Donnerstag, März 28, 2024

Biden sieht Versagen bei afghanischer Regierung

US-Präsident nimmt in einer Rede erstmals Stellung zu den Ereignissen in Afghanistan. Er verteidigt seine Entscheidung und erhebt schwere Vorwürfe gegen die afghanischen Streitkräfte, die nach ihm kampflos kapituliert hätten.

Wien, 17. August 2021 | Nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan und dem daraus resultierenden Chaos in den vergangenen Tagen stand US-Präsident Joe Biden unter öffentlichem Druck eine Stellungnahme abzugeben. Aufgrund dessen hielt er am Montag im Weißen Haus seine erste öffentliche Ansprache seit der Machtübernahme der Taliban. Dabei verteidigte er voller Überzeugung seine Entscheidung.

„Jetzt zu gehen war die richtige Entscheidung“

Das Ziel der US-Mission in Afghanistan sei nie der Aufbau eines Staates sondern der Kampf gegen den Terrorismus und der Sieg über die Al-Qaida gewesen, stellte Biden gleich zu Beginn seiner Rede klar. Dieses Ziel sei schon längst erreicht worden und der Kampf gegen islamistische Terrorgruppen könnte auch ohne US-Militärpräsenz vor Ort geführt werden. „Wenn sie unser Personal angreifen oder unsere Operationen stören, wird die US-Präsenz schnell sein und die Antwort wird schnell und energisch sein. Wir werden unser Volk notfalls mit vernichtender Gewalt verteidigen.“, hieß es anschließend in warnendem Ton. Er stehe felsenfest hinter seiner Entscheidung, denn es hätte keinen guten Zeitpunkt gegeben Afghanistan zu verlassen, aber er hätte diese Entscheidung keinem weiteren Präsidenten übergeben wollen.

Afghanen nicht hart genug gekämpft

Man hätte nicht damit gerechnet, dass der Vormarsch der Taliban sich in der Geschwindigkeit entwickeln würde. Das sei jedoch der afghanischen Führung, die mittlerweile das Land vermeintlich mit vier Autos voller Geld und einem Helikopter verlassen hat und den afghanischen Streitkräften, die teilweise kampflos aufgegeben hätten, verschuldet gewesen. Man hätte die Sicherheitskräfte jahrelang ausgebildet und mit allem ausgestattet, aber man habe ihnen nicht den Willen für ihre Zukunft zu kämpfen geben können. „Amerikanische Truppen können und sollten nicht in einem Krieg kämpfen und in einem Krieg sterben, den die afghanischen Streitkräfte nicht bereit sind, für sich selbst zu führen.”

Kritik von den Republikanern

Biden verwies auf die Entscheidungen und Fehltritte seiner Vorgänger. Insbesondere Ex-Präsident Donald Trump habe ihm einen ausverhandelten Deal hinterlassen, an den er sich hätte halten müssen. Für den Republikaner und Ex-Soldaten Michael Waltz, der selbst in Afghanistan war, ist das nur eine „schwache und billige Ausrede“. Waltz sagte, er sei nicht einverstanden mit dem, was die Trump-Administration getan habe, aber “das gibt der Biden-Administration keine Entschuldigung dafür, dass sie mit irgendeiner Idee, die sie geerbt hat, fortfahren musste.”

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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11 Kommentare

  1. Trump war der Zunda, und hat seinen Nachfolgern verbrannte politische Erde hinterlassen. Den löchrigen Trump/Taliban-Deal nachzubessern wird schwierig, war aufmerksamen Beobachtern schon am 29. Feb. 2020 in Doha, klar.
    …Das die westlichen Truppen erst das Land verlassen würden, wenn die Afghanen (Regierung und Taliban) Frieden geschlossen haben, steht nicht im Doha-Deal.
    …Eine Verpflichtung zur Verringerung der Gewalt steht ebenfalls nicht im Abkommen, von einer Waffenruhe ganz zu schweigen.
    Laut Khalilzad habe es mündliche Absprachen gegeben. Stimmt, sagen die Taliban: Man habe aber nur zugesagt, keine US- und verbündeten Truppen und nicht mehr die Städte anzugreifen – und das auch eingehalten. Formal gesehen verletzen sie also mit Angriffen auf die afghanischen Regierungstruppen in ländlichen Gebieten das Abkommen nicht.
    …das Doha-Abkommens, an dem die Taliban als einzige afghanische Partei beteiligt waren und von dem die afghanische Regierung ausgeschlossen blieb.

