Autokrat kauft regierungskritische Zeitungen
Am Montag wurde Viktor Orban als erster EU-Regierungschef auf die Liste der “Feinde der Pressefreiheit” gesetzt. Orban hat nun mit einem eher ungewöhnlichen Video darauf reagiert.
Wien, 08. Juli 2021 | „Reporter ohne Grenzen“ erklärte am Montag, dass der ungarische Regierungschef Viktor Orban seit 2010 die Medienlandschaft Schritt für Schritt unter seine Kontrolle gebracht habe. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde in Orbans Amtszeit in eine staatliche Medienholding umgewandelt, die regionale Presse befindet sich seit 2017 vollständig im Besitz von Orban-freundlichen Unternehmern. Wichtige unabhängige Medien wurden ausgeschaltet. Orban landete deswegen am Montag als erster EU-Regierungschef auf der Liste der „Feinde der Pressefreiheit“.
PR-Stunt: Orban geht Zeitung kaufen
Der wiederrum reagierte mit einer ungewöhnlichen Aktion auf sein Aufscheinen auf der „Feinde der Pressefreiheits“-Liste. Ungarns Staatsekretär für Internationale Kommunikation teilte am Mittwoch ein Video, das Orban beim Zeitung kaufen zeigte. Auf die Frage, was denn Orban – und sein Kamerateam – zu ihm verschlagen würde, sagt der Regierungschef: „Die haben Ungarn auf irgendeine Liste der Feinde der Pressefreiheit gesteckt. Eine Organisation, die Onkel George Soros gehört. Deshalb möchte ich ein paar Zeitungen kaufen die regierungskritisch sind.“ Als der Verkäufer Orban ein paar Zeitungen reichte, fragte der ungarische Staatschef nach: Wie viele von denen werden von den Leuten gekauft?“ Der Zeitungsverkäufer darauf: „Die hat seit Wochen keiner mehr angerührt.“
The press situation in Hungary is apparently so grave that there are at least a dozen papers available at every newsstand that are critical of Orbán's government. WATCH the PM as he talks to this newspaper vendor: pic.twitter.com/dhFnGre2Gk
— Zoltan Kovacs (@zoltanspox) July 7, 2021
Zum Schluss verlässt Orban mit einer Handvoll regierungskritischen Zeitungen den Stand, doch ein älterer Mann spricht ihn überraschend noch an: „Ich bin froh, dass außer mir jemand diese Zeitung noch kauft.“
Im Pressefreiheitsränking liegt Ungarn auf Platz 89. Hinter Lesotho, Osttimor und Bhutan.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk