Donnerstag, März 28, 2024

Pandemie-Folgen für Lehrlinge “könnten nicht schlimmer sein” – Alarmierende Studie

Alarmierende Studie:

Auch während der Pandemie und einer Zeit, die von hoher Arbeitslosigkeit geprägt ist, sind viele Unternehmen verzweifelt auf der Suche nach Fachkräften. Trotzdem scheint man sich in der Politik nur wenig darum zu kümmern, dass die „Fachkräfte von morgen“ gut über die Krise kommen. Denn Lehrlinge leiden wie Schüler genauso unter dem Lockdown und den Maßnahmen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Wien/Klagenfurt, 12. März 2021 | Technische Fachkräfte erhalten ihre Qualifikation und ihr Know-How oft im Rahmen einer umfassenden Lehrlingsausbildung. Vor allem sie sind am Arbeitsmarkt gefragt, halten viele Betriebe mit ihren Fähigkeiten am Laufen. Auch jetzt, in Zeiten von hoher Arbeitslosigkeit, suchen viele Betriebe vergebens nach geeignetem Personal.

Freizeitverhalten der Lehrlinge „besorgniserregend“

Völlig unverständlich daher, dass während der Pandemie die schwere Situation der über 100.000 österreichischen Lehrlinge kaum Gehör findet. In der öffentlichen Bildungsdebatte werden die zukünftigen Fachkräfte meist mit Schülern über einen Kamm geschert und im Lockdown vergessen. Um auf die verheerende Lage der Lehrlinge aufmerksam zu machen, hat nun die AK Kärnten in Zusammenarbeit mit der FH Kärnten eine Studie durchgeführt. Mit alarmierendem Ergebnis: Von den 7000 Kärntner Lehrlingen hat man 217 mittels Online-Fragebogen nach ihrem Befinden befragt, für 77 Prozent davon hätte sich das Leben durch den Lockdown erheblich verändert.

Die Studie im Detail: 64,1 Prozent sahen vermehrt fern (Streaming), 65 Prozent verbrachten mehr Zeit mit Sozialen Medien und 52,5 Prozent kauften mehr online ein. Mit 36 Prozent wurde auch mehr Zeit mit Computerspielen verbracht. 32,7 Prozent griffen mehr zum Alkohol und der Konsum von Zigaretten stieg laut Befragten auf 28,6 Prozent. Hinzu kommt ein veränderter Tagesrhythmus – 58 Prozent gehen später schlafen und stehen auch später auf. Allgemein sind Kärntens Lehrlinge, laut der Studie, müder und antriebsloser, gereizter und aggressiver.

 „Sieht man sich das Freizeitverhalten während des Lockdowns an, dann ist das besorgniserregend. Die Folgen der Pandemie für Lehrlinge könnten im psychosozialen Bereich nicht schlimmer sein“,

so Christoph Appé, Referatsleiter für Lehrlinge und Jugend in der AK.

Fernlehre bringt selbe Probleme wie Home Schooling

Ähnlich wie die Schüler im Home Schooling hatten 95 Prozent der Lehrlinge während des Lockdowns eine Fernlehre. Die Hälfte davon war mit dem „In den eigenen vier Wänden“-Schulbetrieb nicht zufrieden – „Nicht aus technischen Gründen, sondern weil keine Ruhe zum Lernen zu Hause herrschte und der Kontakt zu Lehrern und Mitschülern fehlte“, so Appé.

Ein Drittel der Befragten hatte Probleme bei der Vermittlung des Lehrstoffes, da dieser alleine erarbeitet werden musste und sich für viele als schwierig herausstellte. „Es ist eindeutig schwieriger als in der Schule, insbesondere in Mathematik, wie die Lehrlingsstudie zeigt“, so Appé weiter. Die Lernmotivation hat sich bei jedem zweiten Lehrling verschlechtert und der Arbeitsaufwand ist größer geworden. 77 Prozent der Lehrlinge beurteilten die schulische Organisation der Fernlehre jedoch als positiv, da der Stundenplan beibehalten und die Aufgaben zeitgerecht in das Kollaborationstool geladen wurden.

„Keiner fragt sich in dieser Zeit, wie es den Lehrlingen geht“

Aufgrund der alarmierenden Ergebnisse, fordert die AK Kärnten nun eine Sensibilisierung für die Situation der Auszubildenden. Außerdem sollte der Ausbau der schulpsychologischen Dienste und das Nachhilfeangebot verstärkt werden. Neben der Öffnung von Sportstätten für Jugendliche wird auch eine Lehrlingsmilliarde gefordert. Unternehmen sollen dabei ein Prozent der Bruttolöhne in einen Topf einzahlen, der dann Betriebe fördert, die Lehrlinge ausbilden.

