Donnerstag, März 28, 2024

“Warnschilder” und erste Übergriffe: Islam-Landkarte offline

“Warnschilder” und erste Übergriffe:

Die Islam-Landkarte zeigt bereits erste negative Folgen. In Wien stellten Rechtsextreme “Warnschilder” unweit einiger muslimischer Einrichtungen auf. Auch in Salzburg kam es zu Übergriffen.

Wien, 02. Juni 2021 | Eigentlich sollte die Islam-Landkarte als „Integrationsmaßnahme“ dienen, so hat es zumindest Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) letzte Woche bei der Präsentation beschrieben. Doch die Aktion brachte bis jetzt gegenteilige Effekte und rief Rechtsextreme auf den Plan.

“Warnschilder” in Wien aufgestellt

„Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe“, war Mittwochvormittag auf mehreren aufgehängten Schildern in Wien zu lesen. Schnell machten diverse Fotos auf Twitter die Runde und sorgten für eine Welle der Empörung.

Die selbst gebastelten „Warnschilder“ waren in der Nähe zu islamischen Einrichtungen montiert worden. Unter der Aufschrift wurde auf die Islam-Landkarte, die alle über 600 islamischen Organisationen in Österreich erfasst und näher beleuchtet, verwiesen. Unter anderem wurden derartige Schilder in der Leopoldstadt, in Favoriten und in Meidling entdeckt, die MA48 kümmert sich bereits um die Entfernung.

Drahtzieher kommen aus rechtsextremen Kreisen

Schnell war klar, wer vermutlich hinter der Aktion steckt. Ein Blick in die Telegram-Gruppe von Identitären-Drahtzieher Martin Sellner und auf die Twitter-Seite von “Widerstand in Bewegung” zeigt junge Männer beim Aufhängen der Schilder.

https://twitter.com/WiderstandB/status/1399895819323596803

Der SPÖ-Politiker Muhammed Yüksek hat dies in einem Facebook-Post öffentlich gemacht und Raab dabei hart in die Kritik genommen: “Susanne Raab hat den Anfang gemacht, die ‘Aktivisten’ setzen fort! Wir fordern die Offlinestellung der Landkarte und ihren Rücktritt von allen Integrationsagenden!”

Ludwig verurteilt Aktion, ÖVP verteidigt Landkarte

Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) übte am Mittwoch harsche Kritik an den Schildern: “Ich verurteilte auf schärfste Aktionen dieser rechtsextremen Kreise, die sich zum Ziel setzen, Menschen zu stigmatisieren”, sagte er in einer Pressekonferenz. Was er mindestens so ernste nehme, sei jedoch das, was im “politischen Vorfeld” geschehen sei. Er habe gewarnt, dass keine Schritte gesetzt werden sollten, die Personengruppen in einer Großstadt wie Wien auseinanderdividieren würden.

Die Wiener ÖVP versicherte, dass das Ziel der Landkarte die “Transparenz und Sichtbarmachung von islamischen Netzwerken und Vereinskonstruktionen” sei. Diese würden oftmals gerade in Wien “undurchsichtig” agieren, beklagte Wiens VP-Klubchef Markus Wölbitsch in einer Pressekonferenz. Die ÖVP stelle sich gegen jede Art des Extremismus – “egal ob von links, von rechts oder über den politischen Islam”.

Übergriffe in Salzburg

Der oben genannte Muhammed Yüksek war es auch, der auf Facebook über weitere islamfeindliche Übergriffe berichtet hat. Schauplatz war diesmal Salzburg. Dabei wurden die Fenster einer Moscheeinrichtung mit den Worten “Der Führer ist wieder zurück” beschmiert.

Islam-Landkarte offline

Die sogenannte “Islam-Landkarte”, die alle über 600 islamische Organisationen in Österreich erfasst und näher beleuchtet, sorgt seit ihrer Vorstellung für Wirbel. Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) etwa sieht darin eine “Grenzüberschreitung” und will rechtlich dagegen vorgehen. Die Uni Wien untersagte die Verwendung ihres Logos.

