Aktivistin auf »Vogue«-Cover
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg posiert für die Modezeitschrift “Vogue” – dabei nutzt sie die Gelegenheit für harte Kritik an der Branche.
Stockholm, 10. August 2021 | Aktivistin Greta Thunberg nutzt das Debüt der neuen “Vogue Scandinavia” für Kritik an der Welt der Mode: Die junge schwedische Klimaaktivistin ist auf dem Cover der ersten Ausgabe des Modemagazins abgebildet. Thunberg veröffentlichte das Foto, das sie in einem Wald mit einem Pferd zeigt, in den sozialen Medien und schrieb dazu: “Die Mode-Industrie trägt erheblich zum Klima- und Umweltnotfall bei, ganz zu schweigen von ihrem Einfluss auf die unzähligen Arbeiter und Gemeinschaften, die auf der ganzen Welt ausgebeutet werden, damit einige Fast Fashion genießen können, die viele als Wegwerfartikel behandeln.”
Schwedische Vogue will es “besser machen”
Im Gespräch mit der “Vogue Scandinavia” erzählt Thunberg unter anderem, sie habe seit Jahren keine neue Kleidung mehr gekauft. Das letzte Mal sei vor drei Jahren gewesen, und das auch lediglich gebrauchte Kleidung. “Ich leihe mir einfach Sachen von Leuten, die ich kenne.”
Wie Sonja Eisman, Herausgerberin des deutschen “Missy”-Magazins, gegenüber “Deutschlandfunk” erklärt, versuche das Konzept der “Vogue Scandinavia” es “tatsächlich besser zu machen als viele andere Magazine, beispielsweise mit einem ‘ausgeklügelten Umweltkonzept’ und ‘plastikfreier Verpackung'”. Außerdem werde laut Eismann nur eine geringe Auflage gedruckt. „Für die erste Ausgabe einer Skandinavien-Vogue war dieses Cover mit der vielleicht bekanntesten Skandinavierin unserer Zeit auf jeden Fall ein großartiger Marketingcoup“, so Eisman weiter.
Schwedischen Medienberichten zufolge gibt die neue Modezeitschrift an, Thunberg und das Journal teilten die Werte zu nachhaltigem Leben und Umweltschutz. Die Kleidung, die die Klimaaktivistin auf den Bildern trage, bestehe aus nachhaltigem, recyceltem Material.
Thunberg wirft Branche “Greenwashing” vor
Wie „Deutschlandfunk“ weiter berichtete, warf Thunberg der Branche vor, dass diese mit teuren Image-Kampagnen den Eindruck erwecke, nachhaltig, klimaneutral und fair zu sein. Dabei aber handelt es sich nach Thunberg fast immer um “Greenwashing” – also um Maßnahmen, mit denen sich die Modeunternehmen ein grünes Image verleihen wollen, ohne tatsächlich etwas für Klima und Umwelt zu tun. So, wie die Welt heute geformt sei, könne man Mode nicht in Massen produzieren oder nachhaltig konsumieren, schrieb die 18-Jährige – und fügte hinzu: “Das ist einer der vielen Gründe, warum wir einen Systemwechsel brauchen.”
Many make it look as if the fashion industry is starting to take responsibility, spending fantasy amounts on campaigns portraying themselves as ”sustainable”, ”ethical”, ”green”, ”climate neutral” or ”fair”. But let’s be clear: This is almost never anything but pure greenwash.2/3
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) August 8, 2021
IPCC-Bericht „solide, aber vorsichtig“
In Hinblick auf den neuen Bericht des Weltklimarates (IPCC) erklärte Thunberg auf Twitter und Instagram, dass sie die gestern veröffentlichten Ergebnisse nicht überraschten: “Er bestätigt, was wir schon aus Tausenden vorherigen Studien und Berichten wissen – dass wir uns in einem Notfall befinden”, schrieb sie.
It doesn't tell us what to do. It is up to us to be brave and take decisions based on the scientific evidence provided in these reports. We can still avoid the worst consequences, but not if we continue like today, and not without treating the crisis like a crisis. 2/2
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) August 9, 2021
Die 18-Jährige bezeichnete den Bericht als “solide, aber vorsichtige” Zusammenfassung des derzeitigen Wissensstands. “Es liegt an uns, mutig zu sein und basierend auf den in diesen Berichten bereitgestellten wissenschaftlichen Erkenntnissen Entscheidungen zu treffen”, so Thunberg. Jetzt könnten die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermieden werden, “aber nicht, wenn wir weitermachen wie heute und nicht, ohne die Krise wie eine Krise zu behandeln.”
(jz)
Titelbild: APA Picturedesk