Sonntag, März 23, 2025

Bald keine Semmeln mehr? – Getreideernte in Österreich »prekär«

Bald keine Semmeln mehr?

Die Getreideernte im Osten Österreichs leidet unter der extremen Hitze. Der Präsident der Wiener Landwirtschaftskammer bezeichnet die Lage als “prekär”. Auch die Herbsternte sei gefährdet.

Wien, 13. Juli 2021 | Die Lage ist „prekär“: Der Landwirtschaft im Wiener Raum fehlen je Quadratmeter seit 1. Jänner 110 Liter Wasser:

“Das sind elf Kübel Wasser pro Quadratmeter”,

schlug der Wiener Landwirtschaftskammerpräsident Franz Windisch im Ö1-Morgenjournal am Dienstag Alarm. “Und daher muss man sagen, die Situation ist prekär.” Die Schäden im Getreideanbau seien größer, als noch kürzlich angenommen. Doch schlechter als prognostiziert, würde die Ernte bei 15 bis 20 Prozent weniger als im Vorjahr liegen, so Windisch.

„Man spricht von sehr schwachen Erträgen“

Magdalena Kaiser von der Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland hat ähnlich schlechte Nachrichten im Gespräch mit ZackZack:

„Die Erträge der Wintergerste auf den guten Böden erreichen noch gute Werte, auf den leichten Böden fallen die Erträge fast ins bodenlose. Ähnliches wird vom Weizen berichtet, welcher auf den schwachen Standorten bereits gedroschen wurde. Man spricht von sehr schwachen Erträgen“

Bei der LK werden für die „Kornkammer Österreichs“ – also Niederösterreich, Burgenland und Wien – Ausfälle von rund sieben Prozent prognostiziert, so Josef Siffert, Pressesprecher der LK Österreich, gegenüber ZackZack:

„Aber es kann in trockenen Regionen noch schlimmer werden.“

Mit sieben Prozent weniger als im Vorjahr würde es allerdings zu durchschnittlichen Erträgen kommen, da 2020 auf Grund des hohen Niederschlags ein Rekordjahr war. Im Vergleich zum Schnitt der letzten fünf Jahre prognostiziert die LK ein Minus von zwei Prozent in der Getreideernte – also weniger drastisch. Er rechnet mit einer im fünf-Jahres-Vergleich unterdurchschnittlichen Ernte, die tatsächlichen Ernteausfälle seien allerdings erst mit Ende der Ernte feststellbar, so auch Manfred Weinhappel, Pflanzenbau-Experte der LK Niederösterreich: erst dann könne man die Erntebilanz seriös erstellen.

Ostösterreich: Trockenheit und Hitzetage

Fehlende Niederschläge, in Folge Trockenheit, die Hitzetage im Juni und Juli sowie die im Frühjahr kühlen Temperaturen werden dafür verantwortlich gemacht. Tatsächlich ist der Osten Österreichs von einer ungewöhnlich langen und hartnäckigen Hitzeperiode – und damit einhergehend Dürre – betroffen, bestätigt auch Klaus Haslinger, Experte für Hydrologie und Trockenheit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im ZackZack-Interview:

„Im Osten haben wir bis zu 50 Prozent weniger Niederschlag als in der 30-jährigen Referenzperiode. Die ersten zwei Juliwochen 2021 haben heuer bis 50 Prozent weniger Niederschlag als im Schnitt der letzten 30 Jahre, im Raum Wien und nördlich davon sogar 80 Prozent.“

Juni 2021 war ein von Hitze geplagter Monat – im Vergleich zum Juni im Vorjahr mit vergleichsweise viel Niederschlag, der für die damals sehr ertragreiche Getreideernte verantwortlich gemacht wird. Grafiken: ZAMG data + cyLEDGE skills

Dürreproblematik „ergänzendes Problem“ zu Hagelschäden

Für Dürre- und Hagelschäden kommt die österreichische Hagelversicherung auf. Mario Winkler von der Hagelversicherung spricht gegenüber ZackZack von der wiederkehrenden Dürreproblematik, zusätzlich seien Frost- und Hagelschäden ein Problem. Heuer sei insbesondere der kurze Zeitraum, in dem massive Hagelschäden in der Landwirtschaft angerichtet worden seien, rekordverdächtig. Er rechnet damit, dass die Dürre neben dem Grünland auch noch auf die Herbstkulturen wie etwa Mais oder Erdäpfel auswirken wird.

Hoffen auf Regen

Josef Siffert von der LK Österreich hofft insbesondere für die Ernte im Herbst auf Niederschlag: Dann geht es an die Ernte von Rüben, Mais, Kartoffeln oder Soja. Wenn es bis dahin regne, sei es „nicht problematisch“. Klaus Haslinger von der ZAMG kann dahingehend noch keine sicheren Prognosen abgeben:

„Es wird demnächst etwas feuchter und labiler, was vor allem die Schauertätigkeit anregen dürfte. Wir hoffen, dass der prognostizierte Regen kommt und für Entspannung sorgt.“

Es könnte dann sein, dass es dann für die kommenden Wochen feucht und wechselhaft bliebe, doch das sei momentan noch schwer abzusehen.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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