Montag, April 15, 2024

Top-Quoten für Böhmermanns Kurz-Abrechnung – “Türkiser Familie” gefiel Sendung nicht

“Türkiser Familie” gefiel Sendung nicht

Am Freitag gab es in den sozialen Netzwerken nur ein Thema: Jan Böhmermanns Show über den Weg zur „türkisen Autokratie“. Die TV-Quoten bestätigen den Erfolg. Der “türkisen Familie” gefiel die Show nicht, war ihr der Inhalt doch hinlänglich bekannt.

 

Wien, 10. Mai 2021 | Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann knöpfte sich am Freitag in seinem fast 30-minütigen Beitrag im “ZDF Magazin Royal” Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor. Die Sendung war bereits im Vorfeld mit Spannung erwartet worden, hatte Böhmermann doch in Richtung Finanzminister Gernot Blümel angekündigt: „Noch hat Gernot Blümel Zeit zurückzutreten, ohne dass es aussieht, als wäre das @zdfmagazin Schuld daran. P.S.: HUCH! Heute ist ja unsere letzte Sendung vor der Sommerpause. Um 23 Uhr im @ZDF!“

Zwar sollte keine rücktrittsauslösende Bombe kommen, für große Teile der Zuseher war die Zusammenfassung der Kurz-Regierung I und II allerdings erschreckend. Böhmermann erklärte, wie Sebastian Kurz die vier Säulen Regierung, Medien, Parlament und Justiz „verändern“ möchte oder dies bereits getan habe, jeweils belegt mit Medienberichten.

„Grandiose Quoten“

Die Quoten der Sendung waren dementsprechend hoch, wie das Wirtschaftsmagazin „Meedia“ am Montag veröffentlichte. Insbesondere im jungen Publikum hat die Sendung erneut grandiose Quoten geholt, war mit 947.000 14- bis 49-Jährigen die klare Nummer nach 23 Uhr und erreichte einen grandiosen Marktanteil von 17,1 Prozent.“ Damit übertraf man sogar die ansonsten quotenmäßig bessere „Heute Show“. Auf YouTube erreichte der Beitrag innerhalb von zwei Tagen über eine Million Aufrufe. Der Hashtag #böhmermann und #zdfmagazin trendete auch am Samstag noch auf Twitter.

Kurz’ Medien-Dompteur gefiel es nicht

Einem, dem die Show ganz und gar nicht gefallen hat, ist Gerald Fleischmann, der Medienbeauftragte im Kanzleramt. Er teilte am Montag einen Beitrag mit dem Satz: „Ich hab noch nie #Boehmermann geschaut, gibt es einen Grund das zu tun?“ Für Fleischmann hat es wohl wirklich keinen triftigen Grund gegeben – er kennt die Geschehnisse aus erster Hand. Auch Manfred Jurazka, ehemaliger ÖVP Wien-Chef und mit historischen neun Prozent bei der Wien-Wahl 2015 baden gegangen, ist kein Fan: „Selbst Schuld, wer Hoffnungen in halblustige, linke Clowns setzt“.

Für Personen, die nicht aus der Familie der ÖVP stammen, war die Sendung allerdings aufschlussreicher. Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) schrieb auf Facebook: „Jan Böhmermann hat umgesattelt. Statt Satire macht er jetzt Dokumentationen – bei denen einem das Lachen gefriert. Diesmal über Österreich. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Demokratie nicht mit einem lauten Knall zerbricht. Sie wird durch viele kleinere und größere Schritte ausgehöhlt und zersetzt. Die Ignoranz des Rechtsstaates, die Attacken auf die Justiz, die Aushöhlung der Medienfreiheit stammen aus dem Drehbuch autokratischer Systeme. Böhmermann führt uns vor, wie weit wir dabei schon gekommen sind.“

Auch die deutschen Medien waren eher der Meinung des ehemaligen Bundeskanzlers Kern, als der des türkisen Mediendompteurs Fleischmann. “Der Stern” titelte: “Jan Böhmermann zerlegt Österreich-Kanzler Sebastian Kurz”. Für den bayrischen Rundfunk eine “Herbe Abrechnung mit den österreichischen ´Zuständen´”. Für den türkisen Teil Österreichs war es wohl “nichts Neues”.

(bf)

Titelbild: screenshot/youtube

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32 Kommentare

  1. Wieso erwarten manche Menschen von Böhmermann neue Enthüllungen? Böhmermann macht seine Late-Night-Shows: professionell, humorvoll, zum Nachdenken anregend. So soll es sein.

    Neue Enthüllungen sind Aufgabe der InvestigativjournalistInnen. Und da sollen die bei “Krone”, “Presse”, “Heute”, “Österreich”, “profil”, “News” “ORF” etc. mal zeigen, was sie drauf haben.

    Dass man mit Zusammenfassungen (Rezo hats auch so gemacht) bereits so reüssieren kann, ist ein Trauerspiel der politischen Verhältnisse.

    Dass Fleischmann und Compagnon zitternde Erwartungen hatten, zeigt welche 0-Ahnung sie vom Journalismus haben.

