Donnerstag, März 28, 2024

“Macht diese Zeitung fertig!” Wer ist ÖVP-Großspender Alexander Schütz?

Wer ist ÖVP-Großspender Alexander Schütz?

Einer der wichtigsten Gönner von Sebastian Kurz nahm am Mittwoch im Zuge der Wirecard-Affäre seinen Hut als Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Wer ist der Mann, der zur Achillesferse der ÖVP werden könnte?

Wien, 12. März 2021 | Wegen Wirecard geriet Alexander Schütz in Bedrängnis, jetzt hat er endgültig seinen Hut genommen: „Ich habe mich dazu entschieden, den Aufsichtsrat der Deutschen Bank zur nächsten Hauptversammlung zu verlassen“, so der Österreicher am Mittwochabend, als er seinen mit 150.000 Euro jährlich dotierten Nebenjob beim deutschen Bankenriesen an den Nagel hängte. Sein rund 160 Millionen Euro schweres Paket von Deutsch Bank-Aktien hatte Schütz schon Ende 2020 verkauft. Die Bank selbst schweigt. Grund seines Rücktritts war ein verhängnisvolles E-Mail an den in deutscher U-Haft befindlichen Ex-Wirecard-Chef Markus Braun:

„Habe übrigens dreimal Wirecard-Aktien gekauft letzte Woche, macht diese Zeitung fertig ;-)“,

richtete Schütz dem Ex-Manager des insolventen Zahlungsdienstleisters aus. Die Wirtschaftszeitung „Financial Times“ hatte aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung über Wirecard den Stein der riesigen Affäre ins Rollen gebracht.

Einflussreich – und angeschlagen

Wer ist der zurückgetretene Finanzmanager? Alexander Schütz wurde 1967 in Linz geboren, Karriere machte er in Wien. Handelsakademie, Wirtschaftsuniversität, Prüfung zum Vermögensverwalter – das ist Schütz‘ geradliniger Weg zu den Millionen. Der Vorstand des Wiener Vermögensverwalters C-Quadrat kann nicht nur wegen seiner vielen Mandate als Strippenzieher an der Schnittstelle zwischen Finanz und Politik bezeichnet werden. Früher saß Karl-Heinz Grasser im Aufsichtsrat von C-Quadrat, dessen Großkunde die Vienna Insurance Group (VIG) ist. Bei der VIG hat Ex-Finanzminister Hartwig Löger erst Ende 2020 Franz Fuchs als Vorstand beerbt – trotz laufender Ermittlungen. Fuchs wiederum sitzt im C-Quadrat-Aufsichtsrat. Ein Karussell, das vor allem tief in türkise Gefilde hineinreicht.

2017 spendete Schütz 40.000 Euro an die ÖVP, im Jahr darauf noch einmal 45.000. Zuständig für die Großspendenakquise der Kurz-ÖVP war in dieser Zeit Gabi Spiegelfeld. Die PR-Beraterin veranstaltete die bekannten Frühstückstreffen sowie eine Reihe von Abendessen mit Kurz und potenziellen Spendern. Die Ehepaare Schütz und Spiegelfeld sind befreundet, verbringen Urlaube gemeinsam.

Prominenter Mieter

In Wien-Hietzing vermietet Schütz eine luxuriöse Villa an den Oligarchen Dmytro Firtasch; Markus Braun ist sein Nachbar – oder wäre es, säße er nicht in Augsburg in Untersuchungshaft. Der ukrainische Milliardär Firtasch schützt sich in Wien vor der Auslieferung in die USA. Oder wird er geschützt? FPÖ-Mann Christian Hafenecker skizzierte im Ibiza-Ausschuss: „Es gibt in den Koalitionsverhandlungen ein Verhandlungsteam zur Justiz; es gibt Herrn Schütz, der Herrn Firtasch eine sehr teure Villa vermietet; dann gibt es Herrn Schütz, der gleichzeitig der ÖVP spendet; es gibt eine Ehegattin, die im Kabinett als stellvertretende Kabinettschefin aufschlägt, und schlussendlich wird Herr Firtasch in einem ersten Akt der Bundesregierung doch nicht ausgeliefert, obwohl das ein Verfahren war, das sehr, sehr lange anhängig war.“ Eva Schütz verwies bezüglich möglicher Interventionen auf die unabhängige Justiz, doch die Vermietung der Villa an den Oligarchen bestritt sie nicht.

