Freitag, März 29, 2024

Hygiene Austria trat Maskengeschäft an Firma von Anwaltskanzlei ab

Das ist ein Unterüberschrift

Still und heimlich hat Österreichs Skandal-Maskenhersteller Hygiene Austria Teile seines Geschäfts an eine Firma einer Wiener Anwaltskanzlei abgetreten. Der Verkauf wirft einige Fragen auf.

Wien, 14. Juni 2021 | Anfang März kam es bei Hygiene Austria zu Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten. Die Vorwürfe, nach denen beim heimischen Maskenhersteller chinesische Masken umetikettiert und Arbeiter schwarz beschäftigt worden sein sollen, machten damals Schlagzeilen. Berichte von ehemaligen Mitarbeitern über die üblen Zustände in den Produktionshallen gaben zudem Einblicke in das Missmanagement des von den Firmen Palmers und Lenzing damals noch geführten Unternehmens.

Firma von Wiener Anwaltskanzlei kauft Maskenherstellung

Jetzt hat die Hygiene Austria den Teilbetrieb „Herstellung und Vertrieb von FFP2-Masken sowie MNS“ an eine Tochterfirma einer Wiener Anwaltskanzlei verkauft, wie aus dem „Firmencompass“ hervorgeht. Zuerst berichteten die „Salzburger Nachrichten“ darüber. Die Hintergründe des Verkaufs sind unklar. Zu den Details sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es von Hygiene Austria gegenüber der Zeitung.

Laut „SN“ erfolgte der Verkauf von Maschinen, Material und Ware bereits im Mai. Käufer ist die BNB.healthcare GmbH. Geschäftsführer ist ein Wiener Anwalt. Seine mit Partnern betriebene Kanzlei ist Alleingesellschafterin. Gegenüber den „SN“ wollte er am Freitag nicht über die weiteren Pläne sprechen. Als Geschäftszweig ist im Firmenbuch „Entwicklung, Herstellung, Vermarktung und Handel von bzw. mit Hygiene- und Schutzartikeln, insbesondere Schutzmasken“ vorgesehen.

Hygiene Austria hatte vor wenigen Tagen noch erklärt, man wolle die Produktion weiterführen und das Sortiment erweitern. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber den “SN” blieb das Unternehmen am Freitag – trotz verkaufter Produktion – dabei: Der Fokus liege auf der Stabilisierung “und der Weiterführung des laufenden Geschäfts”. Wieso verkauft man das Inventar, wenn man weiter Masken produzieren will? Geschäftsführerin Claudia Witzemann, die erst Anfang April neu ins Unternehmen geholt wurde, wollte der Zeitung persönlich keine weiteren Fragen beantworten.

Auch auf ZackZack-Nachfrage ließ sich das Unternehmen keine näheren Informationen zum Verkauf entlocken. In einem schriftlichen Statement heißt es nur:

Derzeit liegt der Fokus von Hygiene Austria auf der Stabilisierung des Unternehmens und der Weiterführung des laufenden Geschäfts. Wie aus dem Firmenbuch zu entnehmen ist, wurde am 5. Mai 2021 ein Teilbetriebsübergang vollzogen. Wie in solchen Prozessen üblich, wurde von den Vertragsparteien über die Modalitäten Stillschweigen vereinbart.

Masken aus China umetikettiert

Hygiene Austria hatte in der Coronapandemie Schutzmasken aus China als österreichische verkauft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Schwarzarbeit und Betrug. Als der Etikettenschwindel aufgeflogen war, hatte sich der Faserhersteller Lenzing nach einem Streit mit dem ehemaligen Partner Palmers aus dem Unternehmen zurückgezogen. Die Palmers Textil Aktiengesellschaft ist seither Alleineigentümer.

Wie aus dem mittlerweile im Firmenbuch hinterlegten Abtretungsvertrag hervorgeht, betrug der Kaufpreis für Lenzings Anteil einen Euro. Zusätzlich wurde ein sogenannter Earn-out-Betrag vereinbart, also ein erfolgsabhängiger Anteil des Kaufpreises, der später ausgezahlt wird. In diesem Fall sind es 17 Prozent des Umsatzes der Gesellschaft, die Lenzing jedes Jahr bis Ende 2025 zustehen, maximal jedoch 3,6 Mio. Euro.

Die Hygiene Austria hatte mit dem Maskenverkauf 2020 gut verdient, wie die “SN” weiter berichten. Bei einem Umsatz von rund 19 Mio. Euro erzielte man ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 7,6 Mio. Euro und ein Gesamtergebnis von 5,7 Mio. Euro, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Lenzing-Bilanz. Ein Lenzing-Sprecher betonte gegenüber den “SN”, dass der Gewinn nicht an Lenzing ausgeschüttet worden sei. Auch laut Abtretungsvertrag verzichtete Lenzing rückwirkend auf Ausschüttungen.

