Samstag, April 20, 2024

Vor Öffnung: Offener Brief fordert sichere Schulen

Trotz schlechter Ausgangslage startet in knapp drei Wochen der Vollbetrieb in den Schulen. Besorgte Eltern fordern wissenschaftliches Vorgehen sowie bessere Corona-Tests, konsequentere Kontaktregelungen und Luftreinigungsgeräte.

Florian Bayer

Wien, 28. April 2021 | Ab 17. Mai sollen die Schulen nicht länger im Schichtbetrieb, sondern wieder im Vollbetrieb laufen, und zwar ungeachtet der derzeit hohen Corona-Inzidenzen bei den Jungen. Dagegen protestiert die „Initiative sichere Bildung“ in einem offenen Brief an die Bundesregierung, der von 65 Personen, darunter Ärzte, Lehrerinnen und Wissenschaftler, erstunterzeichnet wurde. Die dazugehörige Online-Petition wurde seit gestern von mehr als 1.200 Menschen unterschrieben.

„Trotz aller gewonnenen Erkenntnisse zeigen sich die neun Landesregierungen und die Bundesregierung nach wie vor unfähig, eine Strategie umzusetzen, die die Pandemie wirksam und langfristig eindämmt und den Bedürfnissen von Kindern und Familien gerecht wird“, heißt es im Brief. Und weiter: „Normalbetrieb mit einer Notbremse, die nicht rechtzeitig greift, ist unverantwortlich.“

Die Unterzeichner fordern eine wissenschaftlich basierte Vorgehensweise – die fehlt offenbar bei den für Mai geplanten Öffnungsschritten. Sie verweisen auf ein aktuelles Papier der „COVID-19 Future Operations Plattform“. Wissenschaftler, etwa der Mikrobiologe Andreas Bergthaler und Komplexitätsforscher Niki Popper, plädieren darin auch für einen „PCR-Schirm“, konsequente Quarantänebestimmungen und ein systematisches Schulmonitoring, um sicheren Präsenzunterricht zu ermöglichen.

Kritik an “kontrollierter Durchseuchung”

Zwar hat Bildungsminister Faßmann (ÖVP) zuletzt vage eine „Notbremse“ bei einer Gesamtinzidenz von 400 angekündigt (am 27.4. lag sie österreichweit bei 170,2). Diese „Notbremse“ beruhe aber auf „keinerlei wissenschaftlicher Evidenz“ und sei „vielmehr Garant für die Durchseuchung der Kinder“, heißt es im Brief.

Eine Rückkehr zum Normalbetrieb treibe nicht nur die Infektionsdynamik bei Kindern „noch weiter nach oben“, sondern gefährde auch „das Leben ihrer noch ungeimpften Eltern.“ „Dass die Infektionen steigen, wenn wir öffnen, das wird absolut stattfinden. Aber es wird sich vor allem um Infektionen bei Kindern handeln“, sagte Kanzler Kurz bei der Verkündigung der Öffnung.

Starke Anstiege bei Kindern und Jugendlichen gibt es freilich jetzt schon, wie die Daten der AGES zeigen. Gestern (27. April) lag die Inzidenz bei fünf- bis 14-Jährigen in Wien bei 151, in Oberösterreich bei 288, in Tirol bei 317 Fällen pro 100.000 Einwohner im 7-Tages-Schnitt. Auch bei den 15-24-Jährigen waren die Werte kaum besser, in Vorarlberg liegt die Inzidenz in dieser Gruppe gar bei 402. Tendenz meist steigend. Auch Lehrervertreter kritisieren die geplante Öffnung und die damit einhergehende „kontrollierte Durchseuchung“.

Zu den Forderungen der Initiative zählen überdies dreimalig wöchentliche PCR-Gurgeltests und Lollitests für alle Klassen, für die der Mikrobiologe Michael Wagner schon seit langem plädiert. Derzeit laufen zwar derartige Pilotprojekte in einzelnen Wiener Schulen, bei den meisten kommen aber nach wie vor die vergleichsweise unsensiblen „Nasenbohrertests“ zum Einsatz. Laut Faßmann müsse man vor einem Ausrollen von PCR-Tests erst die „Praktikabilität testen“, da die Logistik im ländlichen Bereich „schwierig“ sei.