Ein Bild aus alten Tagen: Mautner-Markhof, Grasser und Schütz 2007 bei einer Pressekonferenz der C-Quadrat. Bild: APA Picturedesk.

Man kennt sich

Schütz‘ Ehefrau Eva Hieblinger-Schütz war stellvertretende Kabinettschefin bei ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger. Dann wurde sie unter Türkisblau Aufsichtsrätin bei der ÖBB-Infra. Gemeinsam mit Raiffeisen-General und Casinos-Aufsichtsrat Walter Rothensteiner saß sie im Aufsichtsrat der Kathrein-Privatbank, einer Raiffeiesen-Tochter. Ihr Aufsichtsratmandat bei der teilstaatlichen Volksbank Wien hält sie immer noch. Aufsichtsratschef des Instituts ist Ex-ÖVP-Nationalratsabgeordneter Heribert Donnerbauer. Hieblinger-Schütz finanziert auch das ÖVP-nahe Medienprojekt von Ex-Krone- und Ex-oe24-Onlinechef Richard Schmitt, „Exxpress“.

Hieblinger-Schütz und Ex-Wirecard-Boss Markus Braun sind Jugendfreunde. Die Kinder des Ehepaares Schütz besuchten gemeinsam mit den Kindern von Novomatic-Chef Harald Neumann und Casinos-Vorstand Peter Sidlo die Schule.

„Wir haben sehr viele Abendessen, sehr viele Einladungen, sehr viele Veranstaltungen, sehr viele Bekanntschaften. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, wann mein Mann genau Kontakt zur ÖVP hatte.”, sagte Hieblinger-Schütz im Ibiza-Untersuchungsausschuss.

Über eines dieser Abendessen gibt es Chats: Gemeinsam mit Neumann hatte Alexander Schütz eine illustre Runde geladen: Markus Braun, Puls-4-Chef Markus Breitenecker, Trumps Botschafter Trevor Traina, FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus, Ex-Vizekanzler und Casinos-Aufsichtsrat Josef Pröll, Gernot Blümel, Öbag-Chef Thomas Schmid, Multipräsident Harald Mahrer, Szenegastronom Martin Ho und den Immobilienmagnaten René Benko. Blümel, Mahrer und Benko kamen nicht, die übrigen schon.

Viele aus dem Netzwerk von Alexander Schütz sind unter Druck. Gegen eine ganze Reihe wird ermittelt, Braun ist in Haft, Grasser erstinstanzlich verurteilt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Doch der Handlungsspielraum des Strippenziehers wird immer enger.

(wb/tw)

Update 05.07.: In einer früheren Version stand “Mach diese Zeitung fertig”, es muss jedoch heißen “Macht diese Zeitung fertig”.

Titelbild: APA Picturedesk

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44 Kommentare

  1. Also ich hab mich mal schlau gemacht und habe unter “K..z & Co” so Einiges Positives im Netz gefunden….mit der Regierung scheint’s allerdings weniger zu tun zu haben. Besonders beeindruckt war ich vom Eintrag einer Fa., welche Geräte herstellt, aufgrund deren Wirkung man endlich wieder “frei durchatmen” kann. Komisch – vielleicht ein entfernter Verwandter? Ansonsten landet man bei “K..z & Co” meistens auf ZackZack. Muss wohl an der Verwendung hier im Forum liegen…

  2. Was mich besonders interessieren würde:
    Was ließe sich ZUGUNSTEN von Schütz vorbringen?
    Nichts gegen den ZackZack-Kavallerie-Angriff. Der ist beeindruckt mich.
    Aber ich bin ja hier (als Leser) in der Position des Richters – und der hört sich schon ganz professionell auch die Verteidigung an.

