Samstag, April 20, 2024

Leaks: So tricksen die Superreichen bei der Steuer

Es sind brisante Veröffentlichungen der Investigativplattform “ProPublica”. Anhand von Steuerdaten zeigen sie, wie wenig Superreiche an den Fiskus abgeben.

Wien, 09. Juni 2021 | Die US-Steuerbehörde IRS will ermitteln, wie brisante Daten von Superreichen wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Warren Buffett an die Öffentlichkeit geraten konnten. “Ich kann bestätigen, dass es eine Untersuchung gibt”, sagte IRS-Chef Charles Rettig am Dienstag (Ortszeit) bei einer Senatsanhörung in Washington. Die unautorisierte Weitergabe vertraulicher Regierungsinformationen sei illegal, erklärte eine Sprecherin des Finanzministeriums.

Einkommenserklärungen und Steuerabgaben zeigen brisantes Bild

Die Investigativ-Plattform “ProPublica” hatte zuvor Ergebnisse einer Recherche veröffentlicht, die nach ihren Angaben auf anonym zugespielten IRS-Daten zu den Einkommenserklärungen und Steuerabgaben der reichsten Amerikaner basiert. Die Informationen sollen zeigen, wie geringe Beiträge viele extrem Wohlhabende in den USA gemessen an ihren immens hohen Vermögen an den Fiskus zahlen müssen und wie sehr sie von legalen Steuerschlupflöchern profitieren können.

“ProPublica” stellte unter anderem die Bundeseinkommensteuern der 25 reichsten Amerikaner für die Jahre 2014 bis 2018 ihren Vermögenszuwächsen gemäß der “Forbes”-Milliardärsliste gegenüber und kam zu dem Schluss, dass sich de facto lediglich eine Abgabenquote von im Schnitt 3,4 Prozent ergeben habe. Weitere Details: Amazon-Chef Bezos – laut “Forbes” der reichste Mensch der Welt – habe 2007 und 2011 überhaupt keine US-Einkommensteuern gezahlt. Das sei in anderen Jahren auch Tesla-Chef Musk und anderen Multimilliardären gelungen.

Börsen-Guru Buffet zahlte am wenigsten Steuern

Bemerkenswert: Börsen-Guru Warren Buffett, der sich immer wieder öffentlich für höhere Steuern für Spitzenverdiener ausspricht, zahlte laut “ProPublica” von 2014 bis 2018 die geringsten Steuern von den 25 Superreichen. Das Vermögen des 90-jährigen Chefs der Beteiligungsholding Berkshire Hathaway sei in diesem Zeitraum um 24,3 Milliarden Dollar gewachsen – als Einkommen seien aber 125 Millionen Dollar beim Fiskus angegeben und letztlich 23,7 Millionen an Steuern gezahlt worden. Damit ergebe sich eine “wahre Steuerquote” von nur 0,1 Prozent.

Buffett reagierte mit einer ausführlichen Erklärung auf die Daten-Leaks und erklärte, dass er vorhabe, quasi sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke zu stiften. Er glaube, dass sein Geld so nützlicher für die Gesellschaft sei. Buffett bekräftigte aber auch seine Unterstützung für ein faireres Steuersystem zum Abbau von Vermögensungleichheiten in der Bevölkerung. Bezos war laut “ProPublica” nicht bereit, Stellung zu beziehen. Musk habe auf eine Anfrage lediglich mit “?” geantwortet und dann nicht mehr reagiert.

Die Enthüllungen schlagen in den USA hohe Wellen, zeigen letztlich aber vor allem den Effekt einer lange bekannten und umstrittenen Eigenschaft des Steuersystems auf. So ergibt sich der Reichtum von Milliardären wie Bezos und Co. anders als bei den meisten Bürgern meist weniger aus ihren Einkommen, sondern aus den Wertsteigerungen von Vermögen wie Aktien. Die werden aber – außer ihren Dividenden – erst bei einem Verkauf besteuert. Zudem kann die Steuerlast etwa durch Kredite oder Investmentverluste kleingerechnet werden. Hohe Kredite mit Aktienbeständen als Sicherheit aufzunehmen gehört dem Bericht zufolge Arsenal der legalen Methoden der Superreichen zur Steuerverminderung.

Biden will Reiche mehr zahlen lassen

In den USA könnte der Bericht die Debatte über die Besteuerung von Milliardenvermögen anheizen. US-Präsident Joe Biden kündigte bereits an, Reiche stärker zur Kasse zu bitten, unter anderem um Investitionen in Soziales und Infrastruktur zu finanzieren. So soll der Spitzensteuersatz von 37 auf 39,6 Prozent steigen. Damit würden einige Entlastungen aus der Steuerreform seines Vorgängers Donald Trump rückgängig gemacht. Zugleich gibt es aber auch Rufe nach einer Vermögensteuer. In Bidens Demokratischer Partei argumentiert etwa die einflussreiche Senatorin Elizabeth Warren, dass eine Erhöhung der Einkommensteuer die Milliardenvermögen der Superreichen kaum tangieren werde. Den Bericht von “ProPublica” nannte Warren im Gespräch mit der “New York Times” zutiefst schockierend.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

3 Kommentare

  1. 💰
    „Geld verändert die Menschen nicht – aber Geld potenziert, wer und was du bist! Bist du gut, macht Geld dich besser. Bist du ein großes Arschloch, wirst du ein Riesen-Arschloch!“
    ―Will Smith

  2. Das Vermögen besteht also hauptsächlich aus Aktien, also Firmenbeteiligungen und der erste Ruf ist nach einer Vermögenssteuer. Wie soll das genau funktionieren?

  3. Ein nicht ganz unwesentlicher Punkt bei der Anhäufung von Vermögen dürften Steuervermeidung, Steuerumgehung und Steuerhinterziehung sein.
    Und die Möglichkeit diese Vermögen in Steueroasen zu „parken“.

    Einige Beispiele:
    Neben den bekannten Möglichkeiten des „Double Irish“ und „Dutch Sandwich“ sticht z.B. Bermuda ins Auge.
    Google meldete im Jahr 2017 in Bermuda einen Gewinn in der Höhe von 23 Milliarden Dollar. Eigenartig? Nicht wenn man den dortigen Steuersatz für Unternemensgewinne kennt: Er beträgt 0 Prozent.
    Aber natürlich haben auch die Cayman Islands, Panama und neuerdings sogar die Seychellen einiges zu bieten.

    Laut IWF-Studie wachsen die Phantom-Investitionen. Weltweit wurden 2017 rund 38 Billionen Dollar im Ausland angelegt, davon entfielen 15 Billionen Dollar auf „Phantominvestitionen“.

    https://www.hagerhard.at/blog/2020/05/its-a-sin-to-be-rich/

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!