Luftreinigung und bessere Kontaktregelungen

Laut den Verfassern des Briefs sollen überdies mobile Luftreinigungsgeräte sowie CO2-Messgeräte, die ans Lüften erinnern, für eine geringere Aerosolbelastung sorgen. Auch eine Maskentragepflicht für alle Schüler – derzeit sind Volksschüler ausgenommen – sowie „konsequentere Kontaktregelungen“ bei positiven Fällen fordert die Initiative. Diesbezüglich gab es immer wieder Probleme, da vielfach trotz positiver Klassenkolleginnen weitere Schritte ausblieben.

Unter den Unterzeichnerinnen des Briefs sind die Mikrobiologin Sigrid Neuhauser (Universität Innsbruck), die ehemalige Ski-Rennläuferin Nicola Werdenigg sowie zahlreiche Ärztinnen und Ärzte. Das Schreiben ging nicht nur an die Bundes- und Landesregierungen, sondern auch an die Bildungsdirektionen, Lehrergewerkschaften und Elternvereine. Eine Antwort seitens der zuständigen Stellen steht noch aus.

Titelbild: APA Picturedesk

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29 Kommentare

  1. 1953 bis in die 1970er Jahre gab es/oder gibt es noch immer das Mk-Ultra Programm der CIA (Mind Conrol) mit verschiedenen Menschenversuchen.
    Das Tragen von Masken hat Einfluss auf das Unterbewusstsein und dient als Mittel zur Zerstörung der individuellen Wahrnehmung, des Selbstbewusstseins und der Entpersonalisierung.
    Vielleicht sollte man einmal allen Eltern, aber auch Lehrern das klar machen.

    • Das kann man schon probieren denen das klarzumachen. Aber da laufen noch zu viele Schutzmechanismen des Egos ab, wodurch bei vielen (noch oder vielleicht auch nie) kaum ein Durchkommen ist. Insgesamt auch nur bedingt relevant.

  2. Heute ab 18 Uhr ist Heinz Mayer zu Gast im ZackZack Club-Talk!

    Rechtsstaat und Pressefreiheit geraten in Österreich zunehmend unter Druck. Die Justiz ermittelt gegen Politiker, Minister und Kanzler antworten mit öffentlichen Angriffen.

    Chefredakteur Thomas Walach spricht mit dem renommierten Verfassungsjuristen Heinz Mayer zum Thema „Ist der Rechtsstaat krank, sterben Pressefreiheit und Demokratie“. 


    Eine Club-Mitgliedschaft zahlt sich aus 🙂
    https://club.zackzack.at/2021/04/22/club-talk-heinz-mayer/

  3. Unterricht mit Maskenpflicht für Schüler – der Fassmann hasst Kinder, ganz besonders Schüler und Studenten.

  4. Von wem geht denn das aus? Das ist ein Manifest faschistischer Angsthasenmethoden das Kinder zu potentiellen Killern stempelt. Wie krank und verblendet kann man sein, dass man die am wenigsten Gefährdeten zum Ziel der strengsten Maßnahmen machen will? Wir sollten uns freuen dass ausgerechnet Covid-19 Kinder fast nicht betrifft. Ganz im Gegensatz zu vielen vielen anderen Infektionskrankheiten über die hier kein Wort verloren wird. Kinder und Jugendliche stehen unter dem besonderen Schutz des Gesetzes. Wer hier wirklich diese Maßnahmen anwenden will, macht sich der Kindeswohlgefährdung schuldig. Schlimm dass auch Werdenigg, die selber Opfer von Übergriffen geworden ist, hier unterschrieben hat.

    • Völlig richtig!!!!! Ich weiß gar nicht wer in der Reihenfolge – Fremdschämen – höher steht. Unsere Regierung oder diese selbsternannten Kindesvertreter.
      🤦🏼‍♀️

      • Ich kriege es hier noch völlig am Kopf! Jeden Tag fällt den Leuten was noch dümmeres ein. Wegen einer Krankheit die für die meisten nicht gefährlich ist. Und genau das kann man nach einem Jahr sicher sagen. Die besorgten Eltern sollten lieber fordern dass Zucker- und Drecksfraßbüttel vorm BILLA aufgestellt werden, damit der liebe Nachwuchs sich in der Früh nicht mit dem Fertigmist von dort vollstopft.