    Ich würde ZackZack also bitten, einmal einen Artikel zur Verteidigung von Kurz&Co zu liefern.

    Wer jetzt sagt, ja ja, dann lies doch die Krone … Ich möcht es aber HIER lesen. Denn ich lege wert darauf, unter vernünftigen Leuten zu diskutieren, und zwar pro&contra und umsichtig die möglichen Gegenargumente berücksichtigend.

    • Was man ihm zugutehalten kann? Er trägt einen lupenreinen Seitenscheitel, da kann man echt nicht meckern. Tip Top.

    • Ihre Bitte in Ehren, aber wenn der Himmel blau ist, ist er blau. Ich kann nicht eine seriöse Redaktion bitten, ihn orange mit bunten Kugerln einzufärben. Wenn es etwas Positives zu berichten gibt, dann geschieht es selbstverständlich auch hier. Meine Wahrnehmung.

      • Mann oder Frau stelle sich vor, daß dann auch noch der Himmel türkis wäre!

    • Zugunsten Schütz? Nun, ich freue mich, Ihre pros zu lesen. Ja, in der Schule gibt es solche Übungen, dass man sich die Rolle des Verteidigers oder des teuflischen Advokaten begibt. Aber außerhalb von Lernsettings gibt es Haltung. Man hat eine Haltung. Aufgrund der Haltung nimmt man einen Standpunkt ein. Und diesen Standpunkt führt man mit Argumenten und Fakten aus.

      Zugunsten Schütz? Der Fall wirecard legt im deutschen UA ein weiteres Familiennetzwerk, das Politik und Wirtschaft in Österreich (und darüber hinaus) dirigiert, offen. Solche Familiennetzwerke sind antidemokratisch, sie folgen tribalen Mustern.

      Zugunsten Schütz zu sprechen, würde bedeuten, eine antidemokratische bis mafiöse Haltung einzunehmen. DAS verlangen Sie bitte NIEMANDEM ab. Auch nicht sich selbst.

  3. Fliegt jetzt alles auf? Kurz-Dienstleister in Kokain-Prozess involviert

    Der Standard, der unseren Insiderinformationen nach weitaus mehr Wissen über den Fall haben könnte, als man zu publizieren wagte, ließ am 9. März folgenden launigen Nebensatz fallen: Zu den Kunden eines Wiener Promi-Koksdealers gehörte auch „ein Dienstleister, der damit wirbt, auch Bundeskanzler Sebastian Kurz zu betreuen.“ Die ÖVP schweigt eisern.
    Es ist ein interessanter Fall, der da am 9. März in Wien verhandelt wurde. Ein Promi-Koksdealer war aufgeflogen. ….weiter:
    https://report24.news/fliegt-jetzt-alles-auf-kurz-dienstleister-in-kokain-prozess-involviert/

  4. Soweit hat die Jugendfreundschaft wohl nicht gereicht, um die Nachbarn vor Käufen von Wirecard-Aktien zu warnen.

  5. Exklusiv. Redakteurin einer öffentl.-rechtl. Anstalt packt aus. Skandal in der Süddeutschen Zeitung.
    “Exklusiv berichtet eine Journalistin in verantwortlicher Position einer öffentlich-rechtlichen Anstalt von ihren Gewissensnöten und den Zweifeln an ihrem Beruf und den Kolleginnen und Kollegen. Ich habe Kontakt zu dieser Kollegin und sie gibt Ihnen einen Einblick in eine Redaktion, anonym.
    Über einen Skandal in der Süddeutschen Zeitung erfahren Sie ebenfalls exklusiv. In dem 45 Minuten Video mit beiden Storys, erfahren Sie auch, wie mir eine juvenile Faktencheckerin einer ARD – Anstalt einen Fragenkatalog stellte und wie ich darauf geantwortet habe.”
    https://www.youtube.com/watch?v=JcZquFucuHE

    • Bei manchen Artikeln ist es halt erforderlich dass man nicht nur liest, sondern auch mit denkt – würde ich Ihnen hier auch empfehlen.

