Freitag, April 19, 2024

Schattenkanzlerin Mei-Pochtler im Ibiza-Ausschuss – “Sebastian Kurz ist ein guter Zuhörer”

“Sebastian Kurz ist ein guter Zuhörer”

Was ist der Unterschied zwischen der Boston Consulting Group und dem Bundeskanzleramt? Bei Boston gäbe es mehr Laptops, sagt die enge Kurz-Beraterin Antonella Mei-Pochtler im Ibiza-Ausschuss. Ihre Rolle bleibt diffus, ihre Stabstelle „Think Austria“ weiter eine Blackbox.

 

Wien, 17. März 2021 | Antonella Mei-Pochtler, die „Schattenkanzlerin“, steht schon lange als einflussreiche Beraterin hinter Sebastian Kurz. Einst war Bernhard Bonelli einer ihrer Mitarbeiter beim Berater-Riesen Boston Consulting Group. Sie sei aber „erstaunt“ gewesen, als sie erfuhr, in den Ibiza-Ausschuss geladen zu werden.

Blackbox „Think Austria“

Als Kurz 2017 am Ballhausplatz aufschlug, übernahm sie die Stabstelle „Think Austria“, das persönliche Strategielabor des Kanzlers. Und eine Blackbox: Dem U-Ausschuss liegen weder Akten noch Unterlagen zur Denkwerkstatt vor. Öffentlich zugängliche Informationen ermöglichen es nicht einmal, eine gesamte Mitgliederliste von „Think Austria“ zusammenzustellen. Markus Braun, der in U-Haft sitzende Ex-Wirecard-Chef, war jedenfalls einer der schillernden Mitglieder.

Auch E-Mails fehlen, und zwar jede Menge: Zwar gäbe es über 9.500 E-Mail-Korrespondenzen, doch nur ein einziges wurde den Fraktionen in den Ausschuss übermittelt. Diese Auswahl hat übrigens Mei-Pochtler selbst unternommen. Ein Mail, das nicht dazugehört, ist etwa eine Korrespondenz zwischen Mei-Pochtlers Assistentin bei Boston Consulting Group und dem damaligen Novomatic-Boss Harald Neumann.

Mei-Pochtler antwortete aber mit den bekannten Phrasen: Die Stabstelle sei jenseits der Tagespolitik strategisch-beratend für das Kanzleramt tätig. An ihre vielen Termine könne sie sich nicht erinnern. Wie gut sie Wirecard-U-Haft-Mann Markus Braun kenne, wisse sie nicht. Ob sie sich privat mit ihm getroffen habe, sei „Privatsache.“ Zu Parteispenden bis hin zu Gegenleistungen in Form von Gesetzen für Posten wusste sie nichts. Sie würde nicht einmal wissen, wer eigentlich ÖVP-Spender sei.

Begleitet wurde die Elite-Wirtschaftsberaterin ebenso wie Kurz, Bonelli und andere Türkise von Lukas Weigertsdorfer, persönlicher Sicherheitsberater von Kurz. Was den Kanzler ihrer Meinung nach auszeichnet? Er sei ein “guter Zuhörer.”

Offenbar hörte er bei seiner Reise im Wahlkampf 2019 auch dem Uber-Chef gut zu, denn die Gesetzeslage für Uber hat sich mittlerweile geändert. Ob Mei-Pochtler Wahrnehmungen zu Gesprächen mit dem Uber-Chef hatte, um Gesetze so zu ändern, dass Uber in Österreich reüssieren kann? “Keine Wahrnehmung” und sowas habe sie auch nie erlebt, beteuert Mei-Pochtler.

Ehrenamt

Warum manche Großspender direkt in Mei-Pochtlers Kanzler-Gruppe gelandet sind? Einige Fraktionen vermuten, dass man sich dort einkaufen konnte, um „Nähe zum Kanzler“ zu erlangen. Sie habe diese Personen rein auf Grundlage der Kompetenz ausgewählt. Jedoch habe schon der Kanzler die letzte Entscheidung gehabt.

Zudem arbeitet Mei-Pochtler laut Angaben des Kanzleramts und ihr selbst ehrenamtlich. Der SPÖ kommt diese Sache seltsam vor: Rund eine Woche, bevor sie die Stabstelle übernommen hatte, etwas früher gründete sie die „Antonella Mei-Pochtler Advisory GmbH“. Doch auch da stocherte man gestern ins Leere: Diese GmbH habe weder Aufträge von öffentlichen Stellen angenommen noch von ÖVP-Großspendern, so die Kurz-Beraterin.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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33 Kommentare

  1. Das könnte schon eine heiße Spur sein!

    Herr Dr. Pilz und Team, tun Sie Ihr möglichstes um uns zu versöhnen.

    • Sie sind schon arg! Damit Sie eine eigene Meinung haben können, muss sich Herr Dr. Pilz und sein Team, mit Ihnen versöhnen!

  2. Wenn sie die ÖVP-Spender nicht kennt, wieso weiss sie dann, dass sie von diesen niemals Aufträge angenommen hat?
    Sie arbeitet ehrenamtlich… wow. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass ÖVP-Nichtspender sie einfach direkt bezahlen…

  3. Danke für die Einordnung.

    Mei-Pochtler hinterließ mich etwas ratlos zurück bei ihrer Befragung.