    • Unfug.

      Es werden Familien durchseucht, Kinder zu (Halb-)Waisen und die Zahlen werden so nicht zurückgehen. Abgesehen davon – recherchieren Sie doch ordentlich, wie viele Kinder tatsächlich einen schweren Verlauf haben, oder Long Covid. Alleine in OÖ bisher 1000 – bis April – im Krankenhaus. 1000 KINDER! In 3 Monaten!

      Ihr Zorn oder mögicher Wunsch, mit anderen bei Bier herumzugröhlen wäre auch eine Assoziation, die Sie hervorrufen – genau so wie Ihr erster Satz. Ich bin zutiefst abgestoßen und Sie haben keine Ahnung wovon Sie sprechen.

      • Lesen Sie Studien und informieren Sie sich! Es gibt genügend Hinweise dass Kinder weder Superspreader sind noch selber schwer erkranken. Für die meisten Kinder erfolgt eine Infektion sogar unbemerkt, anders als bei der Grippe. Niemand wird hier zur Voll- oder Halbwaise. Das ist Propanganda. Covid-19 ist weder Pocken, Masern, AIDS, Malaria usw.

      • Sie haben diesen Brief wohl mit unterzeichnet. Gratulation!

        Sagen Sie mir doch wieviele Kinder zu Waisen oder Halbwaisen gemacht wurden, denn das würde in erster Linie jene Personen betreffen die erst mit 60+ Mutter oder Vater wurden.

        Ich empfehle Ihnen herzlichst das Buch „Wege aus der Angst“ von Dr. Gerald Hüther.

        • Also das ist mit Sicherheit zu kurz gegriffen. Auch jüngere und völlig gesunde Menschen mit hervorragendem Immunsystem erkranken schwer. Habe kürzlich selber jemanden kennengelernt vermutlich über die Schule der Tochter angesteckt worden. Und wem bringt diese plötzliche völlige Schulöffnung jetzt noch wirklich was? Davon abgesehen müssen infizierte Eltern in Quarantäne auch wenn sie nicht schwer erkranken usw. Kann mir nicht vorstellen, dass im heurigen Schuljahr das noch was bringt.

          • Ich habe absichtlich überspitzt formuliert weil hier wieder mit Waisen und Halbwaisen plakativ Angst geschürt wird.
            Auch ich kenne Mittvierziger (und jünger) die einen schweren Verlauf hatten. Zum Glück ist keiner von denen verstorben.

            Wem die Schulöffnung etwas bringt? Den Schülern, die haben seit mittlerweile 13 Monaten keine Normalität; umgelegt auf ihre bisher gezählten Jahre ist das erschreckend. Jede Woche zählt, und Kinder sind eben keine Spreader.
            Ich kann nur die beiden Links empfehlen die ich bereits etwas weiter unten geteilt habe.

          • Es steht außer Frage dass es auch bei ganz Gesunden schwere Verläufe gibt; nur eben statistisch eher selten. Das ist auch bei anderen Infektionskrankheiten möglich. Auch dass man sich bei Kindern, Freunden, Trainingskollegen usw. ansteckt. Es ist hier eine Frage der Verhältnismäßigkeit und die ist derzeit sehr diskussionswürdig, besonders bei diesem Offenen Brief.
            Es bringt nichts, Schüler unter Generalverdacht zu stellen und ihnen deswegen den normalen Schulbesuch vorzuenthalten. Auffällig ist jedenfalls, dass bei den Nachtestungen an den Schulen Personal überproportional positiv war und nicht die Schüler.
            Viel schlimmer finde ich die besorgniserregende Zunahme von Übergewicht und Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Da muss man mit vielen kosten- und betreuungsintensiven vorzeitigen Pflegefällen rechnen.

