Mit einem provokanten Werbespot versucht Linz auf sich aufmerksam zu machen. Dem Bürgermeister gefällt die linzistlinz-Kampagne allerdings gar nicht. Das Netz nimmt den Spot bedeutend wohlwollender auf.
Wien, 06. August 2021 | Mit einer selbstironischen Imagekampagne will der Linz Tourismus den durch Corona ins Ruckeln geratenen Städtetourismus wieder in die Gänge bringen. Ausgelöst wurde damit jetzt eine Verärgerung bei SPÖ-Bürgermeisters Klaus Luger und seinem blauen Stellvertreter Markus Hein. Der Rote findet sie “total misslungen” hieß es am Donnerstag in Medien. Für den Blauen ist vor allem das “‘linzistlinz’-Video eine Farce”. Hein forderte gar die Rücknahme des Videos.
Nicht die “schönen Impressionen” und “perfekten Augenblicke” wurden in den Fokus gerückt, sondern die Kampagne ist der Versuch “ein authentisches Bild der Stadt” zu zeichnen, mit “Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen”. Mit einer “Portion Humor präsentieren wir uns so, wie wir wirklich sind: ehrlich und vielfältig”, beschreibt Regisseur Sinisa Vidovic die Idee dahinter.
Bürgermeister gefällt Spot nicht
Der Versuch eines ironischen Blickes auf die oberösterreichischen Landeshauptstadt ist aus Sicht der Stadtoberen nicht gelungen. Die Online-Kampagne mit dem Kurzspot wird ab Mitte August mit Plakaten und Postkarten, auf den es etwa heißt “Linz ist eintönig”, “Linz ist grauslich”, “Linz ist ruiniert” oder “Linz ist out” sowie mit Kinowerbung ergänzt. Dass besagtes Video polarisiert, war auch beabsichtigt. “Aber Diskussionen über das Selbstverständnis einer Stadt können befruchtend wirken”, verteidigt Tourismusdirektor Georg Steiner die etwas andere Kampagne. “Mit dieser Werbelinie wollen wir herausarbeiten, wie vielfältig Linz ist, eine Portion Humor und Augenzwinkern sind natürlich auch dabei. Man darf sich selbst nicht immer zu ernst nehmen.”
Den Humor des Bürgermeisters habe die Kampagne laut dessen eigenen Angaben jedenfalls nicht getroffen, aber vor allem würden “alle unsere bisherigen Bemühungen, Linz speziell international zu positionieren” konterkariert, richtete er aus dem Urlaub in oberösterreichischen Zeitungsberichten aus. Für seinen FPÖ-Stellvertreter Hein bilde die Kampagne “in keiner Weise meine Heimatstadt Linz so ab, wie ich sie kenne. Mit so einem Video zieht man sicher keine Touristen an, ganz im Gegenteil”, ist er überzeugt.
Dem Großteil gefällt das Video
Die Bewertungen auf Youtube, wo der Spot bereits nach eineinhalb Tagen 63.195 mal aufgerufen wurde, sind hingegen durchaus positiv. So zeigt der Daumen 1.639 mal nach oben und 96 mal nach unten. Kommentare wie “mutig”, “witzig”, “voller Esprit”, “wirklich gut gemacht”, sind zu lesen. Oder: “Fühl mi als Linzerin voll verstanden. Gratuliere!” Und eine potenzieller Tourist oder Touristin meint: “Inspiriert mich, Linz zu besuchen, es zu genießen! Bravo!” Mittlerweile ist der Spot bereits 164.000 mal angesehen worden.
Abseits des Inhalts zeigte sich Luger auch über den “Alleingang des Tourismusverbandes” befremdet. So habe er etwa das Video im Voraus nicht gesehen. Die FPÖ will gar eine Kampagnen-Stopp, ansonsten könne er sich “keine Zustimmung von uns Freiheitlichen für weitere finanzielle Unterstützungen des Tourismusverbandes seitens der Stadt vorstellen”, meinte Hein in einer Aussendung. Als “eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts” benötige der Tourismusverband nicht die Zustimmung des Bürgermeisters. In seinen 15 Jahren als Direktor habe er noch “nie eine Werbekampagne mit der Stadt abgesprochen”, entgegnete Steiner. Wegen der Brisanz der Kampagne habe er aber diesmal vor dem Start um einen Termin beim Bürgermeister gebeten, um ihm das Video zu zeigen. Doch dieser sei nicht zustande gekommen.
(apa/bf)
Titelbild: screenshot/youtube