Freitag, April 19, 2024

Internationaler Tag gegen Homophobie – »Kein voller Schutz in Österreich«

»Kein voller Schutz in Österreich«

Heute wird weltweit auf die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen aufmerksam gemacht. ZackZack hat Stimmen von LGBTIQ+-Sprechern.

Wien, 17. Mai 2021 | Heute ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. An diesem Tag soll auf die Unterdrückung von LGBTIQ+-Personen weltweit aufmerksam gemacht werden. Wie die EU-Grundrechteagentur anlässlich des Tages betont, werde jeder frei und in Würde mit denselben Rechten geboren. Auch wenn in den letzten Jahren viel für den Abbau von Vorurteilen getan worden sei, liefen zahlreiche Kämpfe noch weiter – in Österreich und weltweit.

Unterdrückung und Benachteiligung

Immer noch dürfen homo-, bi-, inter- oder transsexuelle Menschen hierzulande legal diskriminiert werden, denn der bundesweite Diskriminierungsschutz gilt nur im Beruf, aber nicht im Alltag. Das bedeutet, dass viele Menschen in Österreich aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in sämtlichen Bereichen benachteiligt werden. Das bestätigt auch LGBTIQ+-Sprecher der SPÖ, Mario Lindner, gegenüber ZackZack:

„Bis heute ist es legal, dass Menschen in unserem Land eine Wohnung wegen ihrer Geschlechtsidentität nicht bekommen oder sie für ihre sexuelle Orientierung aus einem Lokal geworfen werden.“

Darüber hinaus sei Österreich eines der letzten Länder Europas, das seinen Bürgerinnen und Bürgern keinen vollen Schutz vor Diskriminierung bietet, fährt Lindner fort. „Das muss sich ändern! Die Blockade der ÖVP gegen einen gesetzlichen Diskriminierungsschutz muss endlich zu Ende gehen. Es geht schließlich darum, ob Menschen in unserem Land ohne Angst leben und lieben können!“, fordert Lindner gegenüber ZackZack.

“Österreich tut nicht genug”

Auf der ganzen Welt seien Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder wahrgenommenen sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder Geschlechtsmerkmale weiterhin täglich Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt. Das betont auch der LGBTIQ+-Sprecher der NEOS, Yannick Shetty, gegenüber ZackZack:

“Am internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie müssen wir leider immer noch feststellen: Österreich tut nicht genug, um LGBTIQ-Personen vor Gewalt und Ausgrenzung zu schützen – das belegen die Zahlen der EU-Grundrechteagentur: So haben 11% aller LGBTIQ-Personen in den letzten 5 Jahren physische Gewalt erfahren, auch andere Kennzahlen zeichnen ein düsteres Bild.”

Shetty fährt fort, dass die türkis-grüne Regierung leider nur wegschauen würde, anstatt notwendige Maßnahmen zu ergreifen. “Wir werden den Druck jedenfalls weiterhin hochhalten und bleiben ein verlässlicher Partner der Community”, so Shetty gegenüber ZackZack. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung im Parlament einen Antrag abgelehnt, der die Benachteiligung aufgrund der sexuellen Orientierung per Gesetz verbieten würde. Damit hatte man gegen die LGBTIQ+-Community gestimmt und einen Schutz vor Diskriminierung verhindert.

“Ein Bohren harter Bretter”

Die Solidarität innerhalb der LGBTIQ+-Community sei schon immer grenzenlos gewesen, wie Außenpolitik- und LGBTIQ+-Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, betont:

„Es ist ein Bohren harter Bretter, die ÖVP hat hier noch nie progressive Politik gemacht, aber hinter uns steht eine Community, die sich nicht mehr ihre Rechte nehmen lässt und nicht weiter als Menschen zweiter Klasse behandelt werden will“,

drängt Ernst-Dziedzic gegenüber ZackZack.

„Diesen menschenrechtlichen Untaten treten wir mit Solidaritätsaktionen auch in Österreich entschieden entgegen“, meint Ernst-Dziedzic und ergänzt, dass sie auch bei Menschenrechtsverletzungen außerhalb Europas ihre Stimme erhebe, vor allem wenn – wie etwa im Iran – Patriarchat und Religion über Leben und Tod von LGBTIQ+-Menschen bestimme:

“Solange auch nur ein Mensch auf der Welt aufgrund seiner sexuellen Orientierung leiden muss, ist unser Kampf für eine diskriminierungsfreie Welt nicht zu Ende.“

Nicht wegschauen

Wie die EU-Grundrechteagentur berichtet, können in 69 Ländern einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe gestellt werden, von denen elf die Todesstrafe als Strafe für Homosexualität beibehalten.

Weiters habe die COVID-19-Pandemie zu einem noch höheren Maß an Gewalt und Diskriminierung von LGBTIQ+-Personen geführt, einschließlich häuslicher Gewalt, Online- wie Offline-Hassreden und Hassverbrechen. Sie seien häufig Stigmatisierung und Diskriminierung beim Zugang zu Gesundheitsdiensten ausgesetzt.

