Donnerstag, März 28, 2024

Skylla und Charybdis – Kaleidoskop der Gewalt

Das ist ein Unterüberschrift

17: So viele Frauen wurden heuer in Österreich ermordet. 228 Millionen: So viel Geld würde gebraucht, um das zu verhindern. 210 Millionen: So viel Inseratenbudget gönnt sich die Regierung in den nächsten Jahren.

Julya Rabinowich

Wien, 06. August 2021 | Einer Frau wird in den Kopf geschossen, eines ihrer Kinder ist in der Wohnung, als die Tat geschieht. Sie überlebt die Schüsse nicht. Eine Frau wird mit Benzin überschüttet, angezündet und eingesperrt. Sie wird einen langen Überlebenskampf leiden, bis sie ihn verliert. Einer Frau wird in den Hals gestochen, sie verblutet beinahe. Ihr Kind schafft es, Hilfe zu holen. Ein dreizehnjähriges Mädchen wird unter Drogeneinfluss vergewaltigt, bis das Herz aufhört zu schlagen. Eine Frau und ihre Mutter werden erschossen. Eine Frau wird verprügelt und ihre Handflächen werden verbrannt. Ein siebzehnjähriges schwangeres Mädchen wird durch massive Gewalt und eine Schere getötet. Eine 64-jährige wird getötet, indem ihr mit dem Hammer auf den Kopf gedroschen und auf sie eingestochen wird. Der Frauenkörper: durchsiebt, geschnitten, penetriert, stillgestellt, verbrannt, zermalmt.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was in Österreich Frauen passieren kann. Siebzehn Mal ist diese Gewalt für die Betroffene tödlich ausgegangen. Siebzehn Mal seit dem 1.1.2021. Allein in diesem Jahr, das noch nicht vorbei ist, haben siebzehn Frauen die Zerstörungswut von Männern nicht überleben können. Das Land blickt in ein Kaleidoskop des Entsetzlichen, mit viel Glück fallen die immergleichen Steinchen, die die Muster der Gewalt bilden, in jene Konstellationen, in denen eine Rettung doch noch möglich ist. Die Rettung: das bedeutet, zu einer Normalität zu finden, die oft schwer zu erreichen ist. Das bedeutet tägliche Herausforderung. Es bedeutet, auch auf Unterstützung angewiesen zu sein. Auf Fachmenschen. 228 Millionen Euro haben die Experten und Expertinnen gefordert, die sie für ihre Arbeit- von Männerberatung bis Opferbetreuung- benötigen würden.

Zugesagt wurde ein lächerlich kleiner Splitter des Nötigen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen benötigt aber von allem eines- der geschundene Körper der einzelnen darf nicht als einkalkulierter Kollateralschaden betrachtet werden. Es ist der Körper der gesamten Gesellschaft, der hier mit Waffen, Scheren, Hammer und Feuer malträtiert und in Todesgefahr gebracht wird- und sogar darüber hinaus. Und an der Gesellschaft liegt es auch, Grenzen zu setzen und genügend Schutzmöglichkeiten zu garantieren. Das Eis der Zivilisation ist dünn.

In einem Land, in dem sich das Bundeskanzleramt 210 Millionen Budget für PR-Spielchen gönnt, muss auch ein angemessener Betrag für den Gewaltschutz und Betreuung der betroffenen Frauen und Mädchen, der Zeugen gewordenen Kinder und auch in die Betreuung möglicher zukünftiger Täter investiert werden. Es ist keine Frage, dass investiert werden muss. Ob aber ausreichend investiert wird, ist eine Frage des Anstandes.

Titelbild: ZackZack

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35 Kommentare

  1. Der Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum) wird zumeist mit dem Beginn des Ackerbaus gleichgesetzt.
    In dieser Zeit begab es sich, dass Mann bemerkte, dass er es ist, der den Samen in die Erde gibt und daraus Früchte entstehen.
    Das war auch der Zeitpunkt in dem Frau, als “Mutter” des Lebens, ausgedient hatte.
    Mann nahm sich das alleinige Recht über Frau und Natur zu herrschen, zum Schaden aller.
    Skelettfunde belegen das eindrucksvoll, vorher gab es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau.
    Mit Begin des Ackerbaus wurden die Unterschiede eklatant, Frauen litten an Krankheiten und Mangelernährung, Männer nicht….
    Da begann das Unglück der Frauen, wir Männer waren es…., sind es noch. 😭

    • Wie bereits mehrmals erwähnt, bin ich ein Fan ihrer Postings. Es wäre bestimmt sehr interessant, mit ihnen persönlich zu plaudern.
      Sehr gebildet, belesen und vermutlich auch viel Humor. Immer ein passendes Zitat.
      Beeindruckend!

