worden, darum nochmal die Frage: Geht´s noch ? Auch in den “Häfn” kommt man zumeist aus Eigenverschulden, Sie Oberleuchte. Weiter so, Herr Pilz und gesamt ZackZack. Von solch Nebulanten nicht beirren lassen.

    • Verstehe ihre Aufregung nicht. Ohne PP würde noch viel mehr im Dunklen liegen was diese türkise Sekte so treibt.

    • gemeindebauten sind für alle abeitenden menschen.

      wenn jemand als junger mensch dort einzieht, werfen wir ihn nicht raus, falls er mal politiker wird – was soll der unfug.

      das nennt man im übrigen “soziale durchmischung” und die ist der grund, dass es in ö so sicher ist.

      gegenbeispiel: gated communities, die nur unter sicherheitsvorkehrungen verlassen werden können.

    • Haben Sie ein Problem? Kann Ihnen irgendwie geholfen werden? Das ist ja fast schon bedenklich wie sehr Sie sich echauffieren – achten Sie bitte auf Ihre Gesundheit – soviel Wut/Hetze/Hass/Boshaftigkeit schlägt sonst auf Herz-Kreislauf – sowas ist nicht gesund auf Dauer..

      • Wieso habt ihr türkisen trolle eigentlich hinten immer eine zahl angehängt? Damit ihr euer geburtsjahr oder eure postleitzahl nicht vergesst?
        Oder habt ihr dazu keine wahrnehmung.

        • Oh,ich meinte das ironisch und da!Schon steh ich im falschen Eck.Mein Verteidigungswille für Türkis ist sehr zurückhaltend.

          • Ausserdem würde ich dann beim Fellner posten,da gibt es bei solchen Themen mehr Zuspruch.

  7. Leider sind die U-Ausschüsse so organisiert, dass sie komplett umsonst sind, zwar nicht gratis, aber umsonst. Und wenn ich den Präsidenten mit seiner Solaranlage, bestückt mit Brille a’la Geschmacksverwirrung sehe, dann weiß ich, dass ich zu wenig gegessen habe, soviel könnte ich kotzen!

    • Im Gegensastz zu manchen, wo die Schulbildung gratis war aber umsonst.

  8. interessant ist in diesem zusammenhang aber, dass sich kurz im ibiza-UA so gar nicht gut erinnern kann – gezählte 29 mal hat kurz bei der befragung gesagt: er kann sich nicht erinnern – jetzt aber hat er auf handgriff eine hotelrechnung aus dem sommer 2019 ganz flux bei der hand.

    das ist bei jemandem mit einem so schlechten gedächtnis schon ein bissal verwunderlich.

    derweilen ist kurz zu seinem freund bibi geflogen – weng da impfstoffproduktion.
    und plötzlich les ich da:
    Novartis plant, noch heuer in Tirol die Produktion eines COVID-19-Impfstoffs zu starten. Wie heute bekanntgegeben wurde, hat das Unternehmen eine erste Vereinbarung über die Herstellung der mRNA und des vorformulierten Wirkstoffes für den COVID-19-Impfstoffkandidaten von CureVac unterzeichnet.

    also was soll ma sich dann da über unseren grössten kanzler aller zeiten denken?

    https://www.hagerhard.at/blog/2021/03/das-leben-ist-wie-eine-schachtel-pralinen-man-weiss-nie-was-man-bekommt/

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