Eine neue Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union, Grüne und SPD nur wenige Prozentpunkte voneinander entfernt. Der bis dato lahme Wahlkampf könnte nun an Dynamik gewinnen.
Berlin, 11. August 2021 | Die aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa (im Auftrag von RTL/N-TV) hat durchaus Sprengkraft. Union, Grüne und SPD liegen demnach immer näher beieinander.
SPD mit größtem Zugewinn
So kommt die Laschet-Union auf 23%, der mit Abstand schlechteste Wert der Konservativen in der Geschichte. Die Grünen stabilisieren sich bei 20%, während die SPD mit 19% ihre Chancen wahrt. Das ist gleichzeitig der beste Wert der Roten seit April 2018.
Sonntagsfrage zur Bundestagswahl • Forsa für RTL/n-tv: CDU/CSU 23 % | GRÜNE 20 % | SPD 19 % | FDP 12 % | AfD 10 % | DIE LINKE 7 % | Sonstige 9 %
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Die Partei von Kanzlerkandidat Olaf Scholz machen den größten Sprung von allen. Vor einer Woche lagen sie beim selben Institut 3 Prozentpunkte schlechter. Zudem liegt der Finanzminister in allen Umfragen zu einer fiktiven Direktwahl vorne, teils mit deutlichem Vorsprung vor seinen Kontrahenten Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne).
Kleinparteien Zünglein an der Waage
Die liberale FDP macht mit einem Prozentpunkt plus einen Sprung auf 13%, während die Linke mit 6% langsam um den Einzug zittern muss. Dies dürfte auch an Flügelkämpfen liegen, die entlang der Debatte um Identitätspolitik öffentlich ausgetragen werden. Die rechtsradikale AfD stagniert bei 10%. Überraschend ist der Wert der Sonstigen: mit 9% liegt er vier Prozentpunkte höher als bei der letzten Bundestagswahl 2017.
Spannend könnte im Verlauf des Wahlkampfes auch die Frage um die Chancen der Freien Wähler werden. Die bürgerliche Partei trat bislang nur bei Regional- und Landtagswahlen an. In Bayern ist sie in der Koalition mit der CSU, streitet aber mit ihr um den richtigen Coronakurs. Derzeit liegt sie auf Bundesebene in mehreren Umfragen bei etwa 3 bis 4%. Für den Einzug in den Bundestag braucht es 5% oder drei Direktmandate.
Wer Deutschland künftig regieren wird, ist so offen wie lange nicht. Neben einer Jamaika-Koalition aus CDU, Grüne und FDP oder einer Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP, ist auch erstmals eine sozialliberale Koalition aus Grünen, SPD und FDP möglich. Ebenfalls hätte eine rot-rot-grüne Koalition die Chance, einen Kurswechsel einzuleiten. Die regierende Große Koalition hätte demgegenüber keine Mehrheit, ebensowenig wie eine schwarz-grüne Koalition.
Wahlkampf ohne Inhalt, aber mit Aussetzern
Die Forsa-Umfrage könnte jetzt neuen Schwung in den bislang eher inhaltsarmen Wahlkampf bringen. Aussetzer wie jener von CDU-Laschet, der bei einer Rede des Bundespräsidenten im Zuge der Flutkatastrophe im Hintergrund herumalberte, dominieren die politische Debatte. Zuvor hatte Grünen-Kandidatin Baerbock mit Plagiatsvorwürfen negative Schlagzeilen gemacht. SPD-Scholz ist derzeit wegen eines Werbespots, der Laschets christlich-radikalen Berater in den Blick nimmt, erstmals im Fokus negativer Berichterstattung. Die SPD nahm nach Kritik der CDU den Werbespot wieder vom Netz.
(wb)
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