    • Bin ich froh, dass es in Deutschland noch richtige Medien gibt, wenigstens das !

  2. „Für den türkisen Teil Österreichs war es wohl nichts Neues“ ?!

    Für jene Österreicher die nicht nur den Popagandafunk lesen & lauschen war es nichts Neues!!

    • Leider, viele viele nur Probagandafunk ! Auch beide Bauernzeitungen sind gekauft

  3. Bitte übernehmen und an die Griechische Botschaft senden!

    gremb@griechischebotschaft.at

    Warnung für Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis

    To whom it may concern!

    Bewahren sie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vor der Schmach, sich bei der für 11. Mai angesagten Festrede lächerlich zu machen.
    Die geplante Preisverleihung ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

    In Sorge um den Ruf der Griechischen Demokratie und Pressefreiheit

    • Für Alle, die wirklich etwas tun wollen, nachfolgend weitere Adressen.
      Bitte den Beistrich durch den Klammeraffen ersetzen.
      gremb.ber, mfa.gr
      gremb.par, mfa.gr
      gremb.brn, mfa.gr
      Berlin, Paris, Bern.

  4. Bissige Satire, normalerweise das Handwerkszeug Jan Böhmermann’s, reichte zur Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Zustand der österreichischen Politik nicht aus.

    Leider übertrifft die Realität in diesem Fall jede Satire, denn sie ist wesentlich grotesker.

  5. Traurig, dass wir mittlerweile auf deutsche Medien angewiesen sind. Orban und Kurz mehr ist dazu nicht zu sagen.

  6. Diese Regierung zerstört den freien Journalismus!
    Es ist verständlich wenn Herr Fleischmann als tükiser Medienbeauftragter diese nicht mehr nützt, da in den hörigen Medien dieser Regierung nur mehr publiziert wird was von ihm persönlich als legitim betrachtet wird. Damit, und das bestätigt er mit obiger Aussage, ist sein Horizont leider sehr eingeschränkt. Medienbeauftragter mit beschränktem türkisen Horizont!
    ALS BÜRGER DER VON UNABHÄNGIGEN MEDIEN UND FREIEN JOURNALISTEN INFORMIERT WERDEN MÖCHTE IST ES DAHER MITTLERWEILE NOTWENDIG SICH GENAU DIESER ZU BEDIENEN. In der Medienwüste Österreich gibt es nur mehr einzelne freie journalistische Oasen, daher wird in naher Zukunft der Bürger, aber auch die Werbewirtschaft Alternativen suchen müssen, um den Durst nach nicht gefilterter Information, sowie tatsächlich existenten Lesern, stillen zu können! Diese Regierung zerstört den freien Journalismus.

    • An: zuschauerservice@zdf-service.de,biowanderimkerei@icloud.com
      Datum: 08:05:2021
      ———————————
      Sehr geehrter Herr Böhmermann!

      Danke an Herrn Böhmermann für diese seriöse Darstellung der politischen Situation in Österreich. Österreichs Demokratie steht am Abgrund. Besonders schätze ich, daß sie diese unerträgliche Tatsache erkannt haben und über Österreich hinaus publizieren.

      In Österreich erleben wir derzeit eine inflationäre Entwicklung des politischen aber auch zynischen Humors. Auch ihr Beitrag macht die traurige Situation erträglicher.

      Mit freundlichen Grüßen

      • Danilo 🙉🙉🙉Blumerl nennt sich auch danilo kunhar🙊🙊🙊

  7. Ich kann mich den Aussagen von Christian Kern nur anschliessen…………………..

    • Der bastel ist gegen kern wie ein gerupftes huhn. Ab in den kochtopf mit ihm und deckel zu.

    • Kern fand ich immer ok. Mitterlehner und Kern haben sich auch gut verstanden, waren beide gemäßigt. Wir hätten mit dieser Kombi eine ruhige Zeit in Ö haben können und für alle wäre was dabei gewesen. Aber die machtgeile ÖVP müsste ja dann diesen Horrortypen hervorzaubern…..

  8. Satire ist anders. Die Sendung war eine historische Aneinanderreihung von türkisen Ereignissen seit 2016. Ähnlich den blauen Einzelfällen in Sachen Rechtsradikalismus, Antisemitismus, Nazitümelei durch die Freiheitlichen. Vieles davon lief parallel in gemeinsamer Zusammenarbeit.

  9. Ich habe es leider gar nicht als Satire empfunden! Für mich war es eine Dokumentation über Österreichische Politik!

      • Realsatire. Leider täglich neu bis zum ruhmlosen untergang unter schimpf und schande.
        Früher hätte man die typen geteert und gefedert.

      • Es war, alles gelogen, aus der Sicht des Twittersperrers,wie Tief kann die ÖVP noh sinken ?
        Die Mediengroup am Ballhausplatz beginnt langsam ihre Wirkung zu verlieren.

      • Satire ist ein Spiegel, in dem der Betrachter überlicherweise jedes andere Gesicht entdeckt, nur nicht sein eigenes.
        Jonathan Swift

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