      • … Danke, dieses Interesse würde ich auch teilen, vielleicht gibts ja mal ein ZackZack-Treffen.
        Geschichte, besonders auch, Archäologie, belegen schon einen guten Teil meiner Interessen.

        • Schade, Archäologie ist mir völlig fremd, aber interessant. Vielleicht gibt’s eine andere Gesprächsbasis. Ich wäre auch schon alleine hin und weg, wenn ich Ihnen nur zuhören könnte. Bin mir sicher dass ich , dabei viel lernen könnte.

          • 😉 suchen Sie sich einfach irgendein Naturwissenschaftliches Thema aus…, incl. Medizin, Anatomie oder auch Informatik ….
            Bei Politik, Sport, Kultur würden Sie mich auf dem linken Fuß erwischen… 😅

    • Ich muß mich den Vorpostern anschließen, lese Ihre Kommentare immer gerne. Allerdings zeichnen Sie hier ein hochgradig vereinfachtes Bild der Geschlechter im Neolithikum. Zwar beginnt man hier zum ersten mal eine geschlechterbasierte Arbeitstrennung wahrzunehmen, aber es handelt sich keineswegs um eine plötzlich einsetzende Benachteiligung der Frau — das dauert noch mehrere Jahrtausende. Wie immer sind die Dinge weitaus komplexer, als sie gern dargestellt werden 🙂 Die neolithisierung ist eines meiner Spezialgebiete (Mag. zu dem Thema); und obwohl ich und meine Kollegen auch den Beginn des Untergangs mit der Neolithisierung ansetzen, waren die Veränderungen nicht ganz so flott. Die Idee mit dem männlichen Samen ist auch so eine Geschichte, die Interpretation des ganzen ist ein Paradebeispiel für in die Wissenschaft hineingetragene Vorurteile gegenüber Frauen.

  2. “228 Millionen: So viel Geld würde gebraucht, um das zu verhindern.”

    Ernsthaft? Das Böse kann man ausrotten, wenn man sich nur richtig anstrengt und genug Geld ausgibt?……..

    Und was mache ich nun mit so viel Populismus am frühen Morgen?

    • Prokrastinator, haben Sie schon mal von Frauenhäusern gehört? Deren Finanzierung kommt auch aus der öffentlichen Hand (von uns Steuerzahlern). Und hier sparen manche Politiker, wo sie nur können: https://www.moment.at/story/wie-viel-foerderung-oesterreichs-frauenhaeuser-bekommen-kaernten-ganz-vorne-tirol

      Aber in Ö und in vielen anderen Ländern in Europa und der USA und dem gesamten Westen zählen Frauen wenig. Opfer zählen auch nicht viel. Wichtig ist in der Westlichen Weltanschauung, dass die Täter nicht zu hart bestraft werden. Z.B. ist es in D üblich, dass die Täter bei getöteten Frauen nicht des Mordes verurteilt werden, wenn die Frau den Mann verlassen hat oder wollte. Dann wird der Täter mit mildernden Umständen verurteilt, z.B. Totschlag. Und in D ist auch Ehrenmord eine Milderungsgrund. DAS IST KEIN WITZ, es gibt Beispiele.

      Und dass bei Vergewaltigungsprozessen die Verurteilungsrate so gering ist, lässt mich persönlich schon am Justizsystem zweifeln.

      Aber im Zweifel für den Angeklagten ist wichtiger in der westlichen männerdominierten Welt, als Gerechtigkeit für die Opfer, die meistens Frauen sind. Wenn ich die Berichte lese, so komme ich zum Schluss, dass das Wort des Mannes mehr zählt, als das der Frau. Der Westen ist m.M.n. in dieser Beziehung identisch mit extremistischen islamischen Staaten.

      Ich frage mich bei diesem Thema auch, ob das etwas mit der christlichen Religion zu tun hat? Die Frau ist ja in der katholischen Kirche nicht gleichgesetzt mit dem Mann, soweit ich weiß. Was meinen Sie Prokrastinator?

      • Sie sind leider auf dem völlig falschen Dampfer.
        Vlt. lesen Sie es nochmal.

      • Das ist nicht der Punkt.
        Es geht darum, was diese Formulierung insinuiert und suggeriert.

