In Sobotkas Heimatgemeinde:
Trennung von Politik und Kirche? In Waidhofen an der Ybbs nimmt man das wohl nicht so genau: Dort veranstaltete die ÖVP am Dienstag ein Grillfest im Garten einer Pfarre.
Wien/St. Pölten, 21. Juli 2021 | Die ÖVP habe sich immer als „Schutzmacht“ der Kirche empfunden, sagte ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer kürzlich in der „ORF“-Pressestunde. Dass die Volkspartei tatsächlich ein enges Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche hat, stellte am Dienstag die Heimatgemeinde von Wolfgang Sobotka unter Beweis: Die ÖVP Waidhofen lud zum Grillfest in den Garten des Pfarrhofs im Ortsteil Windhag.
Grillen mit der Kirche
Pfarrer Franz Hörmann erklärte das ZackZack so: „Das war ein Fest für die Gemeinschaft, des Bürgermeisters, und der ist ja für den ganzen Ort da.“ Bezahlt hat die ÖVP nichts für die Nutzung des Pfarrhofgartens, „das ist ein Ort, den wir der Gemeinschaft zur Verfügung stellen.“ Zwar gestand der Pfarrer zu, dass es sich strenggenommen um eine Parteiveranstaltung gehandelt habe, sieht darin aber kein Problem: „Wir würden den Hof auch anderen Parteien zur Verfügung stellen.“
Die ÖVP Waidhofen bewirbt ihre „Grilltour“ jedenfalls fleißig. Alleine im Juli organisiert die Sobotka-Ortspartei acht Grilltermine. Und eine davon eben mitten im Pfarrhofgarten von Windhag.
Grill on Tour mit der ÖVP Waidhofen.
Aber der ÖVP-Vizebürgermeister von Waidhofen beschwichtigt gegenüber ZackZack: Die Veranstaltung sei zwar von der ÖVP organisiert, allerdings „keine Parteiveranstaltung“ sondern eine „Veranstaltung für die Gemeinschaft“. Reden seien keine „geschwungen“ worden, der Bürgermeister gab stattdessen den Grillmeister.
Bürgermeister als Grillmeister
Dar Pfarrhofgarten war vor Jahrzehnten unter Mithilfe der Dorfgemeinschaft renoviert worden. Das Grundstück ist zwar im Besitz der Kirche, aber ebenso wie der Pfarrer meint der Vize-Bürgermeister: „Den Garten kann jeder nutzen“. Er sei windgeschützt und ein passender Ort für eine „Grillerei“. „Es war ein lauer Abend gestern“, so der stellvertretende ÖVP-Bürgermeister. Er kann keinerlei Vermischung von Politik und Kirche bei dieser Veranstaltung erkennen. Nicht alle Bewohner sehen das so. Dass die Kirche einem ÖVP-Fest einen Rahmen biete, erzeugt in Waidhofen auch Kritik, wie Bewohner der Stadt ZackZack erklären.
Immer wieder “Hoppalas”
Erst im Juni sorgte die enge Beziehung zwischen der Volkspartei und der Kirche für Aufregung. In Roitham in der oberösterreichischen Gemeinde Gmunden brachte die ÖVP Parteiwerbung am Kirchturm an. Das behagte dem örtlichen Pfarrer Franz Starlinger nicht. Er sagte gegenüber Medien, dass Kirche und Parteipolitik getrennt werden müssen. Roitham hat aktuell sogar einen SPÖ-Bürgermeister.
Der Windhager Pfarrhof wurde übrigens nicht das erste Mal von der ÖVP für die „Gemeinschaftsveranstaltung“ genützt. 2017 bekam der Pfarrer bei einer solchen Veranstaltung sogar einen Geschenkskorb überreicht.
(ot)
Titelbild: Google Maps