Mittwoch, April 24, 2024

Neuer ÖBAG-Chef muss weniger können als Thomas Schmid

Nach dem Schmid-Abgang sucht die ÖBAG einen neuen Chef. Die Voraussetzungen für den heiklen Posten sind eher allgemein formuliert. Geht es nach Aufsichtsratschef Helmut Kern, sollen sich bevorzugte Reiche bewerben.

 

Wien, 15. Juni 2021 | Es ist die wohl heikelste Personalie der Republik: die Staatsholding ÖBAG sucht einen Nachfolger von Thomas Schmid. Dessen vorzeitiger Abgang aufgrund der von ZackZack zuerst veröffentlichten „Pöbel“-Chats ist gerade einmal eine Woche her. Die krisengebeutelte ÖBAG will schnellstmöglich einen Neuanfang.

Kriterien allgemein formuliert

Bis 24. Juli haben Interessierte Zeit, sich für den Top-Job zu bewerben. Kolportiert werden 600.000 bis 800.000 Euro Jahresgehalt. Dass Schmids Nachfolger mehr verdienen wird, will Aufsichtsratschef Helmut Kern aber nicht bestätigen. Was der oder die Neue können muss, steht in der äußerst allgemein formulierten Ausschreibung. So soll der kommende Alleinvorstand „Integrität, bewiesene Managementkompetenz mit ausgeprägter strategischer Konnotation und idealerweise Aufsichtsratserfahrung“ mitbringen.

„Entsprechende Expertise in komplexem Stakeholder-Management“ sowie Erfahrung im privatwirtschaftlichen Bereich „mit öffentlicher Berührung“ sind weitere Voraussetzungen. Auch das „Management internationaler Partnerschaften“ ist ein Kriterium, eigene internationale Erfahrung aber nicht. Wie bei Schmid: Beim Aufsetzen der Ausschreibung hatte er diesen Punkt selbst entfernen lassen. Allerdings war bei der Schmid-Ausschreibung eine betriebswirtschaftliche oder juristische Ausbildung mit akademischem Abschluss noch zwingend erforderlich gewesen.

Reiche bevorzugt, kein Dementi von Hesoun

ÖBAG-Aufsichtsratschef Kern betont unterdessen, der neue Alleinvorstand müsse wissen, „wie die Republik tickt“. Er hoffe zudem „auf jemanden mit materieller Unabhängigkeit, für den die Bezahlung nicht im Vordergrund steht“. Eine Aussage, die beim ohnehin hohen Gehaltsniveau aufhorchen lässt. Im Gespräch für den Chefposten soll Medienberichten zufolge Siemens-Chef Wolfgang Hesoun sein. Brisant, denn Kern betont, die Ausschreibung sei auf niemanden zugeschnitten.

Auf Hesoun würde jedenfalls nicht nur die „materielle Unabhängigkeit“ zutreffen. Der reiche Industrielenker kann zwar, wie erwünscht, Erfahrung als Manager (Generaldirektor Siemens Österreich) und Aufsichtsrat (Boss bei Casinos Austria) vorweisen. Im Ausland war er allerdings noch nie tätig. Ob er sich bewerben möchte, ist unklar. Eine entsprechende ZackZack-Anfrage ließ Hesoun über seine Sprecherin beantworten. Man wolle sich zu etwaigen Spekulationen nicht äußern.

Bei seinem Arbeitgeber soll der angestellte Generaldirektor angezählt sein. Hauptgrund laut Siemens-Insidern: seine erst spät dementierte Beteiligung an einer Bietergruppe für die MAN Steyr-Übernahme. Hesouns Society-Leben soll zudem Nachfragen der Compliance-Abteilung aus der deutschen Unternehmenszentrale zur Folge gehabt haben. Auslöser: die illustren Weinabende bei Wolfgang Rosam. Hesoun hatte die Luxus-Weinverkostung, anders als etwa WKO-Präsident Harald Mahrer, nicht als Privatrunde betrachtet.

Opposition skeptisch

Für SPÖ-Budgetsprecher Jan Krainer ist das kolportierte Vorstandsgehalt deutlich zu hoch angesetzt. Die SPÖ trete dafür ein, „dass das Jahresgehalt für den ÖBAG-Vorstand gemäß dem Jahresgehalt des Bundeskanzlers laut Gehaltspyramide, also bei rund 320.000 Euro, gedeckelt wird“.

Die NEOS sind ebenfalls für eine solche Deckelung. Man sei zwar froh, dass „beim Fahrplan zur Bestellung des neuen Vorstandes der ÖBAG etwas weitergeht.“ Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn bleibt aber skeptisch: „Im Sinne einer starken ÖBAG braucht es hier aber eine Doppelspitze als Vorstand. Sogar der Österreichische Corporate Governance Kodex empfiehlt, dass der Vorstand aus mehreren Personen besteht.“ Auch die SPÖ meint, für die wichtige Entscheidung müsse das „Vieraugenprinzip“ gelten.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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38 Kommentare

  1. so wie diese ausschreibung aussieht, sollten wir uns alle bewerben.

    • Suche eh gerade nach einer neune beruflichen Herausforderung. Kein Schichtdienst, kein Infektionsrisiko keine psychische und physische Überforderung, keine Verantwortung, kein Stress, mit einem Wort keine Schwerarbeit und noch dazu gut bezahlt. Ich nehm den Job…..und häng den derzeitigen an den Nagel.

