Dienstag, April 23, 2024

Nasenabstrich bei Kamelen zur Vorbeugung der nächsten Pandemie

Nelson Kipchirchir macht einen Nasenabstrich. Er testet keinen Menschen, sondern ein Kamel, und nicht auf SARS-CoV-2, sondern auf den Erreger der Atemwegserkrankung Mers.

Wien, 30. April 2021 | Damit der kenianische Tierarzt den Teststab im Nasenflügel des Dromedars drehen kann, müssen drei Männer das 300 Kilogramm schwere Tier festhalten. Doch die Untersuchung ist unumgänglich für die Forschung am Mers-Syndrom, das von einem anderen Coronavirus ausgelöst wird und viel tödlicher ist als Covid-19.

2012 starben 850 Menschen an Mers

Der Mers-Erreger könnte die nächste globale Pandemie auslösen. Die Atemwegserkrankung Middle East Respiratory Syndrome, kurz Mers, hatte 2012 für Schlagzeilen gesorgt. Mehr als 850 Menschen starben daran. Kipchirchir und seine Kollegen befürchten, dass der Erreger, der seit einiger Zeit unter Kamelen und in geringerem Maße auch unter ihren Besitzern zirkuliert, mutieren und von den Hirtengemeinden auf die allgemeine Bevölkerung überspringen könnte.

“Die Probenentnahmen sind schwierig, weil man nie weiß, was passiert”, sagt Kipchirchir in der Kapiti-Ebene im Süden Kenias. Ein Kamel sei unberechenbar. “Wenn man einen Fehler macht, kann es einen treten oder beißen.” An diesem nebligen Morgen bekommt ein Kamelführer einen heftigen Tritt von einem der Tiere, die auf der riesigen Kapiti-Ranch mit 13.000 Hektar untersucht werden.

Hier in Kapiti, einer Forschungsstation des International Livestock Research Institute (Ilri) mit Hauptsitz in Nairobi, untersuchen Wissenschafter Wildtiere, Vieh und Schafe. 2013 begann das Ilri mit der Forschung an Kamelen in Kenia. Ein Jahr zuvor war Mers in Saudi-Arabien ausgebrochen. Das von einem Coronavirus ausgelöste Syndrom hat eine Todesrate von rund 35 Prozent bei den Infizierten.

Fledermäuse, Schuppentiere, Geflügel als mögliche Quelle für Krankheiten: Die Covid-19-Pandemie, die in 16 Monaten mehr als 3,15 Millionen Menschen weltweit getötet hat, schärfte den Blick auf die sogenannten Zoonosen – also von Tieren übertragene Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) machen sie rund 60 Prozent der Infektionskrankheiten beim Menschen aus.

Auch Mers kann von Wirbeltieren auf Menschen übertragen werden und sprang wahrscheinlich zunächst von Fledermäusen auf Kamele über. Beim Menschen verursacht es mit Fieber, Husten und Atembeschwerden ähnliche Symptome wie Covid-19.

Jedes Jahr fünf potentielle Pandemien

Das wissenschaftliche Beratergremium der Vereinten Nationen für Biodiversität (Ipbes) warnte 2020, Pandemien könnten häufiger und tödlicher werden, wenn Menschen, Vieh und Wildtiere aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel mehr Kontakt miteinander hätten. Bis zu 850.000 Viren können demnach potenziell auch Menschen befallen. Jedes Jahr könnten fünf neue Krankheiten ausbrechen, von denen jede das Potenzial zur Pandemie hätte.

“Es gibt ein neu erwachtes Interesse an allem, was mit Viren und zoonotischen Krankheiten zu tun hat, wegen der ganzen Covid-Problematik”, sagt Eric Fevre, Spezialist für Infektionskrankheiten beim Ilri. In Kenia gibt es mit etwa drei Millionen Kamelen eine der größten Populationen weltweit. In trockenen Gebieten werden sie aufgrund häufigerer Dürren immer beliebter.

“Ein Kamel ist sehr wichtig”, sagt Isaac Mohamed, einer der Hirten in Kapiti. “Es kann bei einer Dürre nicht sterben und bis zu 30 Tage ohne Wasser auskommen.” Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Kamelmilch und Kamelfleisch.