    • Versuchen Sie es Satz für Satz mit der Methode von Descartes.

  6. D̵i̵e̵s̵e̵ ̵S̵t̵e̵l̵l̵u̵n̵g̵n̵a̵h̵m̵e̵ ̵w̵u̵r̵d̵e̵ ̵z̵e̵n̵s̵i̵e̵r̵t̵,̵ ̵u̵m̵ ̵K̵l̵a̵g̵e̵n̵ ̵d̵e̵s̵ ̵t̵ü̵r̵k̵i̵s̵e̵n̵ ̵P̵o̵l̵i̵z̵e̵i̵s̵t̵a̵a̵t̵e̵s̵ ̵z̵u̵ ̵v̵e̵r̵m̵e̵i̵d̵e̵n̵.̵

  7. Und diese Ochlokratie wird wieder gewählt werden.
    Grauslicher Gedanke 🤮

  8. Alle verbandelt. 160 Mio. Für einen Nasenbohrer. Und natürlich die schwarzen Rechten fett dabei. Die Deutsche Bank bei jedem m Skandal dabei. Danke ÖVP Wähler

  9. Viele aus dem Netzwerk von Alexander Schütz sind unter Druck. Gegen eine ganze Reihe wird ermittelt,

    Viele aus dem Netzwerk von Kurz sind unter Druck.
    Gegen eine ganze Reihe wird ermittelt.

    Passt irgendwie zusammen….

    • Ich kenn da jemanden der präsentiert sich gerne so, daß er immer bestens gesehen werden kann, deshalb sitzt er auch im Glashaus! Offensichtlich dürfte er selber aber, ob seiner Eitelkeit, vergessen haben wo er sitzt und dann hat er den Ersten Stein geworfen. Ein kurzes, lehrreiches und symptomatisches Märchen!
      1971 läßt mich darauf schließen, daß sie das alte Sprichwort kennen:
      Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!

  10. Und dessen Ehefrau zieht ein Medienprojekt hoch? Attenzione, attenzione bei der Beeinflussung der Bevölkerung.

    • ja, hoffentlich erwischt es tatsächlich all diese saubaeren.

  11. Alle, die bei Türkis anstreifen, gleiten ins Kriminal. Unschuldsvermutung. Gibt das der ÖVP nicht zu denken? Darf dort noch jemand denken?

  12. ‘Mach diese Zeitung fertig’ ist in der türkisen Loge 🙂 ein Begrüßungsritual

  13. Türkises Xsindl
    Bastis Freunde…..
    Zeig mir Deine Freunde……………..

      • Für mich eine hochkriminell Sekte die für ihre Ziele über Leichen geht….
        Vier unschuldige tote hatte der Kicklnachfolger verhindern können und tat es nicht das Kurz es politisch ausschlachten kann…fahrlassige Tötung nenne ich das.
        Das alles ist belegbar und beweisbar und der IM ist noch nicht in Haft….

  14. Bald wird’s bei Gericht nicht nur heißen “verwandt, verschwägert?” sondern auch “verwandt, verschwägert oder bei einer türkiesen Seilschaft?”

    Was qualifiziert den Herren eigendlich für einen Nebenjob von läppischen 150000?

    • A biß’l was für die Portokassa braucht man immer, sozusagen Spielgeld.

    • Kickbackzahlungen … bei Haider mußten alle Funktionäre eines Großteil ihrer Staats-Gagen wenigstens noch offiziell an die Partei abführen …

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