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Aufräumen nach der Flut in Österreich – Aktuell leichte Entspannung der Lage

Aktuell leichte Entspannung der Lage

Nach der großen Flut in Österreich sind am Montag die Aufräumarbeiten “im großen Stil” voll angelaufen.

Wien, 19. Juli 2021 | In den Unwettergebieten Österreichs sind am Montag die Aufräumarbeiten angelaufen – so etwa in Nieder- und Oberösterreich oder in der Tiroler Stadt Kufstein. Laut Franz Resperger vom NÖ Landesfeuerwehrkommando habe sich die Wetterlage gebessert, die Nacht sei verhältnismäßig ruhig gewesen. Rückläufig waren die Pegelstände entlang der Donau, wo es nur kleinräumige Überflutungen gegeben hatte. In OÖ sind noch einige Hauptverbindungen unterbrochen.

Aufräumen im „großen Stil“

Bereits am Sonntagabend hatte in den von Unwettern betroffenen Gebieten in den Bezirken Melk, Scheibbs, Krems, St. Pölten, Tulln, Mödling und Korneuburg ein erstes Aufräumen gestartet. Am Montag ging dies “im großen Stil” weiter, sagte Resperger, denn: “Die Schäden sind beträchtlich.” Die Tätigkeiten der Helfer werden “in den nächsten Tagen andauern”, ein Ende sei aktuell “noch gar nicht abschätzbar”. Als Einsatzbereich galt u.a. das Befreien von Fahrbahnen vom Schlamm.

Unterstützung wird es dabei auch vom NÖ Landesstraßendienst geben. Erforderliches Gerät wie Bagger, Lkw oder Kehrmaschinen sollen samt Mitarbeitern in den am stärksten betroffenen Regionen St. Pölten, Amstetten und Krems eingesetzt werden, betonte der zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) in einer Aussendung.

Durchwegs angespannt hatte sich in der Nacht auf Montag die Situation an der Donau gezeigt. An der Messstelle in Kienstock (Bezirk Krems) war der Pegel zwischenzeitlich bei beinahe acht Metern gelegen. Am Montagvormittag wurde laut den Wasserstandsnachrichten des Landes ein Wert von 737 Zentimetern verzeichnet. Mit einer weiteren Entspannung wurde gerechnet. Generell ist laut Resperger entlang des Flusses “die große Katastrophe ausgeblieben”. Berichtet wurde von kleineren Überflutungen, etwa in Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg (Bezirk Tulln).

Auch am Sonntag Gewitter

Im Einsatz standen in Niederösterreich seit Samstag rund 5.200 Mitglieder von 364 Feuerwehren. Ausgerückt wurde 950 Mal. Besonders hart getroffen worden war das Mostviertel, wo in Neuhofen a. d. Ybbs und Ferschnitz (Bezirk Amstetten) am Sonntag Zivilschutzalarm ausgelöst worden war. Für Aschbach-Markt (ebenfalls Bezirk Amstetten) galt eine Zivilschutzwarnung. Ein schweres Gewitter machte am Sonntagnachmittag auch dem Raum Paudorf (Bezirk Krems) zu schaffen. Am Abend standen fast 800 Feuerwehrleute, darunter drei Katastrophenhilfsdienst-Züge, in dem Gebiet im Einsatz.

In Oberösterreich waren am Montagvormittag ebenfalls fallende Wasserstände zu erwarten, weil nach Mitternacht keine relevanten Niederschläge gefallen waren und auch in den kommenden Tagen mit keinen mehr zu rechnen ist. Der Höchststand an der Salzach war laut dem Hydrographischen Dienst Oberösterreich bereits Sonntagabend erreicht worden, ebenso am Inn in Schärding. Ähnliche Meldungen kamen von der Donau. Lediglich für Grein im Bezirk Perg wurde noch in den kommenden Stunden ein geringfügiger Anstieg vorhergesagt. In Steyr war alle Pegel der Enns und sowie der Oberlieger stark fallend.

Straßenverbindungen gesperrt

In Schärding, wo mobile Hochwasserschutzelemente und Pumpenanlagen die Überflutung von zwölf Häusern verhindert hatten, waren am Montag noch Verkehrswege gesperrt. Mit den Aufräumungsarbeiten musste noch bis zum Rückzug des Wassers gewartet werden. Danach müsse es aber schnell gehen, bevor der zurückgelassene Schlamm bei Schönwetter extrem hart und dann nur noch schwer zu entfernen ist, hieß es seitens der Einsatzleitung.