      • …. denke das beste was der Republik passieren kann, Wir beide manchen den Job zusammen…
        Sie decken die (öffentlichen) Berührungspunkte ab und ich “schraube” unter der Motorhaube. Denk auch das wir teilen könnten, mit je €400.000.- kommt ein jeder von uns halbwegs zurecht…., vermutlich.
        Sollte es eng werden…., holen wir noch ein paar Foristen dazu, dann ist wirklich alles abgedeckt….
        😅 😂 🤣

  2. Ich verstehe ja das jemand, der immer viel Geld gehabt hat, besser Investitionen eingeht (da selbige/r ja gewohnt ist in anderen Dimensionen zu denken, als der Otto normal. Aber deswegen gehört trotzdem ein Aufsichtstrat her der nicht eingekauft ist. Das ganze ist ja mittlerweile ein komplett entlarvter Sauhaufen. Versteht das denn niemand? Da Schmid hat schon nichts gekonnt und diese Ausschreibung ist ein Witz. Das sollte auch nicht politisch (Wunschdenken) besetzt sein, sondern generell ausgelagert per Bewerbungsverfahrung einhergehen. Was sich ”die” wünschen” ist ein leitbare/r Lakei/In, wo Ihnen die Lobby 100% der Arbeit erledigt und Auserkorene nur abzuzeichnen brauchen. Das gibt es in jedem Ministerium. Da braucht man nichts können! Welche Entscheidungen, wenn diese für einen eh schon getroffen wurden? Unterschreiben und Goschn haltn kann ich auch!

  3. Weniger können als Schmid? Wird jetzt ein Fotograf ohne ‘Portrait-Erfahrung’ gesucht?

  4. Schmid hat dir Bewerbung obwohl er ungeeignet war an sich angepasst und das das nicht mehr passiert und ein krimineller Schnösel den job kriegt auf Bauhausniveau gedrückt….jetzt kann jeder Türkise Schnösel der irgendwo in der familie rumgondlt machen….
    Und grün schaut wie immer nur deppat aus der Wäsche….sind auch nur lulus…

  5. Der ehemalige Tiroler Landesrat Tilg- wir haben alles richtig gemächt- würde sich bestens eignen.

  6. Ich bin’s, der Mahrer!
    Ich hätt noch a bisserl Zeit und a poa supa Ideen.

  7. Verarschung par excellence!
    Jetzt wird schnell nach dem passenden Buberl gesucht…..

    • Ich, weiberl, bewerbe mich. Ich manage eine große Familie, habe eine gute Pension, ein gutes Auftreten, bin in whatsapp geübt, und ich habe viel Zeit. Ausserdem bin ich mit 10000 Euro und Dienstwagen zufrieden 🙉🙉🙉🤣🤣🤣🤣

  8. Anforderungsprofil: Lesen und Schreiben Hauptschulniveau, sowie das verstehen der ORF Nachrichten in einfaccher Sprache. Bei weiblichen Bewerberinnen ist noch Steuerbarkeit gefragt.

  9. Wie soll sonst ein für diesen Posten favorisierter türkiser akademischer LANDSCHAFTSGÄRTNER wie der Chef der BIG an so einen Job kommen?

    Ist ja schon sehr verwunderlich, dass man mit diesen Voraussetzungen als BUNDESIMMOBILIEN-Vorstand zum Zuge kommt!

    Türkise Seilschaften machen alles möglich!

    • Die waren auch schon vorher da. Hab mal kurz in einer Institution, die zum Landwirtschaftsministerium gehört, gearbeitet. Das sind Abgründe, wer hier über Postenbesetzungen entscheidet, wie das abläuft und welche Kompetenzen die Leute mitbringen.
      Zu mir hat der Direktor gesagt, dass ich zu schnell gehe! Ich bin dann auch schnell aus dieser Schlangengrube abgehauen.🤣

  10. Hat das geforderte Stakeholdermanagement etwas mit Fotografieren männlicher Genitalien zu tun?

  11. Mein Vorschlag: kein Lebenslauf sondern einfach Beidl Büdl als Berwerbung schicken und gut is! Wird sich doch ein mächtiges gemächt finden lassen in der familie

    • Hahaha mächtiges Gemächt….sie meinen der mit dem größten bekommt den Job?

  12. Ja wenn schon keiner aus der Familie, so sollte zumindest die Ideologie passen. Wir wollen doch nciht, dass der künftige ÖBAG Vorstand noch wohlwollend mit dem Pöbel zusammen oder gar aus dem Pöbel heraus wirkt. Wir sind ja doch nicht bei den Sozialdemokraten daheim.

  13. Ich bewerbe mich gleich mal.
    Bin zwar noch nicht reich, aber nach ein paar Monaten als Vorstand und entsprechend *bedienen* ist das Problem dann schnell behoben.
    Bin auch bereit ein wenig was zu spenden – Verhältnis 1:1000 ist doch ok, oder (also ich zahle 1.000 und kriege 1 Mio), dann wäre der Reichtum davor auch gelöst.

    • Vergas zu erwähnen: Habe natürlich Auslandserfahrung (Urlaube in diversen Ländern), Dienstreisen und Einkaufsfahrten nach Sopron.

      • Gut, sie haben den Job aber dafür sind sie mir was schuldig……

  14. Es kann nicht sein was nicht sein darf. Natürlich kommt da wieder ein Familienmitglied zum Zug. Alles andere fiele unter ein Wunder.

  15. Zunächst muss mal der ganze Aufsichtsrat weg, bevor man da schon wieder Posten verschiebt.

    • Es ist ja wirklich sensationell wie man fürs nixtun Kohle ohne Ende abzockt

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