  5. Es ist unbegreiflich wie unser BK Kurz wieder die Kinder zu Superspreadern abstempelt. Jene Gruppe die wohl in ihren kurzen Leben bisher die stärksten Eingriffe hinnehmen musste.

    Da es bei uns keine fundierten Statistiken gibt möchte ich auf eine recht aktuelle Stellungnahme des DGPI und DGKH zur Mortalität bei Kindern bis 15 Jahren verweisen

    https://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/presse/2021-04-21-Mortalitaet-Kinder.pdf

    Jenen Eltern die in einer verstärkten PCR Testung der Weisheit letzter Schluss sehen, lege ich diese Stellungnahme besonders ans Herz und sollte sie aus der Panik herausholen.

    • Ich finde es sollte endlich geklärt werden welche Gefahr vom Kind ausgeht. Und vor allem: Welche Gefahr – die es abzuwenden gilt und vom Kind ausgeht – kann mit einer Maßnahme abgewendet werden die verhältnismäßig ist.

      Dann, und wirklich nur dann hätten wir eine Grundlage auf der aufgebaut werden kann.

      • Unseren BK wird das nicht interessieren; denn dann würde man sehen daß von Kinder NICHT in dem von ihm prophezeiten Ausmaß Gefahr ausgeht.

        Deswegen finde ich diesen offenen Brief – bis auf die tatsächlich hilfreichen Luftfilter – unnötig und für die Tonne.

        Für alle die Interesse an der Herangehensweise unserer Schweizer Nachbarn haben, habe ich noch einen interessanten Link (Dr. Daniele Ganser)

        https://www.youtube.com/watch?v=f9loHMvCGC8

    • die Deutschen haben auch kein Problem damit gehabt, dass sie ihnen das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung abgeschafft haben
      die landen ein bißchen früher in der Diktatur wie wir

  6. Zu diesem Beitrag muss betont werden, dass es sich hier um die Meinung eines Teils der Eltern, nämlich der eher ängstlichen, handelt und, dass sie nicht repräsentativ für alle Eltern ist.

  7. Wann kam den die Erkenntnis, dass Kinder doch potentielle Überträger sind? Wurde nicht immer von allen Seiten (auch von den Elternvertretern) behauptet, von Kindern ginge eine geringe Gefahr aus? Warum öffnet man jetzt die Schulen völlig, obwohl die Sommerferien in greifbarer Nähe sind und die Durchimpfung der gesamten impfwilligen Bevölkerung doch wohl hoffentlich im Herbst geschafft ist. Liegt es daran, dass die Wirtschaft nicht mehr warten will bis ihre “Arbeitssklavinnen” wieder voll zur freien Verfügung stehen und der lästige Nachwuchs wieder sicher im System verstaut ist? Fragen über Fragen…..Zum Wohle der Kinder ist es mit Sicherheit nicht, das zeigt schon die perverse Forderung nach einer Maskenpflicht für Volksschüler….

  8. „Jeder kann sich schützen, das ist auch eine Frage des Wollens.“
    sagt unser Kanzler.
    Wie machen das Eltern, deren Kinder mit einer Infektion aus der Schule nach Hause kommen?
    Alles nur mehr mit Maske?

    Schulbetrieb mit vollen Klassen bedeutet bei den derzeitigen Fallzahlen geplante Durchseuchung.

    ttps://www.hagerhard.at/blog/2021/04/die-nach-oben-offene-verkommenheitsskala-der-oevp/

  9. “Wissenschaftliches Vorgehen” aber gleichzeitig PCR-Positive als Infizierte darstellen. Gehts noch widersprüchlicher?

  10. alleine letztes Jahr hat die “Regierung” über 200 Millionen € für Propaganda ausgegeben….
    wieviele Luftfilter/reinigungsgeräte hätte man um diese Summe anschaffen können, und somit einen Schulbetrieb wesentlich erleichtern und ermöglichen können
    a) genügend
    b) ausreichend
    c) viel mehr als man benötigt
    d) daran haben wir keine erinnerliche Wahrnehmung

    • 400 grasser Homepages. 100 Schmid Arbeitsplätze, 50 Mahrer Posten, 2000 steuerbare ÖVP Frauen NR Plätze usw.

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