Donnerstag, März 28, 2024

Kurz bekommt wegen Steinzeit-Sager die Leviten gelesen

Der langjährige Rektor der TU Graz , Hans Sünkel, hat den Aussagen von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zum Klimawandel energisch widersprochen. Er emphielt dem Kanzler “dringende eine Klarstellung gegenüber der Bevölkerung”.

Wien, 27. Juli 2021 |  “Die Klimaziele werden wir nur dann erreichen, wenn eine starke Forcierung von Technologie und Innovation Hand in Hand geht mit der Verhaltensänderung unserer Gesellschaft in Form von bewusstem Verzicht auf Verzichtbares”, schreibt Sünkel in einem Offenen Brief an Kurz, der in der “Kleinen Zeitung” erschienen ist.

“Sicher nicht der einzige Zugang”

“Als Person der Technik hat man naturgemäß ein ausgeprägtes Nahverhältnis zu Forschung und Entwicklung und somit zu Technologie und Innovation. Daher ist es für mich unbestritten, dass es massiver Anstrengungen in Technologie und Innovation braucht, um den Klimawandel in Schranken zu halten. Es ist jedoch sicher nicht der ‘einzige Zugang’, wie Sie das zur Klimapolitik dargestellt haben”, so der frühere Vorsitzende der Universitätenkonferenz.

Es gehe sehr wohl um Verzicht, und zwar auf Verzichtbares. Und die Liste des Verzichtbaren sei lang: Der Konsum von Lebensmitteln, die den halben Erdball umrunden, bevor sie in unseren Mägen landen, die steigende Nachfrage nach energiehungrigen SUV ́s, Kreuzfahrten mit den fossilen, marinen Monstern, der schnelle vorweihnachtliche Shoppingtrip nach New York, der Flug zum Golfspielen nach Südafrika oder zum Heli-Skiing nach Kanada. “Verhaltensmuster und Vergnügungen dieser Art halte ich jedenfalls für unbedacht, und vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Klimadebatte für verwerflich.”

“Ein starker Schub in Richtung Technologie und Innovation ja, selbstverständlich, aber gleichzeitig auch ein ebenso wirksamer Verzicht auf Verzichtbares – das ist das Gebot der Stunde – klimaschonendes Verhalten fördern und gleichzeitig klimaschädigendes Verhalten durch entsprechende Rahmenbedingungen erschweren”, fordert Sünkel.

Empfiehlt “dringend eine Klarstellung”

“Und Sie, Herr Bundeskanzler, bezeichnen Verzicht salopp als ‘Weg zurück in die Steinzeit’. Wie bitte? Das eine tun und das andere nicht lassen, Herr Bundeskanzler, das hat unser Zugang zur Klimapolitik zu sein und nicht eine eindimensionale Fokussierung auf Technologie und Innovation. In der Hoffnung, dass dieser verbale Ausrutscher ‘Weg zurück in die Steinzeit’ wohl nicht geplant, sondern in der Hitze des politischen wie auch hochsommerlichen Alltags ganz einfach passiert ist, empfehle ich dringend eine Klarstellung gegenüber unserer Bevölkerung und ein gekonntes Zurück zum Bild eines zukunftsorientierten ‘Green Tech”-Kanzlers”, richtet Sünkel klare Worte an den Kanzler.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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12 Kommentare

  1. Richtig so!
    Der Kanzler der Ungebildeten wird sicher auch bei so einem Brief nicht rot.

  2. Das wird der Ohrwaschlfratze sowas von egal sein. Der lacht höchstens drüber.

  3. Schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der mir erzählt, was verzichtbar ist. Aber die grünen Vielflieger wird es wohl kaum betreffen.

  4. Die ganze Aussage von Kurz ist ja auch insofern haarsträubend, da es dabei ursprünglich um den Individualverkehr ging. Und der verursacht ja noch andere Dinge als klimaschädliches CO2 und Feinstaub sondern auch Lärm und Flächenversiegelung und insgesamt bei der Herstellung einen hohen Verbrauch von Ressourcen egal mit welchem Antrieb. Es ist doch überhaupt nicht nötig, dass jeder so eine Kiste in seiner Garage stehen hat.

    • Zu Ihrem letzten Satz: Sie wollen also doch wieder zurück in die Steinzeit?
      Dabei bleibt es dann auch nicht, es folgen weitere Bosheiten wie z.B. “es ist nicht nötig, dass jeder einen Schweinsbraten ist, usw…”. Die Liste ist einfach zu lang um hier alles aufzuzählen.
      Aber immer schön brav den Zeigefinger nach oben halten, das kommt gut an bei Sigi und Werner…

  5. ….. es ist wohl nicht nötig Dinge nicht-mehr zu machen, sondern anders!

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