Für den Kärntner AK-Präsidenten Günther Goach sind die Forderungen für das Verhindern eines zukünftig noch größeren Fachkräftemangels unumgänglich:

„Viele Unternehmen suchen händeringend einen Facharbeiter, doch niemand fragt sich, wie es um unsere Lehrlinge in dieser schwierigen Zeit bestellt ist. Es kann nicht sein, dass das Symptom Fachkräftemangel wiederholt angeprangert, aber an der Ursache nicht angesetzt wird. Eine attraktive Ausbildung der Lehrlinge könnte der Schlüssel zur Lösung des Problems sein.“

(mst/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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10 Kommentare

  1. Kritiker der Lockdowns und der Maßnahmen haben von Beginn an … also ab April 2020 …. gefordert, dass eine Abwägung stattfinden muss zwischen dem was ein Lockdown und die begleitenden Maßnahmen bringen und dem, was es an Schaden anrichtet. Nach dem Schaden wurde nie gesucht, weil angeblich alternativlos.

    Nach nunmehr fast einem Jahr kommt eines raus: uns wird noch immer verkauft, dass es nur eine einzige Lösung gibt. Lockdowns so lange bis Impfstoff da ist. Begründung: Leben retten.

    Die Wahrheit ist, es soll verhindert werden dass jemand an /mit Corona stirbt. Was vom Leben für alle übrig bleibt ist dabei S****ßegal.

    Menschen brauchen Sozialkontakte, Ziele, Perspektive, Kommunikation, Berührung, …. ansonsten gehen sie vor die Hunde.

      • DIE Welt als regierungskritisches Blatt zu einer Zeit in der die CDU die Kanzlerin stellt …. was früher undenkbar war hat im letzten Jahr kontinuität bekommen. Die sind derzeit Teil des kleinen gallischen Journalisten Dorfes.

        Die Deutschen benötigen keine Gesetze um undenkbares einfach zu machen. Dort werden nach belieben Lockdowns begründet oder einfach gemacht. Der Inzidenzwert ist eine Spielwiese, wenn er als messwert sinkt, wird der Zeilwert einfach gesenkt … und weiter gehts im Lockdown.

        Ich bin da geboren … lebe aber schon länger in AT. ich hab Helmut Kohl überlebt, ich werde wohl auch die Merkel überleben … und den Kurz werde ich zumindest was seine politische Karriere betrifft überleben, da ist ja gerade der Niedergang eingeläutet. +freu+

    • “ansonsten gehen sie vor die Hunde” … ich vermute, das Teil des Planes.

  2. Mein Sohn ist in der Berufsschule, 1 Woche sogenanntes Distance-Learning, da werden Schriftlich Aufgaben zugesendet, wenn er etwas nicht richtig versteht kann er niemanden fragen, weil die Lehrer mit der andern hälfte der Klasse mit Tests und Schularbeiten beschäftigt sind. Wenn ich an meine Ausbildung denke war das wichtigste sofort nachfragen zu können ob ich das so richtig verstanden habe oder was da gefragt wurde. Ich hoffe dass er trotzdem etwas schulisches erlernt.

  3. Bah. Ich kann es gar nicht sagen, wie es mich ankotzt, wenn jungen Menschen etwas genommen, will heißen, die Zukunft genommen wird.

    Wer ist diese miserable Regierung, dass sie so mit jm umgehen darf.

    Mist verdammter!

    • Mir fehlen auch die Worte! Ein Gefühl von Machtlosigkeit macht sich breit….meine Tochter sagt des öfteren : “sie haben mir meine Jugend gestohlen!”…. Es ist so traurig das zu hören und zu sehen…

      • Für die Jungen ist es wirklich schlimm. In einem
        Jüngeren Alter fehlt einem ja auch noch oft die Gelassenheit und Zukunftsängste hat man ja auch ohne diese Covid Angstmache.

        Mich macht das wirklich wütend zuzusehen, wie die ganze Generationen ihrer Möglichkeiten berauben. Wer sind die, dass sie sich das anmaßen können.

        Wir müssten uns vielmehr dagegen wehren.

        • Aber wie? Weiter demonstrieren? Oder noch mehr demonstrieren? Viele trauen sich nicht zu demonstrieren weil sie Angst um ihren Job haben. Und da befinden sich natürlich viele in der Zwickmühle. Oder gibt es noch eine Möglichkeit? Wie können wir uns wehren?

  4. “Digitalisierung” ist nun mal nicht der Weisheit letzter Schluss, auch wenn das die Smobies aka “Regierung” so darstellen. Und das wird noch schlimmer: Fernhochschul, Fernlehre, Fernschule, Fernuni … am ende kommen lauter Fernabsolventen ohne Tau aus dem System raus.

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