Freitag, April 19, 2024

Woher kommt das Schnitzel? – Streit um Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie

Streit um Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie

Eine Front aus grünen Politikern, Tierschutzorganisationen und der Landwirtschaftskammer setzt sich für die Kennzeichnungspflicht der Herkunft von bestimmten Lebensmitteln in der Gastronomie ein. Die Ablehnung der Wirtschaftskammer lässt Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Köstinger zögern.

 

Wien, 09. April 2021 | Fleisch, Milchprodukte und Eier. Ein Vorstoß von Konsumentenschutzminister Rudolf Anschober sieht vor, dass Gastronomen ihren Kunden bald nicht mehr vorenthalten dürfen, aus welchen Ländern die tierischen Produkte stammen, die schließlich auf dem Teller landen.

WKÖ gegen Vorschlag

Die Vertretung der Gastronomen in der Wirtschaftskammer zeigte sich erstaunt vom Plan des Anschober-Ministeriums. WKÖ-Fachverbandsobmann Pulker kann das grüne Ansinnen nicht im Regierungsprogramm wiederfinden. Die Herkunftskennzeichnung sei im Regierungsprogramm nur für den Bereich der Gemeinschaftsverpflegung angedacht. Die Wirtschaftskammer betont außerdem die ohnehin schon schwierige Lage für Gastronomen während der Lockdowns.

„Gerade jetzt, angesichts der steigenden Infektionszahlen, sollte die Pandemiebekämpfung im Fokus stehen, damit die Gastronomie endlich eine Öffnungsperspektive hat, anstatt unserer Branche mit einem weiteren Bürokratiemonster womöglich den Todesstoß zu versetzen“,

so Pulker, der auf die freiwillige Herkunftskennzeichnung setzt.

Auf ZackZack-Anfrage entgegnet das grüne Konsumentenschutzministerium, dass die Gemeinschaftsverpflegung laut EU-Recht auch Restaurants und Catering umfasst.

Landwirtschaftskammer erfreut

Rückendeckung erhält Anschober von der Landwirtschaftskammer. Die ÖVP-nahe Organisation könnte den Druck auf das türkise Landwirtschaftsministerium erhöhen. Laut Kammerpräsident Josef Moosbrugger soll nun „zügig mit der Umsetzung der gesetzlich verpflichtenden Herkunftskennzeichnung begonnen werden. Das ist zu begrüßen.“

Köstinger betont Freiwilligkeit

Als Ministerin für Landwirtschaft und Tourismus ist Elisabeth Köstinger gleich doppelt zuständig. Sollen Hotelbetriebe, Restaurants und Skihütten ihre Gäste beim Fleisch- und Milchkonsum weiter im Unklaren lassen dürfen, oder begünstigt man die höheren Standards der heimischen Tiererzeugnisse? Zwar könne man dem grünen Vorschlag einiges abgewinnen, betonte jedoch auch die Freiwilligkeit der Kennzeichnungspflicht für die Gastronomie. Die Position des Köstinger-Ministeriums bleibt unklar.

Offener Brief an Ministerin Köstinger

In einem Plädoyer für den Tierschutz und die regionale Landwirtschaft riefen die Organisationen „Vier Pfoten“, „Global 2000“, „WWF“ und „Land schafft Leben“ Landwirtschaftsministerin Köstinger von der ÖVP dazu auf, dem grünen Vorstoß zuzustimmen.

„Wir brauchen volle Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten, damit verbunden mehr Tierwohl und eine faire Wettbewerbssituation für die Landwirtinnen und Landwirte. Dann erst werden die Österreicherinnen und Österreicher unsere heimischen Produkte auch endlich so konsequent nachfragen, wie Sie das selbst immer wieder einfordern“,

so die unterzeichnenden Organisationen. Sie fordern Köstinger deshalb zum Umdenken auf:

„Sie haben jedoch in einer ersten Reaktion darauf betont, dass eine Kennzeichnung für die Gastronomie freiwillig bleiben muss. Damit verurteilen Sie diesen wichtigen Vorstoß zum Scheitern.“

„In der Praxis nicht umzusetzen“

Was sagen eigentlich die Gastronomen selbst zu der geplanten Neuerung? Für den NEOS-Abgeordneten Sepp Schellhorn, der selbst mehrere Restaurants in Salzburg betreibt, ist eine Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie nicht denkbar. Weder könne Österreich den Bedarf an Fleisch allein decken, noch sollte die Bürokratie zulasten der Gastronomen ausgebaut werden. Bezogen auf das Wiener Schnitzel meint Schellhorn gegenüber ZackZack:

„Ich kann nicht an einem Mittag 3-mal die Karte umschreiben. Denn in Österreich gibt es bei dem touristischen Aufkommen von (in der Regel) 150 Millionen Nächtigungen zu wenig Fleisch in der Produktion. Wir brauchen also auch Kalbfleisch aus dem Ausland.“

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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11 Kommentare