  4. “An ihre vielen Termine könne sie sich nicht erinnern”

    Zeitraum
    Die Sieben-Jahres-Frist läuft vom Schluss des Kalenderjahres an, für das die letzte Eintragung vorgenommen wurde. So sind zB die Belege des Kalenderjahres 2013 bis Ende des Kalenderjahres 2020 aufzubewahren.

    Welches Zeitraum Menschen in solchen Ämtern oder Politiker haben, weiß ich nicht!
    Weiß das wer?

    • 2 Markenführung muss diktatorisch sein. Durch willfährige Bespaßung von König Kunde wird keine Marke mit Charakter geschaffen. Geliebt wird nicht der Abklatsch eigener Banalitäten, sondern der Abglanz fremder Träume.

      Die Tante, träumt nicht Ihren Traum, sondern will alle Träume träumen. Wie abgefahren ist das!

  5. Also einerseits: ‘…würde nicht einmal wissen, wer eigentlich ÖVP-Spender sei.’ und andererseits:’Diese GmbH habe weder Aufträge von öffentlichen Stellen angenommen noch von ÖVP-Großspendern…’. Da musst aber schon lange nicht mehr wissen was aus deinem mund kommt damit du dir dann auch mit dem nötigen selbstbewusstsein widersprichst.

  6. Nicht alle die so tun als würdens zuhören machen es auch wirklich. Wer weiß was sich er so denkt wenn andere labern.

  7. Bereits im Jahr 2003 schrieb Mei-Pochtler in ihrer Kolumne:
    Es lebe die „Diktokratie“
    Führung und Freiheit. Peitsche und Zuckerbrot. Diktatur und Demokratie.
    Führen oder verführen? Einpeitschen oder einflüstern? Diktatur oder Demokratie? Die salomonische Antwort: „Beides!“ Also: „Diktokratie“ – ein Unwort, aber mit Zukunft.

    Das liest sich wie eine Betriebsanleitung für die praktizierte Vorgangsweise der Kurzschen Politik.
    Angstmache (Balkanroute, mehr als 100.000 Tote) und Messagecontrol.

    Es ist also ganz sicher kein Zufall, dass diese Frau im Hintergrund die Fäden zieht.

    Ein Netz mit vielen Fäden.

    https://www.hagerhard.at/echt-rot/2020/05/4414/

  8. Bei Mei-Pochtler, Kurz und ihren Freunderln stimmt das “Mind-Set” nicht ganz:

    Nicht ein paar Spinner haben die Regierungsform (“streng geführt…am Rande der Demokratie…”) zu bestimmen, sondern einzig und allein die Bürger Österreichs, die jene Regierung und Regierungsform wählen, die sie haben wollen. Die Politiker und Beamten sind unsere Angestellten und leben von und mit unserem hart erarbeiteten Steuergeld.

  9. Was man dazu wissen sollte…

    DIE PRESSE (4.5.2020)
    Europäer müssten sich an „Maßnahmen“ am Rand des demokratischen Modells“ gewöhnen, sagt Antonella Mei-Pochtler, die die Kanzleramts-Denkfabrik leitet (Anm.: in einem Interview für die FINANCIAL TIMES.)…
    Und dazu noch weitere Kurz- Fantasien am Video wie “…stark und streng geführte Demokratie und eingeschränkte Freiheit mit bescheidenem Wohlstand ….”
    https://youtu.be/QZ0JLMwhjK8
    Es wird frostig im Hause Österreich!

    • Es wird frostig auf dem ganzen Globus – das beschränkt sich nicht auf Österreich.

  10. Die Dame hat Geld genug….. da geht’s nur um Macht.
    Die erzieht sich den Buben.
    Und er lächelt dümmlich ……..

  11. Liebes Zack-Zack-Team,

    An der Fr. Mei-Pochtler und der Aktivitäten ihres “Think-Tanks” müsst ihr unbedingt dranbleiben! Ich glaube, dass das ganze zum Himmel stinkt.

    Es ist wohl offensichtlich, dass über sie die Industrie in großem Stil Einfluss auf die politischen Entscheidungen, völlig an der parlamentarischen oder irgendeiner anderen demokratischen Kontrolle vorbei, nimmt. Das ist undemokratisch, denn die Politik hat nicht in erster Linie den großen Wirtschaftsbetrieben zu dienen, sondern muss auch die Interessen der “kleinen” Staatsbürger vertreten, was durch die überproportionale Einflussnahme Mei-Pochtler’s und ihrer Helfer unmöglich wird.

    Dieses “Schattenkabinett” gehört entfernt.

    • Viel schlimmer als die ÖVP
      War nur die NSDAP…..
      Weit habt ihr es gebracht, ihr türkisen Staatszerstörer

  12. Sink Tank Austria. Wer zahlt dann ihr Gehalt? Wir wissen eh, daß dann die Großspender oder Gönner direkt solche Konstrukte bezahlen. Wo sind die Mails? Und ich dachte, 2019 wurde der Sink Tank wieder aufgelöst? Verschleiern, Verars…en und an nichts erinnern. Die Wähler können auch gut zuhören, wenn man was sagt.

  13. Weiß irgendwer von euch bei den Vorstadtweiber noch eine weitere Staffel geplant ist………… ?? Oder wird “die Serie” abgesetzt weil grottenschlecht ??

    • Habens a Rolle für die Mei-Pochtler?

      Im übrigen finde ich es absurd, eine derartige Beratung für den Kanzler haben zu müssen.
      Selber zu deppert?
      Ich geb gleich die Antwort. Ja.

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