Kritik daran kam zuletzt auch vom geschäftsführenden Vorsitzenden der Kommission Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz, Markus Ladstätter. Zuvor hatten sich schon Grüne, NEOS und SPÖ sowie der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka und ein Beauftragter des Europarats kritisch geäußert. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wiederum hatte sich hinter die Karte gestellt, die FPÖ sah sich in ihren Warnungen zur Migration aus muslimischen Ländern bestätigt.

Seit Donnerstag ist die Islam-Landkarte offline. Der wissenschaftliche Projektverantwortliche, Ednan Aslan von der Universität Wien erklärte in einer Presseaussendung, er bedaure, “dass es in den letzten Tagen vermehrt zu politischer Instrumentalisierung gekommen ist.” Gegenüber “Heute” erklärte Aslan, die Karte sei wegen technischer Schwierigkeiten offline und solle am Montag wieder in Betrieb gehen.

(mst)

Update: Der letzte Absatz wurde am 03. Juni um 07:50 ergänzt und um 09:45 überarbeitet.

Titelbild: zVg

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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39 Kommentare

  1. Unsere Regierung wäre bestens beraten, sich um drängendere Angelegenheiten zu kümmern. Es gibt mehr als genug! Von MAN Steyr über längst fällige Auszahlung von Corona-Hilfen bis hin zur Bekämpfung steigender Preise…. Stattdessen Islam-Karte, Israel-Flagge, Essen im Schweizer Haus und weiteren Nebelgranaten. Frau Raab, Herr Kurz, Frau Edtstadler, Herr Blümel, Frau Schramböck, Herr Blümel – WANN HACKELTS ENDLICH WAS FÜR >>UNS<< IHR TEUREN SCHMAROTZER ????!!!!!

  2. Ich glaub der Bub will wählen. Ausländerthema läuft voll an. Nehammer spricht von 20.000 Asylanträgen dieses Jahr. Raab präsentiert ihre unnötige Landkarte.
    Und viele dumme Mitbürger springen gleich auf den Kurz Zug auf.

    • Nehammer spricht wieder? Wo war er die ganze Zeit? Auf den Philippinen, Billigstarbeitskräfte zu verschiffen?

  3. Wie scheinheilig ist das denn:

    Der wissenschaftliche Projektverantwortliche, Ednan Aslan von der Universität Wien erklärte in einer Presseaussendung, er bedaure, “dass es in den letzten Tagen vermehrt zu politischer Instrumentalisierung gekommen ist.”
    War doch schließlich Hand in Hand mit der Politik inszeniert und diese Reaktionen absolut vorhersehbar!
    Und Aslan ist ja nun auch nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt, dass da ganz blauäugig reingerutscht ist… 🙄

  4. Wenn die ÖVP sich selbst Arbeit für den Innenminister macht. Geht es noch dümmer? Wehe, es hätte die FPÖ gemacht. Bei den schwarzen ist es okay. Beide schwindliche Parteien.

  5. Ich würde einmal sagen das ist ganz im Sinne der ÖVP und ihrer Agitation.

    Divide et impera

    • Divide et impera … genau darum geht es natürlich auch, Fronten schaffen, Lager schaffen, Trumpismus in Reinkultur

  6. Diese Landkarte ist eine bewusste Provokation. Die geschlossene Balkanroute hat „ausgedient“; neue Aktionen braucht das Land.

    Durch die Landkarte provozierte „Ausschreitungen“ „darf“ der Staat dann endlich seine Zähne zeigen. Vorgeblich zum „Schutz“ der Bürger.

    Vorgesorgt ist ja schon: „Gefährder“ und „Terroristen“ werden dann ohne Gerichtsurteil weg gesperrt.

