Behörden beruhigen
Aufgrund der Entwicklungen rund um AstraZeneca fordert Burgenlands Landeshauptmann Doskozil (SPÖ) eine Stellungnahme der Bundesregierung. Er wirft ihr mangelndes Leadership vor.
Eisenstadt/Wien, 11. März 2021 | Das Burgenland hat am Donnerstag aufgrund der Entwicklungen rund um den Impfstoff AstraZeneca in der Besprechung der Impfkoordinatoren eine Klarstellung und Empfehlung über die weitere Vorgangsweise gefordert. Dies soll Klarheit für jene Menschen schaffen, die für einen Termin mit diesem Impfstoff vorgemerkt sind. Seitens der Bundesregierung sei ausdrücklich festgehalten worden, dass der Impfstoff ohne Einschränkung weiter verimpft werden könne, hieß es in einer Aussendung.
Verunsicherung entgegenwirken
Das Burgenland habe wie auch andere Bundesländer eine Stellungnahme auf offiziellem Wege verlangt, diese sei kürzlich auf der Homepage des Gesundheitsministeriums veröffentlicht worden. “Bereits am kommenden Wochenende gibt es im Burgenland einen Impftermin für rund 6.000 Pädagoginnen und Pädagogen. Viele von ihnen sind nicht zuletzt durch die Berichte, dass Dänemark Impfungen mit AstraZeneca vorläufig ausgesetzt hat, verunsichert”, gab Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) in der Aussendung zu bedenken.
Er sah Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der Pflicht: “Ich erwarte, dass auch der Bundeskanzler endlich Verantwortung übernimmt und sich zur weiteren Umsetzung der Impfkampagne äußert. Wegducken und Verantwortung auf Länder, Behörden und Ärzte abwälzen, ist zu wenig”, meinte Doskozil weiter.
Kritik an Impfmanagement
Er ortet auch Versäumnisse des Kanzlers bei der Impfstoff-Beschaffung: “Dieses fehlende Leadership in der Entscheidungssituation hat dazu geführt, dass wir heute mit einem Impfstoff-Mix zurande kommen müssen, bei dem die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna nur eine Nebenrolle spielen.”
Dass das Ministerium derzeit aufgrund des noch bis nächste Woche andauernden Krankenstands von Rudolf Anschober (Grüne) de facto führungslos ist, macht die Situation nicht einfacher. Intern gibt es immer wieder Reibereien zwischen Kanzleramt und Gesundheitsministerium. Obwohl letzteres die Zuständigkeit hat, sollen Insidern zufolge Bundeskanzler Kurz (ÖVP) und dessen Kabinettschef Bonelli trotz fehlender Richtlinienkompetenz immer wieder eigenmächtig das Impfmanagement an sich reißen.
Behörden beruhigen, Norwegen zieht nach
Derzeit gebe es laut Europäischer Arzneimittelbehörde (EMA) und dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) keine Hinweise dafür, dass Todes- sowie Krankheitsfälle auf Impfungen mit dem Vakzin kausal zurückzuführen seien.
„Die bisher gemeldeten vermuteten Nebenwirkungen entsprechen sowohl in ihrer Art als auch in ihrer Häufigkeit den aus den Zulassungsstudien zu erwartenden Reaktionen”,
heißt es im letzten Bericht des BASG. Außerdem könne nicht jedes Krankheitszeichen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auf dieselbe zurückzuführen seien. Die Fälle werden derzeit fieberhaft untersucht.
Unterdessen zieht nach Dänemark auch Norwegen den AstraZeneca-Stoff temporär aus dem Verkehr. Diese Pause bedeute aber laut offiziellen Stellen nicht, dass man in Zukunft generell von diesem Impfstoff abrate. Italien stoppt derweil eine verdächtige Charge von AstraZeneca, nachdem zwei Militärs nach der Impfung starben. Experten wurden beauftragt, die Charge zu prüfen.
(wb/apa)
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