In mehreren Landesteilen waren noch Hauptverbindungen gesperrt. Die Salzkammergutstraße (B145) im Bezirk Gmunden bleibt nach einem Murenabgang in Traunkirchen im Bezirk Gmunden voraussichtlich bis Mittwoch nicht befahrbar. Dort war am Sonntag eine Autofahrerin trotz einer Totalsperre mit ihrer Familie unterwegs gewesen, bis sie in den Geröllmassen stecken blieb und von der Feuerwehr geborgen werden musste. Ein 30-jähriger Bergretter, der dort für eine Erkundung durch den Landesgeologen zur Sicherung ein Seilgeländer errichtete, wurde von einem oberhalb abgehenden kopfgroßen Stein getroffen. Er wurde verletzt, musste von seinen Kameraden geborgen und anschließend ins Spital eingeliefert werden. Auch im Stadtgebiet von Steyr sind Wege wegen Steinschlägen und Hangrutschungen bis auf weiteres gesperrt.

Heftige Schäden in Tirol

In Kufstein waren rund 100 Feuerwehrleute seit den Morgenstunden unter anderem mit dem Auspumpen von Kellern und Tiefgaragen beschäftigt, berichtete Bürgermeister Martin Krumschnabel im APA-Gespräch. Noch bis etwa 21.30 Uhr gab es in der zweitgrößten Stadt Tirols teils heftige Niederschläge, erst in den Nachtstunden wurde es ruhiger. Die Höhe des Schadens konnte Krumschnabel nicht abschätzen.

Die Überflutungen in der Innenstadt betrafen vorwiegend Keller, Tiefgaragen sowie ebenerdige Geschäftslokale. Auch der Kindergarten und der Turnsaal der Stadt waren betroffen, sagte Krumschnabel. Von beschädigten Wohnungen war ihm bis auf einen Fall nichts bekannt, es wurde auch niemand verletzt. Der Bürgermeister rief die Bevölkerung dazu auf, die entstandenen Schäden zu melden und genau zu dokumentieren. Ihnen wurde Hilfe aus dem Katastrophenfonds des Landes zugesagt. Die Innenstadt wurde Montagfrüh für den gesamten Verkehr gesperrt.

Pegelstände rückläufig

Das Hochwasser in Kufstein hatte vor allem die Zulaufbäche des Inn anschwellen und über die Ufer treten lassen, der Pegel des Inn blieb dagegen auf einem ungefährlichen Niveau. Die Bäche verlaufen zum Teil unter den Häusern und waren stark verklaust. “Es wurde hier tonnenweise Sand und Gestein herausgeschöpft”, sagte Krumschnabel. Mehrere Lkw-Ladungen mit Material, das die Wassermassen von den Bergen heruntergespült hatten, mussten weggebracht werden. “In der Menge hat es das noch nie gegeben”, berichtete der Stadtchef.

Doch nicht nur in der Stadt Kufstein hat am Montag das große Aufräumen begonnen. Vermurungen und Überschwemmungen gab es vereinzelt über ganz Tirol verteilt, der Schwerpunkt war aber eindeutig in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel. Die Pegelstände der Flüsse sind seit Sonntagabend im ganzen Land kontinuierlich wieder gesunken, wie aus dem Portal des Landes, “Hydro Online”, hervorging.

(ot/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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1 Kommentar

  1. Die vielen tragischen Opfer in Deutschland scheinen für mich aber immer noch weniger den Wassermassen geschuldet zu sein, sondern vielmehr ein Verbauungsproblem (bzw dort auch ein Handlungsversagen – es gab anscheinend rechtzeitig Warnungen und Forderungen, die Deiche zu entlasten, die ignoriert wurden). Ein Bach, der nirgends mehr übertreten kann – ausser im Dorf oder seiner direkten Umgebung – wird dann zur Gefahr. Auch in Hallein war nicht die Salzach das Problem (also die Gesamt-Wassermenge), sondern die Zuliefer-Bäche, die teilweise durch den Ort schossen.

    Das sollte man amS differenzieren, bevor man mit dem Klima anfängt, und dem “schlimmsten Unwetter der Geschichte.”

    Opferzahl ist nicht gleich Wassermenge. Aber Verbauung ist gleich Opferzahl. Man sollte daraus lernen, anstatt es auf den Klimawandel zu schieben.

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