Samstag, April 20, 2024

Politico: „Kurz´ Medienkrieg“

Das Bild des Kanzlers im Ausland leidet immer mehr. Das renommierte Magazin „Politico“ hat sich diese Woche erneut Sebastian Kurz gewidmet. Es geht um seinen „Medienkrieg“.

 

Wien, 11. Mai 2021 | Bereits im April widmete sich „Politico“ Sebastian Kurz. Damals handelte die Recherche vom „House of Kurz“ und wie er zum „Schurken“ wurde. Nun thematisiert das Magazin seinen problematischen Umgang mit Medien. Sebastian Kurz, der „für Instagram gemachte Bundeskanzler, der durch seine Social Media-Stärke an die Macht kam“, versucht nun die Erzählung wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Denn er steht wegen seiner Handhabung mit der Presse und wegen eines „Tsunamis aus politischen Skandalen“ unter Druck.

Am Dienstag wird ihm in München der „Freiheitspreis der Medien” verliehen. Der pompös klingende Preis wird von der wirtschaftsnahen „Weimer Medien Group“, einem eher kleinen bayrischen Verlagshaus, vergeben. Wolfram Weimer, der Mann, der hinter dem Preis steht, sagte über Kurz´Behandlung von österreichischen Medien: “Das sind Dinge, über die ich nicht viel weiß, oder -um ehrlich zu sein- die mich nicht interessieren.”

Systematischer Druck auf Presse

„Für den Bild-besessenen Kurz, 34, dessen persönlicher Fotograf den Instagram- und Facebook-Kanal mit Bildern jeder Bewegung des Kanzlers füttert, ist das Event PR-Gold“, schreibt Politico. Doch Kurz sei weit davon entfernt, „Meinungsfreiheit, freien politischen Diskurs oder Demokratie“ zu bewerben, sagen seine Kritiker. Er würde österreichische Medien systematisch mit einer Kombination aus finanziellem Druck, Zutrittsbeschränkungen und Einschüchterungen unterdrücken.

Auch NEOS-Abgeordneter und ehemaliger Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter nimmt Stellung im Artikel: „Kurz akzeptiert nicht, dass Journalisten auf der anderen Seite des Zauns stehen, dass es ihr Job ist, Fakten zu überprüfen und darüber zu berichten.“ Weiters: „Für Kurz ist das ausschlaggebende Prinzip, Journalismus nicht als Kontrolle von Macht zu akzeptieren, sondern für ihn sollte Journalismus nur eine Weitergabe von offiziellen Statements sein“.

Wie Ungarn

Für „Politico“ läuft es nach einem ähnlichen „Playbook“, auf das auch die selbsternannten “illiberalen Demokratien – Polen, Ungarn, Slowenien und Tschechien – in Bezug auf kritische Medien gesetzt haben.” Im Gegensatz zu den ehemaligen kommunistischen Staaten war Österreich jedoch immer ein „Anker in Westeuropa“ und seit dem zweiten Weltkrieg geprägt von liberalen politischen Traditionen gewesen. Die Frage, die sich für „Politico“ stellt, ist, ob diese Geschichte Österreichs einen stärkeren Widerstand gegen eine autoritäre Wende bringt. Die Zeichen seien jedenfalls alarmierend, Österreich erreichte 2021 das niedrigste Ranking im jährlichen Index der Pressefreiheit.

Angesprochen wird auch das 210 Millionen Euro schwere Medienpaket der Regierung für die nächsten vier Jahre. Das großzügige PR-Budget sei da, um mediale Verbündete zu belohnen. Bis jetzt wurde das Geld, laut Kritikern, als eine versteckte Unterstützung für die mächtigen Medien im Land ausgezahlt. Letztes Jahr gingen 47 Millionen an die österreichische Presse. Die hohen Geldflüsse würden an die Anfangsjahre der Orban-Regierung erinnern.

Ein anonymer hochrangiger ORF-Journalist äußerte sich gegenüber „Politico“ zu den Plänen der Regierung für den öffentlich-rechtliche Rundfunk: „Es gab schon kritische Phasen in der Vergangenheit, aber noch nie so schlimm, wie es jetzt ist.“

80 Mitarbeiter für Kanzler-PR

Der aufgeblähte Medienapparat des Kanzlers wird ebenfalls thematisiert. 80 Mitarbeiter und das großzügige PR-Budget, größer als viele Newsrooms in Österreich, operieren für den Kanzler. Eine wichtige Aufgabe dieser Leute sei es „kritische Medienberichte auszulöschen“. So etwa beim Kanzler-Interview bei Puls24, als er der Journalistin Alexandra Wachter nach einer kritischen Frage entgegenwarf: „Sie haben doch ein eigenes Hirn“. Die Medienleute des Kanzlers forderten die Streichung der Stelle, was Puls24 zwar tat, später jedoch das gesamte Interview online stellte – Hirn-Sager inklusive.

Auch eine ZackZack-Recherche schaffte es in den „Politico“-Artikel. Der Luxus-Flug des Kanzlers im Jet des ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch sorgte für peinliche Fragen für Kurz, postete er doch stets Fotos, wenn er in der Economy-Class durch die Welt reiste.

