Interreligiöse Initiative
Während die ÖVP auf eine Landkarte islamischer Vereine setzt, übernimmt Wiens Bürgermeister Ludwig die Schirmherrschaft des Projekts “Die Botschafter des sozialen Zusammenhalts”.
Wien, 29. Mai 2021 | Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) übernimmt die Schirmherrschaft der Initiative “Botschafter des sozialen Zusammenhalts”.
Interreligiöses Projekt in unruhigen Zeiten
Das interreligiöse Projekt wurde von Rabbiner Schlomo Hofmeister und Imam Ramazan Demir initiiert, und habe “sich bisher sehr gut bewährt”, so Ludwig in einem Facebook-Post. Mit dabei ist auch der römisch-katholische Generalvikar Nikolaus Krasa. Man wolle laut Bürgermeister einen Beitrag zur “positiven Entwicklung der Stadt und unserer Gesellschaft” beitragen. Schlomo Hofmeister (links), Michael Ludwig (Mitte), Ramazan Demir (mittig rechts), Nikolaus Krasa (rechts). Credit: PID/Christian Jobst, zVg Michael Ludwig Facebook.
Die Übernahme der Schirmherrschaft Ludwigs, der das Thema sozialer Zusammenhalt bereits im Wahlkampf beworben hatte, soll auch die wieder aufkeimende Religions- und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen. Im Zuge des letzten israelisch-palästinensischen Krieges kam es europaweit zu Eklats auf Demonstrationen, aber auch zu Hass und Hetze im Netz. Die Stimmung ist aufgeheizt, dem will man entgegenwirken.
Vorurteilen entgegenwirken
“Gerade in Zeiten von Social Media und Fake News entstehen leicht und schnell Vorurteile beziehungsweise werden gerne befeuert, die nicht nur zu Hass im Netz führen, sondern auch das Zusammenleben in unserer Gesellschaft gefährden.” Als Bürgermeister einer Stadt, “die wie keine andere für den sozialen Zusammenhalt und das respektvolle Miteinander steht”, sei ihm dieses Projekt ein großes Anliegen, so Ludwig.
Man wolle bestehenden wie aufkommenden Vorurteilen entgegenwirken. Es sei ihm aber bewusst, dass Integrationspolitik intensive Arbeit erfordere. Derweil hat sich Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) zum Vorstoß von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) rund um die “Islamlandkarte” geäußert. Er äußerte sich auf Twitter spöttisch über das Argument der “Transparenz”:
Gibt es eigentlich auch eine Landkarte mit ÖVPlern, gegen die ermittelt wird? Es geht nicht darum, alle unter Generalverdacht zu stellen, aber es wäre nützlich, um den Überblick zu bewahren.
— Christoph Wiederkehr (@chriswiederkehr) May 27, 2021
Die “Islamlandkarte”, eine Landkarte mit muslimischen Organisationen und Kultusgemeinden in Österreich samt veröffentlichter Adressen hatte für Verstimmungen innerhalb der türkis-grünen Koalition gesorgt. Vonseiten der Opposition, aber auch zivilgesellschaftlicher Akteure hatte sie teils vernichtende Kritik hervorgerufen. Tenor: die Karte reiße bestehende Gräben weiter auf und diene als Ablenkungsmanöver der ÖVP von laufenden Ermittlungen gegen Parteiangehörige.
Pikant: Die Karte gibt es bereits seit einigen Jahren, von Raab wurde sie als neu präsentiert. Für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich zeugt die “Islamlandkarte” nach dem Anti-Terror-Paket erneut von der “evidenten Absicht der Regierung, pauschal alle in Österreich lebenden Muslime und Musliminnen als potenzielle Gefahr zu stigmatisieren”.
(wb)
Titelbild: APA Picturedesk