Donnerstag, April 25, 2024

Trümmerhaufen Austria Wien – Tiefrote Zahlen bei Violett

Tiefrote Zahlen bei Violett

Eine spektakuläre Verfallsgeschichte hat in den letzten Wochen ihren Gipfel erreicht. Dem schuldengeplagten Traditionsverein Austria Wien wurde erstmals überhaupt die Bundesligalizenz in erster Instanz verwehrt. Prominente Stimmen fordern die Ablöse von Vorstandsvorsitz Markus Kraetschmer.

 

Wien, 16. April 2021 | Es ist eine Chronologie des Untergangs, die seinesgleichen sucht. War die Wiener Austria 2013 noch der letzte Fußball-Bundesliga-Meister gewesen, der nicht Red Bull Salzburg hieß, steht der Wiener Traditionsverein acht Jahre später vor seiner wohl größten Krise. Zum ersten Mal in der Geschichte verwehrte die Bundesliga den Violetten die Lizenz für die kommende Spielsaison. Der Grund: Niemand glaubt an einen raschen Abbau des 78 Millionen-Schuldenbergs. Eine Bankgarantie für 7 Millionen Euro soll für einen Lizenzerhalt fehlen, berichtet der „Kurier“.

Spektakuläre Misswirtschaft und Lockdowns

Dass die Austria so tief in der Kreide steht, ist für viele kein Zufall. 2017 verkaufte man mit dem Nigerianer Larry Kayode den letzten Spieler gewinnbringend. Seither floppte die Transferpolitik komplett. Einzig die Neuzugänge aus der eigenen Jugend garantieren derzeit einen halbwegs qualitativen Spielbetrieb.

Auch mit dem Neubau des Stadions hat sich die Austria finanziell übernommen. Die im Sommer 2018 eröffnete Generali-Arena kostete mit Akademie und Trainingsplätzen 48 Millionen Euro. Weil seit den Lockdowns keine Tickets mehr verkauft werden können, waren diese Investitionen bisher ein finanzielles Desaster für die Austria.

Auch der neue georgische Investor Insignia sorgt für Stirnrunzeln bei den Austria-Fans. Mit großen Tönen hatte der Finanzpartner vom Klubziel Champions-League gesprochen. Jetzt dürfte man seitens Insignia aber nicht bereit sein, bei den Lizenzproblemen helfend einzuspringen.

Spieler und Trainer flüchten

Die Situation droht sich weiter zu verschärfen. Weil einige Spieler keine Zukunft bei der Austria sehen, verlassen sie das sinkende Schiff, anstatt ihre Verträge zu verlängern. Für die Abgänge von Leistungsträgern wie Christoph Monschein und Manprit Sarkaria kassieren die Violetten zu allem Überdruss keine Transfereinnahmen – die Verträge laufen dieses Jahr aus.

Auch der aktuelle Trainer Peter Stöger hat seinen Rückzug aus Wien-Favoriten nach der jüngsten Bundesliga-Niederlage bekanntgegeben. Die Austria ist damit nicht nur auf der Suche nach fehlenden Millionen, sondern auch nach neuen Spielern und einem neuen Trainer.

Klublegende Toni Polster fordert Kraetschmer-Abgang

Der Schuldige für das Fiasko ist schnell gefunden: Markus Kraetschmer, Vorstandsvorsitzender der Austria Wien AG, soll die Verantwortung endlich abgeben. Der ausgebildete Wirtschafter sitzt seit 2008 fest im Sattel. Auf erste Erfolge bis zum Jahr 2013 folgte in den letzten Jahren eine finanzielle und sportliche Talfahrt.

„Er ist für dieses Chaos verantwortlich. Er hat die Austria in den sportlichen und finanziellen Ruin geführt“, sagt Polster gegenüber oe24.tv. Dass er verlängert, ist für ihn „nur noch peinlich, ein Kasperltheater.“

Heute, Freitag, findet eine Krisensitzung bei der Wiener Austria statt.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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9 Kommentare

  1. Das darf doch alles gar nicht wahr sein.
    Obwohl der Erzfeind, ohne Austria geht’s net.
    Wer soll sich in Zukunft noch über ein Derby aufregen, wen soll die Polizei einkesseln?
    Alles nimma lustig!

  2. Da Polster Toni und die ganzen Nörgler haben alle selbst eine goldene Nase verdient, sinds dem Kraetschmer nur neidisch, weil er bei dem pleite Verein noch weiter abzocken kann😅, wie auch immer das funktionieren soll wenn keine kohle mehr da ist

    • Der Simmeringer Anti Kicker hat seine Millionen allesamt im Ausland verdient!
      Der K. ist halt High am eigenen Schmäh ansonsten kann man nicht so verblendet sein und an die Wandlung von Zerstörer zum Retter glauben 😉

      • Der K bekommt trotz drohender Pleite eine Vertragsverlängerung mit den gleichen Konditionen wie im letzten Jahr, das ist der Hammer! Ich glaube, das wird für manche noch vor Gericht enden, siehe FC Tirol!

  3. Ich versteh’ da etwas grundsätzlich nicht: In Fußballclubs werden doch Unsummen hin- und hergeschoben, Ablöse, Prämien, sonstige Gelder. Von Tirol bis Burgenland, von ich weiß nicht Spanien bis UEFA. Dann gehen Klubs wegen Misswirtschaft bankrott oder stehen wegen Betrug, Schiri-Schiebung was weiß ich vorm Kadi. Oder Alabas finden kein Ausgedinge mehr, weil sie beim Verhandeln die Bodenhaftung verloren haben. Irgendwie toxisch die Szenerie… (War allerdings selbst mal, ich glaub es war 1994, im Giuseppe Meazza Stadion in Mailand bei Salzburg vs Inter Mailand. Traumstimmung!)

  4. Obwohl gebürtiger Linzer habe ich seit klein auf der Austria die Daumen gedrückt. Als Teenager war ich fasziniert von Prohaska, Gasselich, Baumeister und co. Das war gepflegter Rasenzauber in Hochkultur. Nach der Übernahme von Stronach ist meine Begeisterung peu a peu verflogen. Und was sich jetzt bei den Veilchen abspielt ist eine einzige “Tragödie”. Ok, Fußball ist wirklich sehr nebensächlich (und jetzt vor leeren Rängen eigentlich gar nicht mehr prickelnd) doch wünsche ich der Austria viel Glück bei dem Weg zurück zur alten Leistungsstärke.

    • Da müssen Sie sich wohl noch gedulden. Das könnte dauern. Es braucht anscheinend wirklich einen kompletten Neuanfang. Der Kraetschmer klebt aber an seinem Sessel, schlimmer als unser Finanzminister

    • Als echter Hütteldorfer kann ich nur sagen es muss auch Leute mit Schicksalen geben 😉

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