        Es gibt ja nie und nimmer eine Garantie, dass man mit diesem Geld diese Taten hätte tatsächlich verhindern können. Geht ja zB auch noch drum wie man es einsetzt….usw.

        Es ist eine manipulative – weil absolute – Formulierung. Sie lässt keinen Raum für jedwede Kritik an der Aussage, Strategie, Evaluierung,…., ohne dem Stigma des “Frauenhassers” ausgesetzt zu sein, da man ja angeblich die Morde nicht verhindern will, sonst würde man das ja abnicken….

        Alle Morde präventiv zu verhindern geht nicht. Allein dieses hehre Ziel so einfach zu erreichen, ist schon ein populistisches Versprechen, das lange nicht bis niemals eingelöst werden kann. Das Problem ist doch etwas komplexer.

        Mit Totschlagargumenten steigt man in keine Diskussion ein – und auch in keinen Artikel.

  3. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Volksabstimmung ueber die Bereitstellung der noetigen Mittel, gegen den Willen der Regierung, positiv ausgehen wuerde.
    Weiters denke ich, die Massnahme duerfte in ein uebergeordnetes Konzept eingebunden sein, bei dem es um die Verhinderung von Morden und Gewalt an Menschen geht.

  4. Bierwirt, da sind sie vor die Kamara getreten und haben protestiert, acht Morde sind genug, Maurer eh klar, Zadic für PR und ihre korrupte Justiz nette Ablenkung….
    Nach der PR Show der zwei Gestalten gabs einen doppelmord und die zwei Gestalten schwiegen…
    Welch Heuchlerische Gestalten sind sie…

    • Maurer und Zadic sind Grüne!

      Surfer, Sie waren doch nicht überrascht, oder doch?

      Falls Sie doch überrascht waren, dann haben Sie jetzt hoffentlich etwas für Ihr weiteres Leben gelernt.

      Das Wahlplakat der Grünen mit dem Spruch “Wen würde der Anstand wählen” haben die Wähler in Ö m.M.n. nicht verstanden. Gemeint war m.M.n., dass NIEMAND mit Anstand die Grünen wählen sollte. Wenigstens habe ich das Plakat so verstanden. Ich habe mich damals schon gewundert, dass die Grünen ein Plakat aufstellen, das ich als Aufforderung verstanden habe, sie auf KEINEN FALL zu wählen. Komisch …

  5. Was erwarten wir, wen ein IM vier tote verhindern hätte können aber es wie ich vermute absichtlich nicht tat um es politisch ausschlachten zu können….
    Ausserdem wissen wir wie schwarz türkis über frauen denkt, auch in den eigenen Reihen sind die nur Lästig und nur willigte frauen sind geduldet…

    • Ein sehr interessanter Aspekt!
      Das wäre eine verachtenswerte Form der Profilierung.

  6. Mir dreht es den Magen um, wenn ich an das Geld denke, dass die Regierung für PR ausgibt und wie viel sie ihren Spezis zukommen lassen. Alles Steuergeld, und die Bücha werden auch noch gewählt.

  7. Die Einstellung der ÖVP gegenüber Frauen ist bekannt!

    Bei den Türkisen, auf Ministerebene, spricht man abwertend von Quotenfrauen, die zudem leicht lenkbar sein sollen! Schon beim pubertären Kurz hatten sich Frauen auf der Kühlerhaube des Geilomobils zu räkeln!
    Vom Schwarzen Klubchef auf Landtagsebene ertönt erst vor kurzem das Kommando: Pfeif sie zurück ( wie einen Hund ), sonst leg ich ihr eine auf!
    Sowohl Schwarz und Türkis sehen sich als geil, da hat sich nichts geändert! Das wird auch durch den Etat für Eigenwerbung bestätigt!

    Die Sprache, die Darstellung der Frau in der Werbung und in der Pornographie, sowie der Fundamentalismus bedrohen Frauen und werten sie permanent ab. Das sind die Wegbereiter der dann physisch ausufernden Gewalt!

    • Das Problem der Frauen sind leider auch die eigenen Geschlechtsgenossinen. Solange sich Tussis devot und heuchlerisch bereitwillig auf die Besetzungscouch begeben, um einen Job, Geld… was weiß ich zu ergattern, haben die Idioten unter den Männern High Life und glauben, man kann sich ALLES kaufen. Ein Nein ist dann Ehrenbeleidigung und wird bestraft. Ich kannte mal jemanden, der sagte zu seiner Freundin: Der Hund muss zum Herrl kommen. Ein österr. Geschäftsmann. Sie hat verlegen gelacht. Ich hab den Kontakt zu beiden daraufhin abgebrochen.

