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Literatin Friederike Mayröcker ist tot

Das ist ein Unterüberschrift

Friederike Mayröcker prägte mit Poesie und Hörspielen die deutschsprachige Literatur. Am Freitag starb sie 96-jährig in ihrer Heimatstadt Wien.

Wien, 04. Juni 2021 | Die Anteilnahme nach dem Tod von Friederike Mayröcker ist groß. “Ganz Wien trauert um die Doyenne der österreichischen Literatur und Wiener Ehrenbürgerin Friederike Mayröcker“, sagte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Mayröcker werde in einem Ehrengrab der Stadt Wien beerdigt werden. “Das Oeuvre von Friederike Mayröcker ist so gewaltig, als hätte sie dafür viele Leben zur Verfügung gehabt.”

In den 1950er Jahren gehörte Mayröcker zum Kreis um die “Wiener Gruppe” HC Artmanns und Gerhard Rühms. Gemeinsam mit Ernst Jandl stellte sie radikale Sprachexperimente an. Es sollte bis 1969 dauern, eher Mayröcker den Lehererberuf an den Nagel hängte und sich ganz auf ihre schriftstellerische Arbeit konzentrierte.

In Mayröckers Werk verbinden sich ihre eigene Lebenserfahrung mit fiktionalen Elementen. Besonders einflussruchreich waren lyrisches Schaffen und Hörspiele der Wienerin.

Das offizielle Österreich trauert

“Die Grande Dame der österreichischen Literatur ist nicht mehr. Heute hat Friederike Mayröcker ihren Stift für immer niedergelegt”. So reagierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf die Todesmeldung. “Die unaufdringliche Eleganz ihrer Texte hat uns reich beschenkt”, so das Staatsoberhaupt. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Mayer schrieb in einer Aussendung: “In ihrer bescheidenen Wohnung in Wien-Margareten hat sie inmitten von Büchern, Zetteln und Körben voller Notizen auf einer Hermes Baby poetische Welten entworfen, die zwar mit den 26 Buchstaben unseres Alphabets auskommen, aber nie zuvor auf diese Weise geschrieben worden sind und zu lesen waren. Friederike Mayröcker wird bleiben, was sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang war: ein hell leuchtender Fixstern am Himmel der österreichischen Gegenwartsliteratur. Wir verneigen uns vor einer einzigartigen Dichterin.”

“Eine wirklich unverwechselbare Stimme der Weltliteratur ist verstummt”, reagierte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) via Aussendung. “Mit ungebrochener Schaffenskraft hat uns Friederike Mayröcker bis zuletzt mit ihren Texten von genreüberschreitender Einzigartigkeit gezeigt, dass Dichtung grenzenlos ist. Zeit ihres Lebens hat Mayröcker die Sprache als einen schier unerschöpflichen poetischen Zauberkasten begriffen.” Und auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) konstatierte, dass Österreich eine bildgewaltige Stimme in der deutschsprachigen Literaturlandschaft verloren habe. Die Grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger schieb in einer Aussendung: “Sowohl Mayröckers Lyrik als auch ihre autofiktionalen Prosa waren von der unbändigen Kraft der von ihr erzeugten Bilder geprägt. Sie ist eine der großen Künstlerinnen unserer Zeit.” Auch SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek würdigte die Verstorbene: “Eine sehr beeindruckende Frau, die ein beeindruckendes und sehr umfangreiches Werk geschaffen hat.” “Ihr Umgang mit Sprache ist einzigartig, ihr monumentales Werk Ausdruck ihrer Liebe zum Schreiben”, heißt es in einer Aussendung von NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn.

Kollegen: “Eine Ausnahmeautorin”

Auch unter der Kollegenschaft war die Anteilnahme große: “Wir trauern um unsere liebe Friederike Mayröcker. Bewunderte Dichterin, enge Freundin Alfred Kolleritschs, 75-fache Beiträgerin zu den manuskripten, einfühlsame Stimme am Telefon. Charm the air, liebe Fritzi …”, hieß es auf dem Twitter-Account der Grazer Literaturzeitschrift “manuskripte”. Die Wienbibliothek im Rathaus schrieb auf Twitter: “Einer unserer Vorlässe ist heute zum Nachlass geworden und eine große Schriftstellerin ist nicht mehr.”

“Eine Ausnahmeautorin ist nicht mehr”, trauerten IG Autorinnen Autoren-Chef Gerhard Ruiss, Robert Huez (Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur) und Brigitte Rapp (IG Übersetzerinnen Übersetzer) in einer gemeinsamen Aussendung. “Niemand konnte das Schreiben so mit dem Leben verknüpfen wie sie. Ihr literarisches Werk ist ebenso umfangreich wie einzigartig. Mit ihr geht nicht nur eine außergewöhnliche Dichterin von uns, wir verlieren auch eine große Förderin anderer Autorinnen und Autoren und der Literatur, für die sie in jeder Hinsicht Großes geleistet hat.”

(APA/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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5 Kommentare

  1. Friederike Mayröcker und Ernst Jandl,
    genial!
    RIP
    Du hast uns sehr viel hinterlassen. Danke!

  2. „Der Brief, den du geschrieben, er macht mich gar nicht bang; Du willst mich nicht mehr lieben, aber Dein Brief ist lang. Zwölf Seiten, eng und zierlich! Ein kleines Manuskript! Man schreibt nicht so ausführlich, wenn man den Abschied gibt.“
    ―Matthias Claudius

    Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien (2015), Tafel im Wiener Rathaus, über 40 nationale und internationale Auszeichnungen, warum? – ZURECHT!

    Sie waren großartig, Danke und leben sie wohl.

  3. Da kann man der guten Frau nur 1000 Danke sagen, dass sie so lange durchgehalten hat und uns so lange beschenkte – und sich nicht wie so viele andere Künstler schon mit 27 vertschüsste.

    Aus tiefstem Respekt freue ich mich für sie und ihre Chance auf ewigen Frieden! Sie hat ihn sich redlich verdient!

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