Donnerstag, April 25, 2024

Das Geheimnis »Geisterküchen« – Lieferungen von Restaurants, die es gar nicht gibt

Lieferungen von Restaurants, die es gar nicht gibt

Das Konzept von “Geisterküchen” gewinnt in Österreich zunehmend an Bedeutung. Der Lieferanbieter “Mjam” ist beim Entwicklungsprozess solcher virtueller Restaurants an vorderster Front beteiligt. ZackZack hat eines von ihnen getestet.

Wien, 14. April 2021 | Um im Gastro-Lockdown das Bestmögliche aus der Situation zu machen, greifen immer mehr Gastronomen auf das Konzept sogenannter „Geisterküchen“ zurück. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei sogenannten “Geisterküchen” um Restaurants, die es eigentlich gar nicht gibt. Unterstützt werden diese dabei vor allem vom Liefergiganten “Mjam”, der solche Geisterküchen lieber „Concepts“ nennt.

Für die virtuellen Restaurants werden Konzepte entwickelt, damit sich die Patnerrestaurants ein „Zusatzgeschäft“ aufbauen und sich durch den pandemiebedingten Umsatzeinbruch etwas Geld in die Kasse spülen können.

„Besonders während der Corona-Lockdowns und der damit einhergehenden Gastronomie-Schließung haben sich die ‚Concepts‘ für viele Restaurants als ein weiteres Standbein bewährt, mit dem sie ihre Umsatzeinbuße zum Teil wieder ausgleichen konnten“,

erklärt Mjam-CEO Artur Schreiber gegenüber dem Wiener Onlinemagazin „Gastro News“.

Die Idee gehe auf, denn gerade Restaurants, die Speisen unterschiedlicher kulinarischer Richtungen anbieten, würden von dieser Form der digitalen Spezialisierung profitieren, so Schreiber.

Wo sind die Geisterküchen?

Nur über Umwege findet man heraus, wo sich die Geisterküchen eigentlich verstecken. ZackZack hat eines von ihnen getestet. Mit geschickt inszenierten Marken werden einem die Geisterküchen sehr schmackhaft gemacht – wie zum Beispiel die Burrito-Geisterküche „Mamacita“. Der Auftritt dieses “mexikanischen” Restaurants ist auf „Mjam“ sogar ansprechender als der manch herkömmliche, „echter“ Restaurants. Der Italiener von Nebenan, der versucht, sich durch Take-away noch irgendwie über Wasser zu halten, kommt auf “Mjam” nicht mal halb so anschaulich rüber, wie die Geisterküche “Mamacita”.

Die Burritos werden in stilvollen Verpackungen geliefert, man bekommt ein echtes Gefühl authentischer, mexikanischer Küche vermittelt – fast als würden die Burritos in der Küche von „Mamacita“ wirklich von mexikanischen Köchen zubereitet.

Ehrliches Essen?

Da haben wir uns jedoch getäuscht. Hinter den Geisterküchen, die in Wien betrieben werden, steckt die Firma „Honest Food“. Laut Gründerszene.de passiert hier Folgendes: Das Unternehmen der beiden Gründer Sebastian Klein und Robin Steps betreibt virtuelle Restaurants. Lokalbetreiber der Geisterküchen sind Franchise-Nehmer von erfundenen Marken wie „Mamacita“. Diese kaufen die Zutaten sowie die Verpackungen bei „Honest Food“ ein. Die jeweiligen Speisen werden vorab in Großküchen gekocht und dann tiefgefroren an die Franchise-Nehmer geliefert. Fraglich ist, ob andere auf „Mjam“ gelistete Restaurants unter den von „Mjam“ durchkonzipierten und schon vorbereiteten Speisen leiden.

Konsumentinnen und Konsumenten können außerdem gar nicht wissen, ob sie bei einer Geisterküche bestellen, da diese nicht als solche vermerkt ist. Das solle sich laut „Mjam“-CEO Schreiber im Laufe des Jahres ändern. Geplant sei eine digitale Kennzeichnung. Für die Gastronomie würden die virtuellen Restaurants wirtschaftlichen Mehrwert darstellen, der seit dem Ausbruch der Corona Pandemie laut Schreiber dankend angenommen werde.

Virtuelle Expansion

Die Restaurants könnten ihre Prozesse laut Schreiber durch die von “Mjam” entwickelten Konzepte dafür nutzen, weitere kulinarische Richtungen anzubieten und zu expandieren. Das mache seinen Angaben nach vor allem in kleineren Städten Sinn, in denen die kulinarische Auswahl “nur eingeschränkt verfügbar” sei. Stark nachgefragte Gerichte könnten somit angeboten werden, ohne die wirtschaftlichen Risiken einer Restaurant-Eröffnung während der Pandemie einzugehen.

“Wir investieren derzeit sehr stark in die ‘Concepts’ und möchten sie dieses Jahr landesweit massiv ausbauen. Bisher haben wir sehr positives Feedback für die Gerichte und Speisen der ‘Concepts’ erhalten“,

so Schreiber gegenüber “Gastro News”.

Wichtig sei vor allem die Qualität der Gerichte und den Erhalt heimischer Gastronomiebetriebe während des Gastro-Lockdowns sicher zu stellen.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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8 Kommentare

  1. Auf die Idee, dort zu bestellen, würde ich nie kommen.
    Bei uns können alle gut kochen.
    Lieber koche ich etwas einfaches selbst, bevor ich etwas esse wovon ich nicht weiß woher es kommt und was drinnen ist.

  2. also das grenzt für mich hart an wissentliche infomations vorenthaltung. ich möchte mich bei mjam ja informieren, woher mein essen kommt, und nicht ein märchen und ne tiefkühlpizza od tiefkühlburrito. sorry, das ist nicht bueno

  3. Ich koche lieber selbst. Ohne Thermomix und ohne Kochbücher. Kreativität ist gefragt. Und es schmeckt

  4. Ich bin froh , dass ich kochen kann.
    Da bestellt man sich ” Essen”.
    Niemand sagt Dir woher kommt… wer’s gekocht hat…..
    Besser beim Wirten ums Eck Essen holen.

  5. In diesen Pandemiezeiten versuche ich gerade jene Lokale, die (jetzt auch) Lieferservice anbieten, zu unterstützen, die ich ansonsten wegen ihres Flairs und ihrer Küche vor Ort schätze.

  6. “denn gerade Restaurants, die Speisen unterschiedlicher kulinarischer Richtungen anbieten, würden von dieser Form der digitalen Spezialisierung profitieren,”

    Naja, da diese Restaurants in der Minderheit sind…… Oder sind die Kebap-Standeln damit gemeint, wo man auch Pizzaschnitten kaufen kann?

    Kommt mir alles nicht sehr schlüssig vor, sondern eher wie Eigenwerbung. “Mjam” als Sozialprojekt für Wirte. Ob sich die über so viel Zynismus freuen?

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