Der US-Geheimdienst NSA hat Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie französische, norwegische und schwedische Politiker über ein dänisches Internetkabel über mehrere Jahre hinweg ausspioniert.
Wien, 31. Mai 2021 | Bereits 2013 wurde durch den Whistleblower und Ex-CIA-Mitarbeiter Edward Snowden bekannt, dass US-amerikanische Geheimdienste europäische Spitzenpolitiker abhören. Nun ergab eine Recherche des dänischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks (DR) mit anderen europäischen Medienhäusern, dass der dänische Geheimdienst daran beteiligt war.
Was dein Feind nicht wissen soll…
Von 2012 bis 2014 arbeiteten der US-Nachrichtendienst National Security Agency (NSA) und der dänische Geheimdienst (FE) zusammen um hochrangige Beamte in Schweden, Norwegen, Frankreich und Deutschland zu belauschen. Im Fokus der Spionage standen Angela Merkel, der Bundespräsident Deutschlands (damals Außenminister) Frank Walter-Steinmeier, sowie damaliger SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Letzterer erklärte in einem Interview mit deutschen Medien, erst durch die Recherche vom Abhören seiner Person erfahren zu haben und bezeichnete es als „politischen Skandal“.
„Operation Dunhammer“
Laut Geheimdienstquellen des DR wurde 2012 nach den Snowden-Enthüllungen im dänischen FE eine interne Recherche begonnen und 2015 abgeschlossen. Der Endbericht dieser Untersuchung stellte fest, dass die NSA Zugriff auf Abhörsysteme in Unterwasserkabeln hat. Dänemark soll davon nicht nur in Kenntnis gewesen sein sondern auch dabei geholfen haben, alles von Textnachrichten bis hin zu jeglichem Internetverkehr an die NSA zu liefern. Laut Snowden ist auch US-Präsident Joe Biden „tief involviert“.
Biden is well-prepared to answer for this when he soon visits Europe since, of course, he was deeply involved in this scandal the first time around.
There should be an explicit requirement for full public disclosure not only from Denmark, but their senior partner as well. https://t.co/TJL7gr6dy8
— Edward Snowden (@Snowden) May 30, 2021
Vertreter der norwegischen und schwedischen Regierung haben bereits eine Erklärung von Dänemark gefordert. “Wir fordern vollständige Informationen zu Fragen, die schwedische Bürger, Unternehmen und Interessen betreffen”, so der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist gegenüber dem Sender SVT.
(nb)
Titelbild: APA Picturedesk