Donnerstag, März 28, 2024

Parkpickerl kommt in ganz Wien – Ab März 2022

Ab März 2022

Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in Wien ist fix: Ab 1. März 2022 wird es in der gesamten Bundeshauptstadt eine einheitliche Regelung geben. Die Kurzparkzone wird – mit Ausnahmen in einzelnen Randgebieten – auf die gesamte Stadt ausgedehnt.

Wien, 17. Juni 2021 | Anrainer können eine Abstellberechtigung (“Parkpickerl”) für ihre Fahrzeuge bzw. ihren Bezirk beantragen. Das Pickerl kostet künftig einheitlich zehn Euro pro Monat.

9.00 bis 22.00 Uhr

Die Kurzparkzone mit einer Höchstparkdauer von zwei Stunden gilt künftig ebenfalls überall einheitlich, nämlich von Montag bis Freitag (außer Feiertage) von 9.00 bis 22.00 Uhr. Derzeit gibt es hier noch Unterschiede – also etwa eine längere zeitliche Gültigkeit in den Innenbezirken. Die erlaubte Abstelldauer betrug in Außenbezirken hingegen bisher drei Stunden.

Dass nun auch der Preis vereinheitlicht wird, hat zumindest für die Anrainer in den äußeren Bezirken Konsequenzen. Denn sie mussten bisher nur 7,50 Euro pro Monat für das Pickerl berappen. In den innerstädtischen Bereichen kostet es jetzt schon zehn Euro.

Präsentiert wurde die Regelung am Donnerstag von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), NEOS-Klubobfrau Bettina Emmerling und den SPÖ-Bezirksvorstehern aus der Donaustadt, Floridsdorf, Liesing und Simmering. Aktuell gibt es 19 Bezirke, die großteils eine Kurzparkzone verordnet haben. Die Bezirke der heute anwesenden Vorsteher sowie das ÖVP-geführte Hietzing kommen nun dazu. Ausgenommen sind schon jetzt etwa Stadtrandgebiete.

Einige Ausnahmen

Ein Sonderfall ist aktuell Simmering, wo nur ein Bezirksteil zur Parkpickerlzone wurde. Nun soll diese auf den gesamten 11. Bezirk ausgeweitet werden. Auch einige Ausnahmen gibt es bei den Neuzugängen: In Floridsdorf wird etwa der Bisamberg nicht beinhaltet sein. In Liesing wird ein Teil des Betriebs- bzw. Industriegebiets nicht einbezogen.

Eine weitere Ausnahme stellte stets das Gebiet um die Stadthalle dar. Hier gilt noch eine eigene spezielle Regelung für die Abendstunden bzw. am Wochenende. Das ist ab März kommenden Jahres ebenfalls Geschichte. Stattdessen wird man auf ausgewiesene Anrainerparkplätze setzen, die auch samstags und sonntags gelten sollen.

Sima freute sich über eine “historische Einigung”. Der “Fleckerlteppich” in Sachen Parkpickerl habe nun ein Ende. Die Bewohnerinnen und Bewohner würden dadurch deutlich vom Verkehr entlastet, befand sie. Denn vor allem die Außenbezirke würden von den täglich rund 200.000 Pendlerinnen und Pendlern aus dem Umland zugeparkt. Sima und auch Emmerling verwiesen auf die Bedeutung des Ausbaus der bundesländerübergreifenden Öffis und auf die Kooperation mit den Umlandgemeinden, um klimafreundliches Pendeln zu fördern.

Die Parkpickerlfläche wird sich kommendes Jahr verdoppeln, wurde heute vorgerechnet. Es handle sich um die größte Ausweitung in der Geschichte der Wiener Parkraumbewirtschaftung. Diese gibt es übrigens seit 1993. Überall dort, wo die Kurzparkzone für Nicht-Anrainer eingeführt wurde, hat sich das Verkehrsaufkommen generell verringert, versicherte Sima. Allein im Westen seien nach Einführung des Pickerls um rund 8.000 Fahrten pro Werktag weniger verzeichnet worden.

Kritik von Stadt-Opposition

Mit dabei, aber sichtlich wenig begeistert ist der Bezirk Hietzing. “Ich möchte das klar sagen: Hietzing wird das Parkpickerl als letzter Bezirk Wiens beschließen”, betonte Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) in einer Aussendung. Da der angrenzende Bezirk Liesing einen entsprechende Beschluss fälle, werde damit die Entscheidung für ihren Bezirk gewissermaßen erzwungen. Kritik übte sie unter anderem daran, dass die Höchstparkdauer nur mehr zwei Stunden betragen wird – und dass die monatliche Gebühr für die Bewohner der Außenbezirke erhöht wird.