2014 fand eine Studie bei 46 Prozent der untersuchten Kamele und fünf Prozent der Kamelführer und Schlachthofmitarbeiter Mers-Antikörper. “Das Mers, das wir gegenwärtig in Kenia haben, ist nicht einfach auf den Menschen übertragbar” – im Vergleich zu der Variante in Saudi-Arabien, sagt die Biologin Alice Kiyong’a. Doch das Virus verändere sich ständig, betont Fevre: “Es ist genau wie bei Covid.”

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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17 Kommentare

    • Ist aber auch interessant, daß wir hier so wenig Beiträge über oje 24 und den gefallenen Fellner lesen. Die Kamele am Oktoberfest können manche vielleicht davon ablenken.

    • ACHTUNG, ohne Grünen Oasenpass gibt es keinen Zutritt zur Oase.
      Nicht nur in Europa sondern auch in den arabischen Ländern wird der
      Grüne Oasenpass über Zutritt zum Lebensspender Wasser entscheiden.
      Alle Kamele und Touristenkarawanen sind davon betroffen.
      Ihr Reise, Tier und Gesundheitsminister
      Karawan Mückstein

  1. Ja gute Idee lasst uns jetzt auf alles einen test erfinden der nichts hilft um weitere Pandemien herbei zu testen. Gute Idee …. dann ist es am besten wir gehen nie wieder raus aver wenn die Pandemien so wild sind wie corona dann sollten wir auch nicht mehr arbeiten gehen und Lebensmittel Geschäfte schließen… schaffen wir die Menschen ganz ab …. Ironie off

  2. Mit der Dauerpandemie hat man endlich etwas gefunden, wie man den Menschen ihre Freiheiten nehmen kann. Ist ja auch wirklich lästig, wenn Menschen diese absurden Freiheiten nützen.

    • Bin ich ganz Ihrer Meinung … Freiheit und Selbstbestimmung ist wirklich das Letzte

    • Das sind die ersten spürbaren Folgen des Klimawandels bzw. der zerstörten Biodiversität. Niemand mit Geld will Pandemien. Maximal die verschwörungsfreaks, die Antworten geben wollen. Aber sicher keiner der an irgendetwas verdient.

  3. Na endlich, Corona ist ja schon ein bißchen ausgelutscht jetzt, soviele Menschen lassen sich dadurch nicht mehr in Angst und Schrecken versetzen und von der Politik verarschen

    Gottseidank kommt jetzt die Fortsetzung:

    > “Der Mers-Erreger könnte die nächste globale Pandemie auslösen”

    > “Jedes Jahr fünf potentielle Pandemien”

    PS: wenn die schon von Nasenabstrischen bei Tieren reden, dann macht mal beim Nasenbär einen Abstrich, da würdet ihr euch wundern was ihr alles findet

    • Genau ich finde in jeder Nase was ich finden will …. also wenn Sie sich die Coca Cola Demonstration anschauen dann wissen Sie auch dass jedes Cola Corona positiv ist…. also hat ergo jeder der Cola trinkt auch corona ….auweeee die nächste Pandemie

      • Sehr richtig, sie finden alles was sie finden wollen, wenn sie die entsprechenden Testreagenzien verwenden, ob sinnvoll oder nicht.

        Sie meinen dass die Tests auch auf Cola reagieren und die Aktion im Parlament? Das lässt sich leicht erklären, aber nicht weil Cola Corona hat 😉 (wobei da haben sie Recht, nach der allg. Logik wäre es so) sondern weil die Tests prinzipiell auf jedes säurehältige Gemisch mit gewissen ph Werten reagieren, man könnte auch einfach rauf urinieren und sie hätten einen positiven Coronatest, das hätte wenigstens Stil gehabt wenn er am Rednerpult auf den Test rauf…uriniert hätte

    • Beim Nasenbären braucht man einen billig und wertlos Test aus China!
      Nur beim Ameisenbären kann man sich sicher sein, keine Mutation zu finden.
      Aber ACHTUNG, auch Ameisen können positiv sein?

  4. Ein Grünes Thema.
    Kamele sind sehr wichtig.
    Daher sollte sich auch unsere Regierung Gedanken machen,
    Alle Kamele untersuchen zu lassen.

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