Samstag, Dezember 7, 2024

Platter beschuldigt Kurz in Causa Ischgl – Wirbel um orf.at-Schlagzeile

Wirbel um orf.at-Schlagzeile

Laut „Profil“, die aus dem Ischgl-Vorhabensbericht zitieren, soll Landeshauptmann Günther Platter seinen Parteichef Sebastian Kurz vor der Staatsanwaltschaft belastet haben. Wirbel gibt es indes um eine orf.at-Schlagzeile zu dem Thema.

 

Wien, 04. Juli 2021 | Die Oberstaatsanwaltschaft Innsbruck soll am Mittwoch einem Bericht des Magazins profil zufolge den streng vertraulichen Ischgl-Vorhabensbericht an das Justizministerium geschickt haben. Dort wird über Anklage oder Einstellung des Verfahrens entschieden.

Platter belastet Bundeskanzler

Strafrechtlich relevant ist vor allem die Frage, wer für das Abreise-Chaos des 13. März 2020 verantwortlich ist. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) habe in Zeugeneinvernahme den Bundeskanzler belastet, so profil.

Sebastian Kurz (ÖVP) habe ihm zwar mitgeteilt, dass er im Einvernehmen mit damaligen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nach entsprechenden Informationen aus den Stäben beschlossen hätte, dass über das Paznaun und St. Anton am Arlberg die Quarantäne verhängt wird, so Platter. Der Zeitpunkt sei aber “schlichtweg kein Thema” gewesen. Platter betonte, umgehend seinen höchsten Beamten und Leiter des Tiroler Krisenstabes – Herbert Forster – mit der Ausarbeitung eines Quarantäne-Konzepts beauftragt zu haben.

Kanzler-Quarantäneankündigung “überraschend”

Dreieinhalb Stunden nach dem Telefongespräch zwischen Kurz und Platter trat der Kanzler vor die Presse und verkündete die Quarantäne mit den Worten: “Diese Gebiete werden ab sofort isoliert”. Tausende Touristen ergriffen daraufhin die Flucht. Die Quarantäneankündigung sei “überraschend, ohne unmittelbare Zuständigkeit und ohne substanzielle Vorbereitung” geschehen, hielt bereits die Expertenkommission unter Ex-Höchstrichter Ronald Rohrer fest.

Fünf Personen führt die Innsbrucker Staatsanwaltschaft mit Abschluss der mehr als einjährigen Ermittlungen als Beschuldigte. Darunter sind Tirols höchster Beamter-Landesamtsdirektor Forster – und der für Ischgl verantwortliche Bezirkshauptmann von Landeck, Markus Maaß. Dazu kommen zwei weitere Beamte der Bezirkshauptmannschaft Landeck sowie der Ischgler Bürgermeister Werner Kurz. Forsters Anwalt meinte gegenüber profil, dass der Landesamtsdirektor durch die Ermittlungsergebnisse jedenfalls entlastet werde. Seinem Mandanten sei eine “sofortige” Quarantäne ab 14.00 Uhr in “keiner Weise” beauftragt worden. Es sei auch “unzumutbar” und “menschenunmöglich”, innerhalb von nur dreieinhalb Stunden so ein Management auf die Beine zu stellen.

Laut dem Anwalt sei kein Vertreter der Bundesregierung von der Staatsanwaltschaft einvernommen worden. “Meines Erachtens könnte das Justizministerium mit dem Vorhabensbericht aber ergänzende Ermittlungen anordnen. Dann könnte auch die Verantwortung des Bundes geprüft werden”, war der Anwalt der Meinung. Der Ball in der heiklen Causa liegt nun bei Justizministerin Alma Zadić. Mit einer Entscheidung ist im Herbst zu rechnen.

Schlagzeile in 33 Minuten “daschlogn”

Für Brisanz sorgte am Dienstag eine Schlagzeile auf orf.at. Nach 33 Minuten wurde die Meldung über den Vorhabensbericht mit dem Titel „´Profil´: Platter belastet in Causa Ischgl Kurz“ auf der größten News-Seite Österreich ersetzt. Ein neuer abgeänderter Bericht über die profil-Recherchen wurde mit dem Titel „Causa Ischgl: Platter laut ´Profil´ von Isolation überrascht“ online gestellt. In diesem Bericht befand sich ein deutlich abgeschwächtes Statement von Landeshauptmann Platter Richtung Kurz – konträr zu seiner Zeugeneinvernahme vor der Staatsanwaltschaft. Platter sei von profil “falsch verstanden” worden. „In kleinster Weise fand von LH Platter eine Belastung des Bundeskanzlers in der Causa Ischgl statt. Diese Interpretation ist falsch und nicht zulässig.“ Gegenüber der Staatsanwaltschaft hörte sich dies noch anders an. Beide Meldungen sind noch aufrufbar.

Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht die türkise Message-Control dafür verantwortlich: „Die türkise Message Control übt – das sehen wir an vielen Beispielen von den Klagen gegen den ‘Falter‘ bis zum Inseratenstopp bei ‚News‘ – massiven Druck auf unabhängige Medien aus. Sie kann aber die schwer belastende Aussage von Landeshauptmann Platter gegen Kanzler Kurz in der Causa Ischgl nicht ungeschehen machen. Dass die türkise Familie nach dieser explosiven Aussage jetzt hoch nervös zurückrudert und versucht, Verantwortungsflucht durch Message Control zu begehen, wird ihr nicht gelingen“

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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