Darüber hinaus habe die Pandemie zu einer Verkleinerung des bürgerlichen Raums und zu einer Zunahme willkürlicher Verhaftungen, physischer Angriffe und psychischer Traumata für Menschenrechtsverteidiger geführt. “Diese Handlungen sind inakzeptabel und die EU betont wiederholt, wie wichtig es ist, ihre Straflosigkeit zu beenden. Wir wollen weltweit Maßnahmen ergreifen, um jede Form der Diskriminierung von LGBTIQ+-Personen, einschließlich homophober, biphober und transphober Gewalt, zu verhindern und anzuprangern und gleichzeitig ihren Zugang zu Chancengleichheit in allen Lebensbereichen zu fördern”, heißt es im Bericht der EU-Grundrechtsagentur.

Es sei wichtig, diskriminierende Gesetze, Richtlinien und Praktiken, einschließlich der Kriminalisierung der Zustimmung zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen, weltweit zu bekämpfen – und nicht wegzuschauen.

(jz)

Update: Bericht wurde um eine Stellungnahme von Ewa Ernst-Dziedzic am 17. Mai 2021 um 16:05 Uhr ergänzt.

Titelbild: APA Picturedesk

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10 Kommentare

  1. Solange Mobbing, öffentliche Hassreden u.ä. gesellschaftlich und juristisch nicht nur geduldet sondern teils auch befürwortet werden, ist es wohl noch ein langer steiniger Weg bis zu echter Diversität und Gleichberechtigung. Wenn die Polizei einem erklärt, dass es Mobbing ausserhalb des Arbeitslebens nicht gibt bzw. dass es in Österreich eben keine Straftat ist, was soll man dazu noch sagen? 150 Zeugen waren leider auch gerade nicht anwesend…^^ soviel zum Alltag als L. bzw. B. in Österreich.
    Die täglichen Anfeindungen als T, I oder Q sind sicher noch schlimmer und das mitten in Wien. Will nicht wissen, was dann derzeit am Land abgeht! Nur zur Erinnerung – als offen schwul, lesbisch, bi, trans, intersexuell oder queer in Ruhe und Frieden leben zu wollen ( auch jenseits des 7. Bezirks), muss als “psychische Störung” ja “seit einiger Zeit” nicht mehr behandelt werden. Eine Sorge weniger 😉

  2. Frage mich immer, wer diese ominösen LGBT-Vertreter zu seinen Vertretern gewählt hat. “Niemand” dürfte der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Eine spannende Frage ist auch, was LG und B und T gemeinsam haben. Allein in dieser Interessengleichsetzung steckt ja schon eine unglaubliche Niedertracht.

  3. Erschütternd, dass wir immer noch über das Thema reden müssen……..

    • Müssen wir ja gar nicht. Dieses Spalten in Identitätsgruppen ist nur leider ein perfektes politisches Geschäftsmodell.

  4. … solange Sprüche wie:

    👉Pat Buchanan (US-Politiker)
    “Für Homosexuelle ist kein Platz in einer Nation, die wir immer noch Gottes Land nennen.”

    👉Johann B. Zehetmaier (ehem. bayerischer Kultusminister (CSU)
    “Homosexuelle sind krankhaft und contra naturam, und somit dem Randbereich der Entartung zuzuordnen. Dieser Rand muss ausgedünnt werden.”

    👉Edmund Stoiber (ehem. bayerischer Ministerpräsident)
    “Wenn ich über steuer- und erbrechtliche Anerkennung von homosexuellen Paaren diskutiere, dann kann ich gleich über Teufelsanbetung diskutieren.”
    “Keiner soll wegen seines Lebensstils diskriminiert werden. Auf der anderen Seite wird das Kinderlachen in den Städten immer weniger.”
    “Die Homo-Ehe ist ein flotter Dreier mit der Justiz.”

    noch Gesellschaftsfähig sind, hat die Welt, wir, nichts verstanden. Nichts verstanden von Biologie und dem Leben ansich.. 👎

    • Gebe ihnen recht. Wir haben wirklich nichts verstanden von der Biologie und dem Leben an sich. Wie denn auch? Das lernt man in keinem Shopping Center oder online bei Amazon. Traurige Welt mittlerweile, und so armselig……🤷‍♀️

      • … wenn man sich ein wenig Populationen von Wirbeltieren, wie wir es auch sind, beschäftigt, kommt man sehr schnell drauf das, ab einem bestimmten Schwellenwert, die Interessen der Geschlechter sich ändern. Außer bei Bonobos, denen ist es generell wurscht wer grade das gegenüber ist…. 😉

    • Wie kommst du denn darauf, dass das noch gesellschaftfähig ist? Eigentlich eine vollkommen dümmliche Behauptung.

      • … ich weiß nicht wo Sie leben, bei mir, abseits der Urbanen Gesellschaft, sind das leider immer noch anerkannte Dialoge, je stärker das “blau” eine Gemeinde färbt, desto archaischer ist die Denk- bzw. Sprechweise. Der Versuch, z.B. auf einem Zeltfest, hier gegenzusteuern, erhöht die “Unfallgefahr” erheblich…
        Kenn auch beispielsweise München, da kann ich Ihr Statement unterschreiben, anderswo nicht.

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