Samstag, April 20, 2024

Heimwärts: US-Truppen sollen Afghanistan endgültig verlassen

Heimwärts:

Präsident Biden kündigt am Mittwoch den Abzug aller US-Truppen aus Afghanistan an. Am 11. September sollen die letzten Soldaten das Land verlassen.

Washington/Kabul, 14. April 2021 | Es ist ein symbolisches Datum. Am 11. September 2021, 20 Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center, sollen die letzten US-amerikanischen Soldaten Afghanistan verlassen.

Unter der Führung von vier Präsidenten hatten amerikanische Soldaten in dem zentralasiatischen Land gekämpft, das zum Symbol des “Kriegs gegen den Terror” geworden war. Schon oft wurde der endgültige Abzug angekündigt, nun soll es wirklich so weit sein. Am Mittwoch will US-Präsident Joe Biden den Abzug der letzten Truppen im Herbst verkünden.

Sie hinterlassen ein Land, das bei Weitem nicht befriedet ist. Im Gegenteil: US-Geheimdienste warnten den Kongress nach Bekanntwerden von Bidens Plan. Die von den USA unterstützte Regierung in Kabul werde den Taliban ohne Hilfe ihrer Verbündeten nicht standhalten können.

Noch 2.500 amerikanische Soldaten im Land

Schon Donald Trump hatte versucht, die amerikanischen Truppen noch vor seinem Amtsende abzuziehen. Rund 2.500 befinden sich aber noch im Land. 2011 hatte das Engagement des US-Militärs seinen Höhepunkt erreicht. Etwa 100.000 amerikanische Soldaten waren zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan stationiert gewesen. 2.400 davon sind gefallen.

Der Versuch, Afghanistan zu befrieden, ist für die USA fehlgeschlagen. Es gäbe “keine militärische Lösung für die Probleme, die Afghanistan heimsuchen”, sagte ein hochrangiger US-Vertreter zur Nachrichtenagentur Reuters. Anthony Cordesman vom “Center for Strategic and International Studies” in Washington sagte: “Es gibt keinen guten Weg für die USA, sich aus Afghanistan zurückzuziehen. Sie können keinen Sieg beanspruchen und sie können nicht endlos auf eine Form von Scheinfrieden warten.”

Der republikanische Fraktionsführer im US-Senat, Mitch McConnell, warf Biden vor, die Flucht zu ergreifen. Es sei ein “schwerer Fehler”, die Truppen zu diesem Zeitpunkt heimzuholen. Der Abzug gefährde Antiterroroperationen und die afghanische Zivilbevölkerung. Insbesonder Frauen würden unter dem Abzug der Amerikaner leiden, befürchteten republikanische Kongressabgeordnete.

Vier Jahrzehnte Krieg

Afghanistan befindet sich seit Ende der 1970er-Jahre praktisch durchgehend im Kriegszustand. 1979 intervenierte die Sowjetunion in dem Land am Hindukusch, um eine mit ihr verbündete Konfliktpartei im Land zu unterstützen. Die USA belieferten ihre Gegner mit Waffen und bildeten sie aus. Als die Sowjetunion zehn später ihre Truppen abzog, ging der Bürgerkrieg, begleitet von ständigen Terrorakten gegen die Zivilbevölkerung, weiter.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 starteten die USA ihre Militäroperation “Enduring Freedom”. Sie hatte zum Ziel, die islamistischen Taliban zu stürzen, die die Terrororganisation Al-Qaida unterstützten. Obwohl die Taliban den USA und ihren lokalen und westlichen Verbündeten militärisch weit unterlegen waren, gelang es den USA nicht, das Land dauerhaft zu befrieden.

Laut Weltfriedensindex ist Afghanisatn heute das gefährlichste Land der Welt. Die meisten Afghanen haben nie im Frieden gelebt. Österreich schiebt dennoch Menschen nach Afghanistan ab und sorgt damit für regelmäßige Kritik von Menschenrechtsorganisationen.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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3 Kommentare

  1. Es herrscht Chaos im Land, dann ist Uncle Sam gefragt und er kommt auch, irgendwann wenn ihm fad wird oder die Kosten keinen Nutzen mehr bringen dann geht er wieder, hinterlässt ein größeres Chaos als zuvor. So in Korea, Vietnam (dort zum Glück für die Bevölkerung) Irak, jetzt Afghanistan und wer weiß wo sonst noch wo er seine Finger mehr oder weniger im Spiel hatte. Ich hoffe dass sich die Rolle als Weltpolizist bald überlebt hat.

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