      • Salzburger Landtag, ÖVP Klubchef Wolfgang Mayr, hätte wahrscheinlich gepfiffen!

        Frauen befinden sich meist in der Rolle der abhängigen, da ist es wahrlich nicht leicht Widerstand zu leisten.
        Die Verantwortung für die Gleichstellung der Frau liegt in den Händen der Männer!

      • Wichtige Beispiele sind das!
        Meiner Einschätzung nach wäre überhaupt mehr Kompetenz im Umgang mit Konflikten gut – gerade auch für Frauen, damit sie sich in Situationen wie den geschilderten rechtzeitig wehren können bzw. gar nicht hineinschlittern.
        Und den jungen Männern müsste vor allem klargemacht werden, was sie alles mit forschem Verhalten für andere und für sich selbst anrichten können.
        Also ein weitreichender Bildungsauftrag….

    • Türkis ist doch größtenteils eine frauenfeindliche schwule Buberlpartei…

  8. Frauenministerin Susanne Raab meldete sich nach einem Frauenmord zu Wort.
    „Dieser brutale Mord ist absolut schockierend und macht mich zutiefst betroffen.“

    Was wir also erleben werden sind Pressekonferenzen mit grossartigen Ankündigungen, viel heisse Luft und keine Hilfen für betroffene Frauen.
    Bis zur nächsten Anhäufung von Femiziden.

    Dann wird uns die dann zuständige Frauenministerin wieder erzählen, dass sie von den Vorfällen schockiert und betroffen ist.

    https://www.hagerhard.at/echt-rot/2021/05/schockiert-und-betroffen/

  9. Frauen werden immer mit der Bemerkung abgewiesen: Wir dürfen von Amts wegen erst einschreiten, wenn etwas passiert ist. Dann kommt eben der Leichenbestatter.
    Die Polizei, dein Freund und Helfer….

    • Die tochter einer freundin wurde vom vater ihres kindes erschlagen (“mamamord am alsegrund”.
      Vorher wollte sie ihn wegen stalkings anzeigen. Ihr anwalt sagte, es würde 1 jahr dauern, um ihn deswegen vor gericht zu bringen.
      Sie wollte woanders hinziehen.
      Auf der polizei tat man auch nichts. Die gattin und der schwager des mörders arbeiten bei der polizei. Man unternahm nichts.
      Am ende war sie tot, erschlagen mit einem eisenrohr durch 16 schläge auf den kopf.
      Meine freundin, die ihren enkel aufzieht, fürchtet sich schon vor dem tag seiner entlassung. Urteil lebenslang.

      • Das ist ein Wahnsinn😡 Es kommt leider auch nicht nur in billigen Krimis vor, dass zb Beweismittel plötzlich unauffindbar oder unter Verschluss sind…
        Folgender Fall: Jemand ist ein Beamter mit höchsten Würden und einer Partei freundschaftlich verbunden. Seine Frau gibt an einem Gericht den Ton an. An diesem Gericht wird ein Verwandter eines Abgeordneten der besagten Partei wegen jahrelangen Psychoterrors gegen seine Kinder angeklagt. Wie durch ein Wunder freigesprochen. “Österreich ist schön! Komm’! Bleib!”

      • Eine Tragödie.
        So einen ähnlichen Fall, gsd. nicht mit tödlichem Ausgang, kenne ich auch.
        Täter Polizist, Kollegen weggesehen, obwohl in der Umgebung bekannt aggressiv.

  10. Leider haben wir es mit einer Clique zu tun, für die es völlig normal ist, bei einem Appell an den Anstand lediglich mit einem blöden Blick zu antworten. Nicht, weil sie nicht wissen, was das ist, sondern weil sie sich offen lustig darüber machen.

  11. Das Wort Zivilisation, ist mittlerweile ein Schimpfwort!

  12. Was bedeuten nicht steuerbare frauen für die regierung? Das sieht man im umgang der regierung mit den frauenhäusern.
    Ausserdem geben sie für regierungspressekonferenzen nichts her, denn basti ist nur für die good news zuständig.
    Die bevölkerung muss mobil gemacht werden, damit sie bei häuslicher gewalt nicht wegschaut. Uavdafürvsoll man die inseratengelder verwenden.
    Weder die betroffenen frauen sollen sich wegducken, noch die nachbarn die politik des nichteinmischens betreiben,.

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