  7. ES IST EINFACH NICHT MEHR ZU FASSEN!
    Muslimische Urlaubsländer werden ÖsterreicherInnen herzlichst empfangen. Bravo so zerstöre ich die Reputation unseres Landes, danke, erstklassige Arbeit einer Integrationsministerin.

  8. Super Idee diese Islamkarte. Nahrung für die einheimischen Rechtsextremisten und Nahrung für die ausländischen Islamisten. Wenn wir Pech haben kommt nach den rechtsextremen Umtrieben noch ein Anschlag von radikalen Islamisten. Frau Raab Rücktritt, wegen Unfähigkeit und Gemeingefährdung, selbiges gilt für Herrn Nehammer, den können sie gleich mitnehmen. Sind hier Politische Bücklinge ohne Verantwortungsgefühl am Werk oder ist es schlicht und ergreifend Dummheit, man weis es nicht genau, auf jeden Fall brandgefährlich.

  9. … hier geht gar nicht um Religionen, es geht um ganz was anderes. Es geht darum Zwietracht zu sähen, einen Spalt in die Gesellschaft zu treiben. Einfache Gemüter springen sofort auf, um der heiligen “Inquisition” zu huldigen, sie schießen ohne zu fragen, sie handeln ohne zu denken. Der Plan funktioniert, die Bildungspolitik der letzten 35 Jahre macht es möglich.

    „Wir sind so stark, wie wir einig, und so schwach, wie wir gespalten sind.“
    ―Joanne K. Rowling

    Alles was gebraucht wird ist vorhanden, Spalter und Bildungsresistente Menschen…

    „Die Wahrheit ist unteilbar. Nur die Köpfe, in die sie nicht hineingeht, können gespalten werden.“
    ―Peter Bamm

  10. +kursiv Anfang+
    Die Rechten waren schon sehr lange eine stigmatisierte Randgruppe.
    Mit einer unglaublich feinfühligen Spontaninitiative hat die Integrationsministerin es geschafft, diese Gruppe voll in die Gesellschaft zu integrieren.

    Voller Dank über die kompakte Informationen der wohltätigen Ministerin konnten sie nun Fotos ihrer Integrationshandlungen online stellen. Danke Frau Ministerin.

    +Kursiv Ende+

    Wenn das nicht wieder ne Ablenkung von den ganzen beschuldigten Geschichten ist …

    • Das denke ich auch. Auf dem Rücken der Muslimischen Religion.
      Die Buberlpartie muss ordentlich nervös sein, jede Art von Ablenkung ist da gerade Recht. Wenn auch noch in absehbarer Zeit Neuwahlen anstehen, zieht die fremdenfeindliche Keule immer…..

  11. Trick 17 in Diktaturen um zb von unangenehmen Enthüllungen des Diktators oder seinem Umfeld abzulenken ist geplante Eskalation, um den Fokus der Öffentlichkeit unterstützt durch gesteuerte Propagandamedien auf andere Schauplätze und Themen zu lenken, um selbst wieder aus der Schusslinie zu kommen.
    Hm…… fast könnte man meinen, das gleiche passiert auch in “Demokratien” in ähnlicher Weise…? Sachdienliche Hinweise, wenn dies noch jemandem von irgendwoher bekannt vorkommt, sind erwünscht.

      • fragt sich was als nächstes kommt, rechtzeitig zum Wochenende?
        Öffentliche Hexenverbrennungen wie anno dazumal? Bücherverbrennungen aller Sachbücher, Lexika, etc.?
        Oder wird gar das letzte Einhorn öffentlich gesteinigt?

        • Der Christian Pilnacek wird zum Abschuss freigegeben, wie man soeben in einem ORF-Bericht sehen konnte.

          • ja gesehen, ist verwunderlich dass sie den vor dem schmid zum abschuss freigeben, obwohl der pilnacek auch die alte schwarze familie in der hand hätte nicht nur die türkise beidlgang, wenn der auspackt kann man ganze wiener gebäude von parteizentralen zu gefängnissen umfunktionieren

          • Stimmt, es wird doch nicht die Alma Zadic einen Alleingang gewagt haben…?

