„Sie dürften eine Überdosis Kreide bekommen haben“
ÖVP-Abgeordneter Andreas Hanger sorgte diese Woche mit seinen Presseaussendungen für Aufsehen. Die Grünen würden Postenversorgung betreiben – die Opposition betreibe einen „Überwachungsstaat“. Fürs Fernsehen hat Hanger allerdings “eine Überdosis Kreide bekommen”.
Wien, 16. April 2021 | Seit seinem ZIB2-Interview bei Armin Wolf ist der neue ÖVP-Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Andreas Hanger, auch einem breiteren Publikum bekannt. Hanger kündigte im Vorfeld seines ersten Ausschusstages als Fraktionsführer bereits an, er werde die Rolle offensiver als sein Vorgänger Wolfgang Gerstl anlegen. Gesagt, getan. Innerhalb der letzten drei Tage schoss Hanger insgesamt sechs Presseaussendungen heraus. Unter dem Titel: „Die Grünen haben den Begriff ‚Green Jobs‘ offenbar falsch verstanden“, warf er dem Koalitionspartner Postenversorgung vor – nur eineinhalb Stunden nachdem Kurz und Kogler bei der Vorstellung eines Comeback-Plans Einigkeit versuchten zu präsentieren. Der Opposition unterstellte Hanger in einer anderen Pressemitteilung sogar Methoden, die „an einen Überwachungsstaat erinnern“.
Hanger plötzlich streichelweich
Am Donnerstagabend war Hanger bei Wolfgang Fellner auf “oe24” zu Gast, dort zeigte sich der ÖVP-Mann allerdings nicht von seiner offensiven Seite. Fellner sprach Hanger auf seine Presseaussendungen der letzten Woche an. Fellner: „Betreiben die Grünen Postenschacher?“ Hanger: „Na!“ Fellner fragte etwas ungläubig über die Antwort Hangers, ob er ihm seine Aussendung nochmal vorlesen soll, dort bezeichnete Hanger die Bestellung des Kogler-Vertrauten Meichenitsch als Aufsichtsrat der ABBAG als „Versorgungsposten“. Hanger, nun deutlich handzahmer, meinte, dass er Meichenitsch bei den Regierungsverhandlungen kennenlernte und diesen als äußerst kompetent befinde. Was die Grünen machen sei für Hanger in einer Koalition „OK“.
Überdosis Kreide
Fellners Verwunderung über den streichelweichen Hanger wurde von Minute zu Minute durch die TV-Röhre spürbarer. Er fragte daraufhin, ob Hanger die Aussendung dann nicht leidtue, wenn er plötzlich anderer Meinung über die Besetzung sei. Hanger: „Nein, tut mir nicht leid.“ Er habe es nur „pointiert formuliert“, sonst hätte Fellner ihn schließlich nicht eingeladen. Auch der SPÖ warf Hanger Postenversorgung vor, nur um im nächsten Satz zu sagen: „Aber das ist ok“. Fellner von Hangers Schlussfolgerungen sichtlich verwirrt: „Sie schütten zuerst an und dann sagen’s es ist eh in Ordnung? Wieso machen´s dann eine Aussendung?“ Hanger: „Die Aussendung hatte den Zweck, zu zeigen, dass die Diskussion voll von Doppelmoral ist.“
Für Fellner stand das Urteil über Hangers Auftritt jedenfalls am Ende des Interviews fest: War lustig mit Ihnen Herr Hanger, Sie dürften eine Überdosis Kreise heute Mittag bekommen haben“.
Das ganze Interview gibt es hier zu sehen.
(bf)
Titelbild: screenshot/oe24