Samstag, April 20, 2024

Orbans Presse – Herr der Nachrichten

Herr der Nachrichten

Zehn Jahre Viktor Orban haben die Presselandschaft Ungarns nachhaltig verändert. Die großen Medien sind auf Linie, die verbliebenen kritischen Medien kämpfen ums Überleben.

Wien/Budapest, 03. Mai 2021 | Zehn Jahre Viktor Orban an der Macht haben die Presselandschaft in Ungarn nachhaltig verändert. Die klassischen Medien Print, Radio und Fernsehen sind zum großen Teil in Hand von regierungsnahen Unternehmern. Relevante Nachrichten findet man nur noch in kleineren Online-Portalen. Und diese kämpfen ums Überleben.

Kaufrausch

Attila Babos fing 2004 bei der Lokalzeitung „Dunántúli Napló” (Transdanubien-Journal) an. Leicht sei es nie gewesen, der Kommunalverwaltung auf die Finger zu schauen, erzählt er der “Deutschen Welle”. Doch es habe zunächst funktioniert. Ende 2016 wurde er dann aber zusammen mit anderen Kollegen über Nacht entlassen.

Orbans Medieninvestor, der Österreicher Heinrich Pecina, kaufte das Blatt 2014 und veräußerte es 2016 an die Opimus Group weiter, die im Besitz eines Orban-nahen Oligarchen, Lőrinc Mészáros, steht. Der Investor eignete sich neben anderen Lokalzeitungen auch die „Népszabadság“, eine der letzten oppositionellen Zeitungen, an. Direkt nach dem Kauf wurde die Zeitung eingestellt.

Babos gründete mit Kollegen das unabhängige Internet-Portal “Szabad Pécs” (Freies Pécs). Zuerst finanzierte man das Onlinemedium selbst, dann kamen Spenden von Lesern hinzu. Aber der Druck ist groß: Ein Sponsor sprang wieder ab, weil er unverzüglich aus regierungsnahen Kreisen Drohungen erhalten hatte.

Schikanen gegen freie Medien

Man schafft es aber weiterhin, Korruption aufzudecken: Eine Story wird bereits länger vor Gericht verhandelt. Volvo-Nahverkehrsbusse für Pécs sollen überteuert angekauft worden sein. Tief verstrickt in „Volvo-Gate“ ist die Stadtverwaltung der Orban-Partei Fidesz.

Die „Szabad Pécs“ ist allerdings ein Einzelfall. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind schon seit Machtantritt Orbans im Jahre 2010 zu Hofberichterstattern umfunktioniert worden. Die meisten privaten Medien wurden von superreichen Verbündeten des Ministerpräsidenten aufgekauft. Zusätzlich konnte man noch Druck durch staatliche Werbefinanzierung aufbauen. Wer falsch berichtete, wurde von der Einnahmequelle abgeschnitten, heißt es.  Auch die Medienbehörde NMHH tue ihr übrigens. Auf Anraten der Behörde verlor beispielsweise das Budapester „Klubrádió“ zuerst die Sendefrequenzen außerhalb Budapests, im Februar 2021 dann auch noch die Frequenz in der Hauptstadt selbst.

Das zeigt sich auch im Pressefreiheits-Index: Seit 2013 ist Ungarn in der Rangliste der „Reporter ohne Grenzen“ um 36 Plätze gefallen. Mittlerweile rangiert man, zwischen Peru und Serbien, auf Platz 92.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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14 Kommentare

  1. Aber geh, auf dem Weg sind wir in Österreich doch auch schon.
    Hier nennt man das halt nicht das Ende der Pressefreiehit, sondern Message Control.

    • 10 Jahre haben die Ungarn dafür gebraucht? Was für ein Dilettanten! Wie lange haben wir Kurz und Corona?
      Zur Medienfreiheit bei uns: https://corona-ausschuss.de Sitzung 50 vom 30. 04. 2021, ab der 12. Minute

  2. Deswegen, Wrabetz wird durch ein Familien-Mitglied ersetzt werden, die Türkisen haben im Stiftungsrat die Mehrheit. Im ORF werden schon jetzt von Dittlbachers, Wolf, Leitner, Thür, Bornemann, Wagner, einfach alle eingefleischten gendernden Linken, im Sekundentakt zittern. Nach der türkisen Machtübernahme im Linksfunk wird kein Stein auf dem anderen bleiben….. Dann ist dem Heiland die Absolute sicher, die Bevölkerung ist dämlich genug sich blenden zu lassen vom Buben…….

  3. Ersetze “Ungarn” durch “Österreich” und der Artikel stimmt genau so.

  4. und das in einem “vereinten Europa”! die haben wir gebraucht! unbedingt!

    • Also Ungarn kann man der EU nicht vorhalten. Immerhin sind auch Polen, Slowenien und Ö EU-Mitglieder. Soll die EU jetzt wirklich all diese Staaten ermahnen, dass sie nett zur Presse sein sollen.

      Man beachte, dass viele EU-Entscheidungen einstimmig sein müssen. Das hat Ungarn bei der Diskussion über den Haushalt und den Corona-Fonds gut geholfen, die Rechtsstaatlichkeit-Regeln, die die EU eingeführt hat, etwas aufzuweichen. Ich glaube nicht, dass Orban jetzt schlechter schläft. Ich vermute, die Ungarn wissen genau, wie sie die EU in die Knie zwingen können.

  5. Das schaffen die Bilder-Schicker auch noch schnell. Mit Hilfe der Nullchecker-Einrauch-Partei.

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