ÖVP-Gemeinderat Manfred Juraczka sprach überhaupt vom “schlechtest-denkbaren Weg”. Man habe das bestehende Modell einfallslos auf ganz Wien ausgedehnt. Dies sei nichts anderes als “Abzocke”. Nötig wäre hingegen eine Parkraumbewirtschaftung mit Lenkungseffekten, die etwa durch digitale Lösungen erzielt werden könnten.

Für die Grünen ist die Ausweitung “besser als nichts”. Notwendig wären jedoch kleinere Zonen, vor allem in den Flächenbezirken, befanden die Mobilitätssprecher Kilian Stark und Heidi Sequenz: “Die heute präsentierten Fortschreibung des Parkpickerls von SPÖ und NEOS ist ein dünner Kompromiss.” Das Konzept sei nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp befand, dass es SPÖ und NEOS nicht schnell genug gehen könne, den Wienerinnen und Wienern “die Taschen auszuräumen”. Der blaue Verkehrssprecher Toni Mahdalik hielt fest, dass es in Wien mindestens 25.000 neue Park&Ride-Parkplätze brauche, um die Pendlerproblematik in den Griff zu bekommen. Hier habe die Stadt jahrelang weggeschaut.

Ärztekammer und Verkehrsclub erfreut

Die Ärztekammer begrüßt die Regelung prinzipiell, wie man betont. Deren Präsident Thomas Szekeres bekräftigte in einer Aussendung aber die Forderung nach einer Lösung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Diese sollten auch vor der Ordination parken dürfen. Nötig sei hier eine Lösung, wie es sie auch schon für Gewerbebetriebe gebe.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sprach von einem “längst überfälligen Schritt”. Jedoch sei der Tarif mit 10 Euro pro Monat zu niedrig, hieß es in einer Pressemitteilung. In Amsterdam koste eine Parkberechtigung fast fünfmal, in Stockholm siebenmal so viel, wurde betont. Zudem müssten die Zonen in den großen Bezirken kleiner werden, sonst drohe zusätzlicher Autoverkehr innerhalb des Bezirks, warnte der VCÖ.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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21 Kommentare

  1. ich mach mich jetzt wahrscheinlich unbeliebt. trotzdem.
    das wienweite pickerl ist einfach notwendig, zu billig und eindeutig noch nicht die endgültige lösung.
    eigentlich bräuchten wir eine citymaut.
    und ganz eigentlich bräuchten wir eine intelligente generelle mautlösung – am besten europaweit.
    anders wird sich der individualverkehr und natürlich der strassentransport nicht mehr in den griff kriegen lassen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2018/05/frau-vassilakou-und-die-citymaut/

  2. sie könnten speziell in den randbezirken die gratisparkzeit auf 2h ausdehnen
    kein pendler kommt mit 2h durch

  3. ich bin mir nicht sicher ob es Abzocke oder nur Ideenlosigkeit ist?

    natürlich eine Koalition aus beidem.

    die Parkraumbewirtschaftung hat mich tatsächlich in den letzten Jahren zu weniger Fahrten in Stadt bewogen. Ich fahre diese aber auch nicht öffentlich, beisse also bei unaufschiebbaren Ausflügen in den sauren Apfel.

    alleine die Unmöglichkeit einen kostenpflichtigen Schein im Anschluss an den gratis 15Min Schein zu lösen ist eine Frechheit. du hüpfst in einen Laden , willst nur was abholen, dann sieht man doch etwas anderes und bleibt hängen, da gibt es unzählige Beispiele dafür.

    was mich , und das ist leider höchst persönlich also nicht mehrheitstfähig, betrifft….meine Eltern , beide 80+ versorgen sich vorwiegend noch selbst, leben am noch nicht bewirtschafteten Stadtrand, ich komme aus WU. ein öffentlicher Trip wäre ca 1,5h in eine Richtung, mit dem Auto 25min. ich besuche sie 2x pro Woche, zwischen 2 – 3h jeweils.
    das kostet nun pro Monat zusätzliche 40 Euro

  4. Mehr als Gebührenerhöhungen und einen Dauerlockdown hat der Ludwig bisher ja nicht umgesetzt. Er hat den idealen Koalitionspartner mit dem Wiederkehr, der fällt selbst im Liegen noch um! Vor einem Jahr sagte er noch großspurig, mit mir (NEOS) wird es keine Steuer- und Gebührenerhöhungen geben, die Schulen müssen offenbleiben. Angeblich hat er zu Hause schon alle Spiegel abmontiert.