Nähe zur ÖVP

Wie ZackZack schon früh berichtet hatte, bestehen zwischen der Hygiene Austria und der ÖVP durchaus interessante Verbindungen. Teilhaber der Hygiene Austria ist Luca Wieser, Ehemann der Büroleiterin von Bundeskanzler Sebastian Kurz, Lisa Wieser. Luca Wieser ist zusammen mit Tino Wieser (Schwager von Lisa Wieser) und Matvei Hutman Vorstand der Palmers Textil Aktiengesellschaft AG – Hygiene Austria ist eine Tochterfirma von Palmers. Für die Pressearbeit der Hygiene Austria war der von der ÖVP-entsandte ORF-Stiftungsrat Gregor Schütze zuständig.

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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17 Kommentare

  1. Kurz hat immer schon die Nähe zu den Reichen gehabt und schützt als Gegenleistung Anwälte,dass diese vor Gericht lügen dürfen,dass sich die Balken biegen.

  2. Die FFP2 Masken sind weltweit nur in Ö und Bayern vorgeschrieben.

    • Blöd nur, dass keiner mehr die von Hygiene Austria haben will. Ein weiteres Zeugnis des Versagens unserer neoliberalen “Elite”

    • Vermutlich tritt da die Verblödung schneller ein, weil weniger Sauerstoff im Gehirn…./sarc

  3. Verbindungen in die NVP? Ja, wen wundert das?

    Die NVP *muss* unser Steuergeld verschleudern, damit hinterher nichts mehr übrig bleibt, um Pensionen und Gesundheitsversorgung zu finanzieren und um Kurz IV einzuführen.

    Dann wechseln die Politiker zu einer Versicherung schneiden wieder mit – durch private Pensionsvorsorge und private Krankenversicherung.

    Und wir wählen sie! Weil die faulen Arbeitslosen nicht arbeiten wollen, die SPÖ ja schuld sei, dass die Pensionen nicht mehr leistbar sind und die bösen Ausländer das Gesundheitssystem so sehr belasten würden. (so wird die NVP ihren Betrug an uns argumentieren)

    Aber zurück zum Thema: Es ist dies die Stunde der Schaumschläger und Scharlatane. Sie alle riechen das große Geschäft und suchen die Nähe zur NVP. Unser Steuertopf ist der Selbstbedienungsladen für Freunderln und zwielichtige Gestalten.

    Unsere Großeltern, die sich die Seele aus dem Leib geschunden haben, unser Land wieder aufzubauen, drehen sich im Grabe um.

    • Es würde mich nicht wundern, wenn die FPÖ vor Jahren (aus Frust darüber, dass sie ÖVP/SPÖ ausschließen) Kurz, Blümel & Co zur ÖVP geschickt hat, um die Partei zu unterwandern und daraus eine zweite freiheitliche Partei mit türkisem Anstrich zu machen.

    • Und nicht vergessen, Basti zeigt sich jetzt wieder vermehrt mit “seiner Liebe Susi”, schmierige PR in den Fellner-Medien. Was wird wohl der Spindi sagen, der Gernot, der Tom? Man weiß es nicht…..Was man jedoch schon weiß, die Schwiegersohn-Partie geht immer. Und Kinder. Gell Basti? Jo? Jo?

    • „Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia.“
      ―Berni Ecclestone

  4. Ich sehe diesen, offensichtlichen, juristischen Winkelzug positiv. Es wird in derÖöffentlichkeit bleiben und Diskussionen über das Schließen von Löchern im Gesetz nach sich ziehen. Alles was diese Leute jetzt versuchen wird nach hinten los gehen.

  5. Vielleicht will Hygiene Austria wie unsere Lebensmittelproduenten vorgehen wenn die Ware von einer Österreichischen Firma verarbeitet wird und dann durch die Hygiene Austria angekauft wird gilt es als Made in Austria

    • Dann würde ich konsequenterweise den Vertrieb über Kaufhaus Österreich empfehlen.

  6. Still und leise……Nur kan Wind, die Buben sind noch gefährlicher als die Camorra und Ndrangheta zusammen.

    • Diese Organisationen diverser “uomini d’onore” legen Wert darauf, nicht mit den verschissenen Türkisen in einem Atemzug genannt zu werden, parola d’onore! (Ehrenwort!)

  7. Palmers ist ja schon vor einigen Jahren dadurch aufgefallen, dass man krank geschriebenen Verkäuferinnen der Shops einen Detektiv auf den Hals hetzte….es wäre also eher verwunderlich, wenn die Spuren von Palmers nicht zur Sklaventreiber ÖVP führen würden…..

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