  2. Die neue afghanische Taliban-Führung dürfte daran interessiert sein, dass möglichst viele ihrer Bürger gen Europa auswandern. Schliesslich spülen sie mit Geldüberweisungen aus der Sozialhilfe bald ordentlich Devisen ins Land. Und für Bevölkerungsnachschub ist in Afghanistan ohnehin gesorgt bei 4,47 Geburten pro Frau (Stand 2018).

    • Trump hat wenigstens keinen Krieg angezettelt. Biden (oder besser: seine Hintermänner) sind da schon anders geweickelt.

  3. Anscheinend ist der Biden doch nicht so intelligent wie uns das die Scheineliten erklärten, Aufrecht gehen, muss doch genügen, oder?

  4. Die Bewaffnung der lokalen Armee war nur eine Auftragsbeschaffung für die US Waffenindustrie.
    Was macht die afghanische Luftwaffe mit modernen US-Maschinen ohne Wartungsfirmen, die mit abgezogen sind?

  5. Jo Biden lädt ein:
    https://www.nzz.ch/international/der-amerikanische-praesident-joe-biden-laedt-staats-und-regierungschefs-zu-gipfel-fuer-demokratie-ld.1639989?reduced=true
    “Der Präsident der USA will an einem Demokratie-Gipfel mit anderen Staatsoberhäuptern über Verteidigung gegen Autoritarismus, die Bekämpfung der Korruption und Förderung der Achtung der Menschenrechte sprechen.” – Ein Jahr später soll es eine Evaluaton der hier beschlossenen Massnahmen geben!
    Ob da Österreich auch dabei sein wird? Aber mit welchem Vertreter? (ein strafrechtlicher Vorgänge verdächtiger Kanzler wird sich wohl nicht als Vertreter dort präsentieren können?)

    Kann mir aber nicht vorstellen, dass er hier Afghanistan und die Taliban einladen wird und wenn doch, dass diese dann einer solche Einladung folgen werden?

  6. Ist Biden gesundheitlich überhaupt tauglich oder nur eine Marionette? Man wird nicht recht schlau aus dem Mann.
    Ein ungeordneter Rückzug bedeutet einen großen Gesichtsverlust für die USA und die NATO – wieso nimmt man den einfach hin? Die militärischen Mittel für eine geordnete Evakuierung sind sicher gegeben, wieso werden sie nicht eingesetzt?

  7. Klar, viele Politiker sind die bessere Wahl als ein Trump. Aber ausgerechnet der?

    Weiß der überhaupt, wo Afghanistan liegt und was die Amis die letzten Jahre dort getrieben haben? Der ist ja bei jeder 2. PK desorientiert, neulich hat er den richtigen Weg vom Hubschrauber ins Weiße Haus nicht gefunden…….

    Für mich ist Biden ein Spott auf die Bevölkerung durch die Dems. Damit haben sie endgültig demonstriert wie überlegen sie sich fühlen, indem sie einfach eine demente Sprechpuppe in die 1. Reihe stellen, und hinter seinem Rücken die Fäden ziehen.

    Scheint aber ein internationaler Trend zu sein. Demokratien gehören nicht mehr den Bürgern, sondern den Konzernen und Investmentfonds…..

    Zeit für eine echte Revolution.

    • Mein uralter Ami Freund ist gar nicht happy mit Biden und hat gesagt:

      ‘Europe should send all the refugees over to the states. We started it and now we should deal with it.’

      Ich hab nicht widersprochen.

  8. Kalr, wie ein Poops im Kino, man schaut immer den Nachbarn strafend an.

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