Den gesamten Artikel finden Sie hier.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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22 Kommentare

  1. Wir sind ausschließlich den Tatsachen verpflichtet und beleuchten die Zusammenhänge. Ja, wir sind unangenehm. Und dazu stehen wir. Denn eine Gesellschaft ohne kritische Stimmen ist nicht demokratisch. Wir sind tatsächlich unabhängig und nur unseren Lesern verpflichtet. Wir bekommen weder Presseförderung noch gibt es bei uns Regierungsinserate – aber wir brauchen eure Unterstützung: https://zackzack.at/kampagne-fur-unabhangigen-journalismus/

    • ihr seid der Wahrheit und Transparenz verpflichtet, nicht euren Lesern. wagt es ja nicht das zu schreiben, das uns gefällt! aber bitte hört nicht auf damit 🙂

  2. Geistige Landesverteidigung (GLV):

    Die Geistige Landesverteidigung (GLV) ist neben der militärischen, der wirtschaftlichen und der zivilen Landesverteidigung Teil der Umfassenden Landesverteidigung. Ihre Aufgabe besteht in der Vermittlung demokratischer Werthaltungen und der Schaffung eines umfassenden Bewusstseins für demokratische Freiheiten und die in der Bundesverfassung verankerten Bürger- und Menschenrechte im Rahmen der Politischen Bildung. Sie soll einen Beitrag zur Sicherstellung eines demokratischen Grundkonsenses und des sozialen Friedens sowie zum Verständnis des Konzeptes der umfassenden Sicherheitspolitik im nationalen, europäischen und globalen Kontext schaffen.

    https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_01087/fnameorig_849992.html

    Geistige Landesverteidigung beginnt in der Schule und endet mit dem Tod. Ich finde, Kurz & Compagnons verstoßen gegen die GLV eklatant.

  3. Und vdb boykottiert das ö volk, in dem er donnernd schweigt.
    Ein weiteres mal kriegt er meine stimme nicht mehr.
    Wenn ich könnte, würde ich mein voting für ihn rückabwichkeln.
    So eine schande. Die maurer ist ihm wichtiger als die demokratie.

    • ….. denk mal, der hat immense Schwierigkeiten eine integrere “Expertenregierung” zusammen zu stellen, es wird noch dauern, vermute ich mal.
      Wenn er was tut, muss es “fertig” sein….

  4. Leider lässt sich eine wahrhafte Dankbarkeit (zu diesem Artikel) mit Worten nicht ausdrücken, und ebensowenig kann sie an eine unmittelbare Wiedervergeltung denken.
    frei nach: Johann Wolfgang von Goethe

  5. Ich hoffe es stellt sich nicht der “Waldheim Effekt” ein. Damals war die internationale Berichterstattung auch verheerend und die ÖsterreicherInnen meinten dann “Jetzt erst recht” und wählten ihn zum BP.

    • Glaub ich nicht, da steckt er zu tief im shithole. Da müsste der jüdische weltkongress auf das bubi losgehen.
      Huch, ich wills nicht verschreien, bibi lauert im hintergrund.

  6. Dankt den Autoren, dass sie das endlich ins Rampenlicht bringen und wenn es für den Moment vor allem international ist, zumal nur ein Teil der Österreicher internationale Medien liest.
    Selbst das ist ein erster Schritt, ist dann zumindest doch langsam mehr und mehr international der Lack ab und andere internationale Medien sehen sich gezwungen auch darüber zu berichten. Irgendwann schwappt es dann ins Land über.

  7. der satz gefällt mir am besten:
    Sebastian #Kurz, the made-for-Instagram Austrian chancellor who rose to prominence by harnessing the power of social media, is racing to take back control of his story.
    und er wird hoffentlich dabei scheitern.
    dabei hätte alles so schön werden können.

    https://www.hagerhard.at/blog/2021/02/tu-es-fuer-dich/

    • For the image-obsessed Kurz, 34, whose personal photographer feeds Instagram and Facebook with images of the chancellor’s every move.

      I like it!

  8. Es ist wirklich traurig, dass wir auf ausländische Medien angewiesen sind um die Wahrheit über unsere Demokratie zu erfahren. (ZackZack ausgenommen natürlich)
    Wir schlittern ungebremst in eine Katastrophe!

  9. “Wer sich in einer Demokratie schlafen legt, wacht in einer Diktatur wieder auf”.

    Ich hoffe, alle Regimtreuen Journalisten können das mit ihrem Gewissen vereinbaren. Und mit dem, was sie für ihre Kinder und Kindeskinder anrichten.

    • Dieser bezahlte journalismus hat ,sorry, verdammt noch mal, die Pflicht für kommende generationen ! Die Chefs dieser Medien haben die 4.Gewalt wiederherzustellen !!!

      • Dream on…fellner, dichand, muss neuerdings auch nowak dazuzählen. Und der kotynek meint, bastelmann muss sich nur ändern…

  10. Bitte liebe Journalisten in Österreich.
    Steht endlich auf und lasst Euch nicht von einem Rotzbub der Politiker spielt benützen.

    • Letztlich, in der Kirche spricht man vom Judassymptom, sind es die Silberlinge die bestimmen.

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