Samstag, April 20, 2024

ÖGK will Ärzte-Entscheidung: Privat oder Kasse

Privat oder Kasse

Einen Vorschlag der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), dass sich Ärzte zwischen Kassa- oder Privatarzt entscheiden müssten, bringt die Ärztekammer in Rage.

Wien, 21. Juli 2021 | Kassenarzt oder Privatarzt – das war der Vorschlag des Obmanns der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss (Titelbild, Anm.) Die Ärztekammer zeigte sich daraufhin verärgert, der Vorschlag sei sogar „dreist“, heißt es aus Niederösterreich.

Weniger Privilegien für Ärzte?

Das Wahlarztsystem funktioniere laut Edgar Wutscher, Obmann der Allgemeinmediziner in der Standesvertretung, „wunderbar“. Aus Ärztesicht ist das aktuelle System praktisch: Einerseits können sie Kosten über die öffentliche Hand abrechnen, andererseits privat. Das beste aus beiden Welten sozusagen. ÖGK-Huss sagte bei seinem Vorstoß letzte Woche:

„Wenn jemand kein Kassenarzt sein möchte, ist er Privatarzt mit all seinen Vor- und Nachteilen. „Jeder Arzt, der will, kriegt einen Kassenvertrag. Alle anderen sind automatisch Privatärzte.“

Arbeiterkammer unterstützt Vorschlag

Die Ärztekammer forderte ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer auf, dazu Stellung zu nehmen. Der türkise Wurzer nannte den Vorschlag seines Obmannes allerdings auch „spannend“. Ein ähnliches Konzept habe auch Deutschland. Er verwies darauf, dass derzeit über einen österreichweiten Gesamtvertrag, für den die Ärztekammer bereits einen Entwurf vorgelegt hat, verhandelt werde.

Die Ärztekammer fragt sich dagegen, ob die ÖGK plötzlich ein „unbekanntes Füllhorn“ entdeckt hätte. Immerhin gibt es ständig Hinweise auf die angespannte finanzielle Lage der Gesundheitskasse. Die niederösterreichische Ärztekammer verweist auch auf den chronischen „Ärztemangel“, weshalb man den Beruf attraktiver und nicht unattraktiver machen müsse.

Unterstützung für den Vorschlag von Huss kommt von der Arbeiterkammer. Damit wäre für viele Patienten die Inanspruchnahme von Wahlärzten und Wahlärztinnen nicht mehr notwendig, meinte der Leiter der AK-Abteilung für die Sozialversicherungen, Wolfgang Panhölzl, in einer Aussendung.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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16 Kommentare

  1. Man will die Ärzte in die Kassenverträge (inkl. der vorgeschriebenen Öffnungszeiten) drängen.
    Zugleich die 2-Klassen-Medizin institutionalisieren. Und die Gesundheitskasse kann den schwarzen Peter/Schuld für das Nicht-Funktionieren den Ärzten zuschieben.
    Was hat der Patient davon?
    Wird es dann kürzere Wartezeiten für die 3-Minuten-Ordinationsgespräche geben? Oder reduzieren sich die Kostenübernahmeweigerungen durch die ÖGK?
    “Wir teilen Ihnen mit, dass die xxx nicht im EKO (Erstattungskodex der österr. Sozialversicherungs- träger) enthalten sind. Da ein eindeutiger Patientennutzen nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht ausreichend nachgewiesen werden konnte, dürfen die Kosten für yyyy und deren Verabreichung nicht mehr erstattet werden.” (Mir hilfts im Gegensatz zu anderen Mitteln die nach monatelanger Einnahme wieder abgesetzt wurden.)

  2. Mehr Ärzte, Pauschale die die Praxis und das Leben sichert und dann lassen die guten Ärzte sicher gern mit sich über so eine Idee reden. Nur so lange sie auf Privatleistungen zum überleben angewiesen sind… Ich habe eine Idee, wir schmeißen dass Türkis-Schwarze Neoliberalenpack raus. Dann gibt sich das.