  1. Wo meine Schnitzel und Steaks her kommen weiß ich immer schon.
    Ganz früher hab ich die selber aufgezogen und auch das Futter dafür angebaut, jetzt nicht mehr…
    Allerdings lerne ich auch jetzt die Besitzer meiner zukünftigen Mahlzeiten persönlich kennen, ich gehe da hin wo sie groß werden.
    Sogar die Mahlzeiten aus dem Wirtshaus meines Vertrauens wachsen da vor Ort auf.
    Im Supermarkt kaufe ich niemals Fleisch, es ist direkt bei einem Bauern deutlich persönlicher und kaum teurer. Und das Steak wird in der Pfanne nicht zu einem Metallion.
    Man sollte auch nicht vergessen das es in Österreich viele Regionen gibt welche sich nur zur Rinderzucht eignen, Ackerbau ist da nicht möglich…

  2. Herr Schellhorn! Na und? Kaufen Sie Fleisch kunterbunt ein?
    Lassen Sie doch dem Kunden die Auswahl. Wenn Sie Kalbfleisch aus Holland verwenden, wird eben der Gast entscheiden ob er’s kauft.
    Wenn Sie sich da so dagegen wehren, gibt’s bei Ihnen wahrscheinlich nie Kalbfleisch aus Österreich… da teurer.

  3. Gibts eh sonst nix? Die Gastronomie ist zu und sollte sie irgendwann wieder aufsperren, gibts dort eher Teigtaschen, Frühlingsrollen oder Peking Ente, besonders im Sacher zB.

    Die Herkunft kann man dort nicht beurteilen. Prinzipiell gilt: Beim Wirtn weißt nie, was drinnen ist. Wennst ein Glück hat, schmeckts. Ich koche lieber selbst.

  4. So etwas macht mich sehr traurig ,JA SOGAR WÜTEND!
    RINDERBÖRSE!!

    Die Jungstiermast nimmt in der Rindfleischproduktion in Oberösterreich die vorherrschende Rolle ein:

    speziell in Ackerbaugebieten mit Silomaisanbau optimal
    gute Mastleistungen auch mit Grassilageanteilen in den Rationen erzielbar – sehr gute Silagequalität ist allerdings Voraussetzung
    Zufütterung von energiereichem Kraftfutter sowie Eiweißfuttermitteln erforderlich
    mittel- bis spätreife Fleischrassen bzw. Fleischrassekreuzungen und fleischbetonte Fleckviehtiere einstellen
    Ziele in der Jungstiermast

    eine tägliche Zunahmen von mind. 1.200 g pro Tag
    Schlachtgewicht von 380 – 400 kg

    Und das alles mit dem AMA-Gütesiegel!!!!!!!!!!!

    http://www.rinderboerse.at/vermarktung/schlachtvieh/jungstier

    AMA Gütesiegel Zuschlag (jünger 18 Mon):

    + 44 Cent/kg Schlachtgewicht kalt

  5. Mich würde dazu auch mal interessieren von wo das Kebap -Fleisch stammt??

    Oder vom Mc.D. und Co?? Immer die Wirtshäuser werden drangsaliert….( Bald gibts eh keine mehr-so kann man auch Probleme lösen….).

    Aber vor allem ist es wichtig, WIE die Tiere gehalten wurden………vor allem WIE!!!!

    Das ist die einzige wirkliche Frage!

    Kritik am AMA-Gütesiegel

    Ein neues Video des VGT befasst sich mit dem verbreiteten, oftmals fälschlichen Glauben, dass sich hinter dem AMA-Gütesiegel besonders guter Tierschutz verberge. Diese Kritik spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Umfrage von Greenpeace an 1000 Österreicher_innen zu unterschiedlichen Gütesiegeln wieder. Das Fazit: Die Konsument_innen erwarten mehr vom AMA-Siegel als es tatsächlich leistet.

    Das verborgene Tierleid -siehe Link!
    https://vgt.at/presse/news/2018/news20180305mn.php

  6. Woher kommt das Schnitzel ? Das Schnitzel kommt aus China.
    Woher ich das weiss ? Weil alles aus China kommt.

    • Ich glaub es kommt eher aus Ungarn und den anderen Ländern aus Europa, die billige Massenware produzieren. Holland ist da auch immer vorn dabei, Deutschland natürlich auch

      • Holland ist führend beim Fleischexport, speziell bei Huhn und Pute.
        Wenn sich die Gastronomie dagegen wehrt… bleibt immer die Frage was die uns da um viel Geld unterschieben.

    • Höchtswahrscheinlich! Habe gehört, in Produkten, in denen Mehl oder Eier verwendet wurden, kann das auch vorkommen, dass die Zutaten aus China sind.

      Ich nehm Bio, wo ich kann und hoffe, es stimmt, was da drauf steht ….

    • Dann muss man es kennzeichnen und den Gast entscheiden lassen.
      Aber da kann die Gastro natürlich nicht so richtig cashen.

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