          • naja, am Ende des Tages muss man sich als jüngerer Mensch doch noch länger in den Spiegel schauen können als ältere Personen die in dem Trauerspiel involviert sind

  12. Moment- gelber Hintergrund- Warnung vor dem „Fremden“… da war doch schon mal vor- ja, genau 83 Jahren (1938)- was?
    Wo bleibt der Aufschrei gegen Stigmatisierung einer Glaubensgruppe?
    Neulich wieder in der Teststrasse, oder bei der Impfstrasse. Menschen muslimischen Glaubens arbeiten für uns, helfen uns in dieser schwierigen Zeit und diesem Hohlbirnenverein fällt nichts anderes ein, als generell zu pauschalisieren?
    Armes Österreich- wohin gehst Du?
    Abwählen, abwählen, abwählen- sobald die Chance da ist!

  13. Durch die Zusammenmischung von Islam und Islamistisch fühlen sich doch einige durch die Politik legitimiert. Und gelbe Schilder sind schon da zum Aufhängen. Geht alles ganz schnell in der Wegwerfgesellschaft.

    Gelber Stern und gelbe Hinweisschilder (Vorsicht!) sind auch nicht zufällig. Und wer von jüdischen Einrichtungen glaubt, dass dieser Rassismus nicht sofort auch gegen jüdisches Leben gerichtet werden kann, so er einmal geschürt ist und von höchster politischer Ebene legitimiert, träumt. Wer jetzt immer noch glaubt, dass die Kurzen Sonntagsreden das ausdrücken, was türkis meint, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Sonntagsreden werden nur aus Kalkül abgehalten.

    “Selbstverständlich bin ich für Klimaschutz.” – aber die Autos fördere ich. Etc. An den Taten werdet ihr sie erkennen.

  14. Ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen – wieviel von dieser politischen Hauruck-Aktion ist gewollt? Um genau diese Reaktionen hervorzurufen und von den türkisen Machaloikes abzulenken!
    Dann kann der Flexhammer wieder Polizei spielen, wenn wieder irgendwelche Demos aus dem Ruder laufen. Diese Bagage ist ja sowas von berechenbar

  15. Jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr. Hier sagt Herr Ludwig, nein, warnt er “…dass keine Schritte gesetzt werden sollten, die Personengruppen in einer Großstadt wie Wien auseinander dividieren würden.” Im Artikel “Wien erweitert Impfpflicht” befürwortet er, dass man sich ohne Impfung für bestimmte Jobs gar nicht mehr bewerben muss. Ja, wo wird denn jetzt auseinander dividiert?

    • Ich weiss nicht mehr in welcvem Land, aber ganze Gruppen klagen schon deswegen.

    • So ein Theater um ein Taferl, der „Lockdown“ Ludwig und Genossen sind wieder ganz vorne bei den Ultraempörten, jetzt bastelt der Bundespräsident vermutlich auch an einem neuen Taferl. Haben wir den nicht viel gravierendere Probleme, wie zum Beispiel die Budgetsituatioin in Wien & Bund, die enorme Arbeitslosigkeit in Wien, die Einschränkung der Bürgerrechte usw.?

  16. Spalten ist das was sie können.
    Ich fürchte es wird noch so ungemütlich in diesem Land. Dann sind alle wieder ganz bestürzt und “je suis Gigiritzpotschn”

    Wenn die Integrationsministerin bitte aufhören könnte zu hetzen und der Innenminister anfangen würde seine Hack’n zu machen wär schon ein Beitrag zur Verbesserung getan.

  17. Stellen Sie sich vor Sie oder nur Ihre Familie gehören dem Islam an und dann gehen Sie auf die Straße und treffen solche Schilder an. 1933, oder was? So etwas ist doch nicht rechtens und eigentlich in dem Sinn sogar Wiederbetätigung.

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