  3. Tentakel durchwachsen unsere Gesellschaft, der Umbau schreitet munter voran. Wem dient es? …oder uns?

  4. Es muss eine marktwirtschaftlich tragfähige Lösung her.
    Ein Landarzt kann schwer seine Praxis und Ausbildung finanzieren.
    Das muss sich ändern, es wird zu viel in den Städten verprasst praktisch nichts wird auf dem Land ausgegeben.
    Man ist sogar stolz darauf, dass die Leute ihren Arzt suchen müssen.
    Das Medizinstudium braucht wie alle Universitätsstudien Studiengebühren.
    Man muss sich da an den USA orientieren, dann lohnt es sich auch wieder zu arbeiten.

    • man muss sich an den usa orientieren?
      das teuerste gesundheitssystem der welt, indem eine krankheit nicht nur lebensbedrohend, sondern auch die wirtschaftliche existenz kosten kann.
      die türkise haben unser gesundheitssystem ruiniert mit dem hintergedanken, es weitgehend zu privatisieren.
      und wenn wir sie nicht schleunigst loswerden, werden sie als nächstes unser pensionssystem ruinieren.

        • Vom Loacker hab ich auch vor kurzem eine Meldung gehört bei der mir das gruseln gekommen ist, weis aber jetzt spontan nicht mehr was das war….Neos nein Danke.

    • Die öffentliche Gesundheit hat nichts aber auch gar nichts mit Marktwirtschaft zu tun. Unser Gesundheitssystem wird aus öffentlichen Geldern finanziert und sollte effizient und in gleichem Maße für alle zugänglich sein, auch für die Bevölkerung auf dem Land weil die zahlt genauso ihre Beiträge. Und was die Studiengebühren betrifft: “Wir brauchen die besten für den Job und nicht die mit den reichsten Eltern” Ein Med. Studium ist keine Kleinigkeit und kann nicht so einfach nebenbei absolviert werden, ein bisschen studieren und nebenbei fest hackeln funktioniert nicht. Und den Arztberuf mit einem riesen Kredit beginnen ist auch nicht möglich weil der kommt sowieso wenn die Praxis eingerichtet werden muss…Wir verlieren zu viele angehende Ärzte an das Ausland weil dort die Bedingungen besser sind, das ist das Problem. Und die USA sind ein abschreckendes Beispiel an dem man sich hoffentlich nie orientieren wird…

      • Soso, warum gibt es dann immer mehr Wahlärzte in Österreich?
        Warum gehen die Menschen auf dem Land arbeiten, zahlen Krankenversicherung und bekomen nichts dafür?
        Mit dem Geld baut man Prunkbauten in Wien und anderswo, aber nicht dort wo es gebraucht wird.
        Das System in Österreich ist, man zahlt und bekommt nichts.

        • Weil die Kassenverträge so schlecht sind, dass die Ärzte es vorziehen lieber als Wahlarzt tätig zu sein. Oder möchten sie Accord Patienten durchschleusen und dann pro Patient 10 Euro bekommen? Dafür tut sich keiner mehr ein Medizinstudium an. Und ob es in Wien Prunkbauten gibt weis ich nicht ist mir auch egal ehrlich gesagt. Am Land gibts jedenfalls zu wenige Fachärzte und man wartet ewig um dann durchgeschleust zu werden. Meine Orthopädin hat sich mein Sprunggelenk angeschaut und als ich von der Wirbelsäule was gesagt habe hat sie gemeint es würde jetzt reichen ….klar der vor mir war ein alter Mann hat etwas länger gesprochen als die 15 Min. die im zustanden und für mich hatte sie nur noch 10 Min. und da ging sich eben nur das Sprunggelenk aus…..ist wirklich so passiert…

          • 10 Minuten sind schon lange, mein Hausarzt schafft es in 5 Mnuten.
            Ohne Marktwirtschaft wird es auch keine Fachärzte geben.
            In der Veterinärmedizin gibt es Marktwirtschaft und keinen Mangel an Arbeitskräften.

    • Wie viele Studierte haben dort Schulden bis in alle Ewigkeit?
      Ne, bitte nicht. Das Studium muss gratis sein!

      Oder wollen wir nur mehr Privatärzte, die für einmal Popscherl anschauen, Eintrittsgeld kassieren?

    • Aja, also lassen wir dann die Leute auf der Straße verrecken wie die Amis? Das kann doch nur von nem leidigen ÖVPler kommen. Ja, man kann Neoliberale bis nach Graz riechen.

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