Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub war April 2018 während einer Skitour in den Alpen verschwunden und wurde seither nicht mehr gesehen. Jetzt ist er gerichtlich für tot erklärt worden.
Wien, 21. Juni 2021 | Das Verfahren um die Todesklärung des Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub neigt sich dem Ende zu. Bis 22. Juni Mitternacht (Dienstag) können Beschwerden gegen die Entscheidung des Kölner Amtsgerichts noch eingehen. Sobald die Frist verstreicht, wird der Milliardär rechtskräftig für tot erklärt.
Zweifel am Tod
Am 7. April 2018 war Haub allein in die Schweizer Alpen zu einer Skitour aufgebrochen und nicht mehr zurückgekehrt. Die Familie ging davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückt war und stellte daher Oktober vergangenen Jahres den Antrag, Haub für tot zu erklären. Das Kölner Amtsgericht erklärte Haub im Mai für tot. Allerdings verbreiteten sich in den Medien Zweifel am Tod des erfahrenen Skiläufers, die aber vom Gericht nicht für belegbar empfunden wurden.
Diese Zweifel würden sich „auf Möglichkeiten, Vermutungen und nicht prüfbaren Unterlagen“ stützen und seien nicht ausreichend um „ernstliche Zweifel am Fortleben des Verschollenen zu beseitigen“, stellte das Gericht fest. Bis morgen Mitternacht kann gegen diese Entscheidung eine Beschwerde eingelegt werden. Nach Angaben des Gerichts geht das jedoch nur, sofern ein rechtliches Interesse an der Aufhebung der Todeserklärung oder an der Berichtigung des Zeitpunkts des Todes besteht.
Familienstreit um Anteile
Nach dem Verschwinden Haubs übernahm dessen jüngerer Bruder Christian Haub die alleinige Geschäftsführung in der Unternehmensgruppe Tengelmann. Doch schwelt seitdem ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht im milliardenschweren Handelskonzern, zu dem unter anderem der Textil-Diskonter Kik und die Baumarktkette Obi gehören. Bisher gehört der Familienkonzern jeweils zu gut einem Drittel Karl-Erivan Haub und dem derzeitigen Chef Christian Haub. Die restlichen Anteile besitzt der dritte Bruder Georg Haub.
Der Antrag auf Todeserklärung war von der Ehefrau des Verschollenen, Katrin Haub, zunächst scharf kritisiert worden. Anfang 2021 änderte sie schlagartig ihre Meinung und schloss sich zusammen mit ihren Kindern dem Antrag an. Im April verkauften die Erben Karl-Erivan Haubs ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an Christian Haub, teilten die Anwälte beider Seiten mit.
(nb/apa)
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