  5. “Zudem müssten die Zonen in den großen Bezirken kleiner werden, sonst drohe zusätzlicher Autoverkehr innerhalb des Bezirks, warnte der VCÖ.” – Und schon phantasiert die linke Autohasser-Organisation schon von der nächsten Abzocke. In Zukunft darfst du mit deinem Auto nur mehr 1x um den Block fahren, oder wie?

    • Gibt’s das ned schon bei Motorrädern in den Nachtstunden? Kann mich aber irren.

  6. Einfach nur eine niederträchtige Wegelagerei, die keinen einzigen Parkplatz bringt.
    Wie auch.
    414,6 km² bleiben 414,6 km²

  7. Schäbig. Gilt das Parkpickerl bald auch für Fahrräder? Und was kommt noch? Die „Kopf“steuer für alle?

    • Sehe ich nicht so. Mein Auto steht auf meinem Grundstück und für das muß ich auch Grundsteuer zahlen.

      • Hinkt leicht der Vergleich. Autofahrer zahlen die motorbezogene Steuer. Nachdem nun sowieso Maut auf der Autobahn fällig ist, dies ein fixer Betrag je nach PS-Anzahl des KFZ’s, und eigentlich ein veralteter Pauschalbetrag. Selbst ich als betroffener Autofahrer würde ja den Sprudel teurer machen, dafür die Motorbezogene streichen, und dann will ich mal sehen, ob die Kavalierstarts bei grün werdenden Ampeln am Gürtel oder sonstwo, weniger werden, bzw. die Leute nicht von einer Ampel zur nächsten hetzen, als wäre der ‘Teufel’ hinter Ihnen her:-)

        • Was hat ihr Post, etwas zur Parkplatzsteuerdebatte beigetragen?
          Nochmals, ich bin dafür, daß jeder für seinen Parkplatz bezahlen soll.

      • Und wenn Sie mit Ihrem Auto in die Stadt fahren und parkieren, ist das für Sie gratis, weil Sie eh Grundsteuer zahlen? Oder verstehe ich da etwas falsch?

    • Wart nur, wenn’s drauf kommen, daß auch wir CO2 ausatmen, dann kriegst an Luftmengenzähler vor das Gesicht, dann hat sich die Maskenfrage auch erübrigt ‘grins*

  8. “Abzocke” ist nicht so ganz mein bevorzugter Wortschatz, aber es trifft halt den Nagel auf den Kopf (beachtenswert ist der Anstieg der Parkometerabgabe in den letzten 4 oder 5 Jahren … den %-Satz hätten die Wirtschaftswachstumsjünger gerne:-)).
    Ich kann nur aus meiner Sicht sprechen, aber ja, es wird mein Kaufverhalten selbstverständlich ändern. Der Förderung der Einkaufszentren an Kreisverkehren im Umland wird damit Vorschub geboten. Gratulation !!! Ihr seid so super …

  9. So ist es richtig!! Und die Wiener*innen sind eh so glücklich ,dass sie den Ludwig fast die absolute beschert haben!!

    Ja SPÖ wählen LOHNT sich……………..

    Aus Solidaritätsgrünen sollen nun auch die Mieten KRÄFTIG steigen. Ein hoch auf die SPÖ!!!

    Freundschaft!!

  10. Seh ich genau, kaum deutet sich ein Ende der Krise an, macht man sich schon ans Werk die Leute per Gebühren auszusackln.

    • Da gibts noch eine Menge Möglichkeiten mehr: Wasser, Müll, Strom, Gas, ….

        • Wie lautete es auf der ÖNB-Homepage (jetzt nicht verifiziert) . 2% Inflation deutet auf Stabilität im System hin. Gratulation wenn dann nach ca. 30 Jahren alles doppelt so viel kostet. Ach ich vergaß, wir verdienen ja dann auch alle “das doppelte” 🙂 P.S.: Verflixt – Sarkasmus war eingeschaltet.

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